Umweltbüro Lichtenberg

Alle Jahre wieder...

Der griechische Philosoph Aristoteles glaubte, Vögel hielten Winterschlaf. Im Mittelalter wurden Masseneinflüge, sogenannte Invasionen gewisser Arten, als Vorzeichen für Krieg und Pest gedeutet. Noch im 18. Jahrhundert glaubten Wissenschaftler, dass Schwalben die kalte Jahreszeit im Schlamm von Teichen und Seen verbringen würden. Noch länger, nämlich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, hielt sich der Aberglaube, dass sich der Kuckuck im Herbst in den ähnlich aussehenden Sperber verwandle, einen kleinen Greifvogel. Erst im 19. Jahrhundert konnte aufgrund sogenannter Pfeilstörche einwandfrei belegt werden, dass Störche den Winter in Afrika verbringen. Damals wurde ein Storch auf seinem Weg zurück nach Europa mit einem Jagdpfeil am Hals verletzt. Er überstand den Flug trotz Pfeil. Später konnten verschiedenste Pfeile bestimmten ethnischen Gruppen in Afrika zugeordnet werden. Insgesamt sind 25 Exemplare dieser Pfeilstörche bekannt.

Heute weiß man, dass sich alleine zwischen Europa und Afrika fünf Milliarden Vögel auf den Weg in den warmen Süden machen. Warum sie das tun und wie sie ihren Weg finden, wollen wir nun etwas näher beleuchten.

Die wichtigste Ursache sind nicht etwa die sinkenden Temperaturen, sondern das nach Jahreszeit variierende Nahrungsangebot. Der Großteil der Vogelarten gehören zu den Insektenfressern, diese finden in den Sommermonaten genügend Angebot. In den Wintermonaten sind die Temperaturen aber meist so niedrig, dass keine Insekten zu finden sind. Etwa drei Viertel aller Vogelarten ziehen deshalb im Herbst in Gebiete, in denen sie wieder ein großes Nahrungsangebot finden. Würden die Vögel den Winter über im Brutgebiet bleiben, würden sie verhungern. Der Vogelzug ist also eine Anpassung jener Arten, die eigentlich nur in warmen Gebieten überleben können. Ob, wann und wohin ein Vogel in den Süden fliegt, ist genetisch vorgegeben. Flugrichtung und Flugdauer sind angeboren. Beobachtungen haben gezeigt, dass auch nicht freilebende Vögel ohne Kontakt zu Artgenossen den Drang verspüren, im Herbst davon zu fliegen.

 

Je nachdem, wie weit die Distanz ist, die die Vögel auf ihrem Zug zurücklegen, wird zwischen Langstrecken- und Kurzstreckenziehern unterschieden. Dabei gilt, je weiter ein Vogel in den Süden zieht, desto früher im Jahr macht er sich auf den Weg. Die meisten Insektenfresser sind Langstreckenzieher, da ihre Nahrung im Winter in Europa nicht mehr in ausreichender Menge aufzufinden ist. Ihre Winterquartiere liegen oft südlich der Sahara in Afrika. Typische Arten sind zum Beispiel der Mauersegler, der Weißstorch oder die Schwalben.

Kurzstreckenzieher überwintern hingegen in Klimazonen, die ihren Brutgebieten ähneln. In Europa liegen ihre Winterquartiere deshalb in der Regel im südlichen Mitteleuropa und im Mittelmeerraum. Bekannte Vertreter der Kurzstreckenzieher sind Feldlerche, Rotkehlchen und Hausrotschwanz.

Weiterhin wird auch noch die Gruppe der Teilzieher unterschieden, das heißt, dass nur ein Teil der Population in wärmere Gebiete fliegt, während der andere Teil im Brutgebiet verbleibt. Das kann für die einzelnen Tiere Vor- und Nachteile haben. Ist der Winter im Brutgebiet hart, kommen viele der dort verbliebenen Vögel ums Leben. Die weggezogenen Artgenossen sind dann im Vorteil. Ist der Winter im Brutgebiet hingegen mild, erhöht sich die Überlebenschance der sesshaften Vögel, da sie sich nicht den Gefahren des kräftezehrenden Vogelzugs ausgesetzt haben. Außerdem können sie im Frühling die besten Brutreviere schon für sich besetzen, noch bevor ihre weggezogenen Artgenossen zurückkehren. Viele Teil- und Kurzstreckenzieher ernähren sich nur in der Brutzeit von Insekten, damit die Jungen viele Proteine bekommen um zu wachsen. Außerhalb der Brutzeit ernähren sie sich von Samen, Nüssen und Früchten. Typische Teilzieher sind Amsel und Rotkehlchen.

 

Wie orientieren sich Zugvögel?

 

Es sind mindestens drei Faktoren bekannt, mit deren Hilfe sich Zugvögel orientieren: die Sonne, die Sterne und das Erdmagnetfeld. Für die Orientierung am Erdmagnetfeld kommt eine Art innerer Kompass, der sogenannte Magnetsinn, zum Einsatz. Bereits in den 1960er Jahren konnte erstmals nachgewiesen werden, dass Vögel mit Magnetfeld-Rezeptoren den Neigungswinkel des Erdmagnetfeldes wahrnehmen und sich so orientieren können. Auch der Stand der Sonne wird von vielen Zugvogelarten zur Orientierung genutzt. Dies setzt voraus, dass die Vögel die Position der Sonne zu jeder Tageszeit kennen, also eine innere Uhr besitzen. Einige Vögel können sich auch am nächtlichen Sternenhimmel orientieren, wobei vor allem die Gesamtrotation des Sternenhimmels betrachtet wird. Diese astronomische Navigation muss von den Vögeln aber erst erlernt werden.

 

Auch wird angenommen, dass sogenannte Landmarken, wie Hügel, Berge oder auch Autobahnen und die Beleuchtung von Großstädten bei der Orientierung von Zugvögeln eine Rolle spielen könnten. Auf dem Weg in den Süden lauern aber auch menschengemachte Gefahren, wie Stromleitungen und schlecht isolierte Strommasten. Auch Siedlungsgebiete und Verkehrsflächen stellen für manche Vögel Hindernisse dar. Die Lichtverschmutzung in dichtbesiedelten Regionen beeinträchtigt in der Nacht die Orientierung von Zugvögeln anhand des Sternenhimmels. Die Zerstörung wichtiger Rastplätze ist ein weiterer Bedrohungsfaktor.

Davon unabhängig ist die Reise ins Winterquartier anstrengend und gefährlich. Die Tiere müssen Hindernisse wie Gebirge, Wüsten und Meere überqueren und sind gleichzeitig Wetterphänomenen ausgesetzt. So können Stürme die Vögel über weite Strecken von ihrem eigentlichen Kurs abbringen.

Ein großes Problem ist zudem die weitverbreitete Wilderei von Zugvögeln in den Ländern um das Mittelmeer. Die Naturschutzorganisation Birdlife Schweiz geht davon aus, dass im Mittelmeerraum jährlich rund 25 Millionen Vögel illegal getötet werden. Die Tiere werden geschossen oder mit Leimruten, Netzen und Fallen gefangen. Diese Fangmethoden bedeuten oft einen qualvollen Tod. Über den Schwarzmarkt werden die Tiere an Restaurants und Private als Delikatessen verkauft.

 

 

 

 

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