Umweltbüro Lichtenberg


Wespenplage – Eine Frage der Perspektive

Wer wohnt eigentlich bei mir?

In Deutschland gibt es 16 heimische, sozial lebende Wespenarten. Zur Hauptwespenzeit im August sind aber bis auf drei Arten bereits alle anderen gestorben. Nur die Völker der Deutschen Wespe (Vespula germanica), der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) und der Hornisse (Vespa crabro) leben noch bis Ende Oktober. Erdwespen sind übrigens keine eigene Art. So werden – im Gegensatz zu Papierwespen – umgangssprachlich alle Wespen bezeichnet, die ihr Nest im Boden gebaut haben. Oft handelt es sich dabei um die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe, aber auch die Rote Wespe und gelegentlich die Waldwespe.

Falls Sie genau wissen wollen, welche Wespe bei Ihnen eingezogen ist, dann ist die Seite aktion-wespenschutz.de sehr zu empfehlen. Hier findet man Steckbriefe zu allen Arten und Informationen dazu, welche Wespenarten zurzeit überhaupt noch aktiv sind.

 

Wie groß wird ein Volk und was fressen Wespen eigentlich?

Bei der Deutschen und der Gemeinen Wespe erreicht die Population im August und September ihr Maximum. Die Völker können dann mehrere Tausend Tiere umfassen. Bei der Deutschen Wespe wurde schon ein Volk mit 10.000 Tieren gezählt. Dann wird besonders viel Eiweiß für die Aufzucht der Larven benötigt. Für die Versorgung ihrer Brut jagen Wespen andere Insekten, verschmähen aber auch Aas nicht. Wespen und Hornissen sind also äußerst nützliche Tiere und haben ihren festen Platz im Nahrungsgefüge. Wer ein Nest im Garten hat, braucht sich um Mücken und Fliegen weniger Gedanken zu machen, denn bis zu 3.000 Fliegen, Mücken, Raupen, Motten, Spinnen und andere Kleintiere vertilgt ein kleiner Wespenstaat am Tag.

Da aber eine Wurst auf dem Teller der schnellere Fleischlieferant ist, weichen Wespen im Sommer gerne auf unsere Teller aus und erscheinen als ungeladene Gäste zur Grillparty. Der Insektenschwund verstärkt den Druck noch zusätzlich.

Ab Ende September werden keine Larven mehr produziert. Dann suchen die Arbeiterinnen wieder zuckerhaltige Nahrung für sich selbst und bevorzugen reifes Obst aber auch Kuchen, Eis und Limonaden.

 

 

 

Der Schutzstatus der Schwarz-gelben Insekten

Wer ein Wespennest in seinem Garten oder am Haus entdeckt, sollte auf keinen Fall selbst aktiv werden. Denn auch wenn Wespen im Allgemeinen als friedfertig gelten, bei der Verteidigung ihrer Nester kennen sie kein Pardon. Außerdem sind Wespen und Hornissen wie alle wildlebenden Tiere (und Pflanzen) in Deutschland laut § 39 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und dürfen nicht ohne vernünftigen Grund in ihrer Entwicklung gestört oder gar getötet werden. Der Berliner „Verband für bürgernahe Verkehrspolitik“ hat in einem Onlinekatalog die Bußgelder aus dem Bundesnaturschutzgesetz zusammengefasst. Wer also zum Beispiel in Berlin Bienen, Wespen, Hornissen, Käfer, Schmetterlinge oder andere Insekten fängt, verletzt, tötet oder ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten beschädigt oder zerstört, kann mit Geldstrafen bis zu 50.000 € belangt werden. Die Höhe der Strafe wird individuell nach Prüfung des Falls festgelegt.

 

Kleine Umbaumaßnahmen ermöglichen ein Zusammenleben

Oft ist eine Zerstörung oder Umsiedlung eines Wespen- oder Hornissennestes jedoch nicht nötig, wenn es am Haus, auf dem Dachboden, dem Balkon, im Garten, im Schuppen und dergleichen mehr Orten entdeckt wird. Oft genügen die vorübergehende Absperrung eines Gartenteils mit provisorischem Zaun, Flatterband und Hinweiszettel, die Verlegung des Einflugloches, die Einmantelung des Wespennestes bzw. des Hornissennestes im Schuppen oder Dachboden mit Fliegendraht oder auch die Lenkung des An- und Abflugbetriebes durch eine alte Gardine. Kleine Umbauten am Nesteingang auch bei Nestern im Boden können helfen, um eine Nest-Umsiedlung zu vermeiden. Experten vom NABU, dem BUND und anderen Naturschutzverbänden bieten fachliche Beratung an.

Wespen- und Hornissenvölker leben übrigens nur einen Sommer lang. Im Herbst, allerspätestens mit dem ersten Frost, sterben sie ab und nur die im Herbst begatteten jungen Königinnen überwintern in einem geschützten Versteck– etwa in einem Mauseloch, in einem Mauerspalt oder in einer Baumhöhlung. Das alte, verlassene Nest wird im kommenden Jahr nicht neu besiedelt. Da es im Winter nützlichen Insekten wie Marienkäfern und Florfliegen als Winterquartier dient, sollte es erst im zeitigen Frühjahr entfernt werden.

 

Umsiedeln – Entfernen – Vernichten?

Bei einer möglichen Umsiedlung, die unbedingt von einer Fachkraft durchgeführt werden sollte, muss darauf geachtet werden, dass das gesamte Nest mit Eiern, Larven und Puppen sowie allen dazugehörenden Tieren mitsamt der Königin eingefangen und umgesiedelt wird. Der neue Neststandort muss je nach Art mindestens vier Kilometer vom ursprünglichen Standort entfernt sein. Nach der Umsiedlung benötigen die Tiere eine Startfütterung und regelmäßige Kontrolle. Insbesondere im Sommer sind die meisten Nester für eine Umsiedlung bereits zu groß.

Die von Schädlingsbekämpfern häufig angebotene ‚Entfernung von Wespen‘ meint meist nichts anderes als das Vergiften des Volkes oder das Lebendeinfangen der Flugtiere ohne Umsiedlung des Nestes. In beiden Fällen wird das Volk vernichtet. Fragen Sie daher im Zweifelsfall nach, was gemeint ist.

Man braucht immer einen vernünftigen Grund, um gegen Tiere vorzugehen. Die Beschwerde eines Nachbarn reicht nicht aus. Es besteht auch keine gesetzliche Verpflichtung. Und denken Sie daran, nur weil Sie ein Nest vernichten, haben Sie noch keinen wespenfreien Sommer.

 

Tipps für eine friedliche Koexistenz

Besser ist es, vorzusorgen und folgende Tipps zu berücksichtigen:

  • keine Speisen ohne Abdeckung stehen lassen – Düfte ziehen an

  • süße Parfüms oder Cremes meiden, da allein der Geruch Wespen anlockt

  • bunte Farben wie gelb und rot wirken auf Wespen besonders anziehend

  • reife Früchte im Garten zeitnah abernten bzw. aufsammeln

  • Mülleimer verschließen, keine Lebensmittelreste auf den Kompost werfen

  • Fliegengitter oder Lamellen-/Fadengardinen helfen gegen Wespen in der Wohnung

  • nicht nach Wespen schlagen, sondern besser Ruhe bewahren

  • die Wespe auf keinen Fall anpusten, da der höhere Kohlendioxid-Gehalt der Atemluft Wespen aggressiv macht

  • Zitronen (-scheiben) mit Gewürznelken bestücken und auf den Tisch stellen – Wespen mögen den Geruch von Zitronen und Nelkenöl gar nicht

  • Wespen rechtzeitig durch eine andere entfernt liegende Nahrungsquelle vom Tisch ablenken

  • im Freien Getränkebecher abdecken und aus sehr dünnen Strohhalmen trinken

  • einzelne lästige Wespen in einem umgestülpten Glas bis zum späteren Freilassen „ruhig stellen“ – Wespen können sich, anders als Bienen, nicht gegenseitig über Nahrungsangebote informieren

  • im Sommer nicht ohne Schuhe über Wiesen laufen

  • über Kinderwägen helle Tüllgardine anbringen und verschmierte Kindermünder öfter abwischen, da bereits der Geruch Wespen anlockt.

 

Erste Hilfe bei Stichen

Ein Stich ist zwar schmerzhaft, aber für die meisten Menschen nicht wirklich gefährlich. Nur fünf Prozent der Bevölkerung reagieren auf Wespenstiche allergisch. Ein Stich in Hals und Gesicht kann jedoch aufgrund der Schwellung schnell kritisch werden, daher sollte man in diesen Fällen zum Arzt gehen. Kinder sollten dennoch frühzeitig auf Insektengiftallergien getestet werden, da diese oft lange unerkannt bleiben.

Als Erste-Hilfe-Maßnahme das Gift herausdrücken (nicht heraussaugen, da es sonst an die empfindlichen Schleimhäute gelangt) und die Stellen kühlen. Speichel, eine Zwiebel oder Essigwasser können ebenfalls helfen. In der Apotheke erhält man spezielle Insektenstichstifte für den Notfall.

 

Quellen:

http://darmstadt.bund.net/service_und_beratung/wespen_und_hornissen/
https://www.derwesten.de/staedte/bochum/wespenplage-2018-wespe-prognose-id214809151.html

https://www.derwesten.de/region/insekten-bussgeld-wespen-bienen-nrw-toeten-id214135523.html

https://www.hna.de/lokales/frankenberg/hessen-ort28811/wespen-plage-gefahr-warnung-hessen-10019166.html

https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/vermeintliche-quaelgeister-tipps-und-tricks-zur-wespenplage/8643772.html


 

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