In Brandenburg gibt es auch eine Servicestelle BNE, die vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz beauftragt wurde, BNE-Qualitätskriterien (BNE-QK) für Bildungsangebote außerschulischer Anbieter:innen im Land Brandenburg zu entwickeln und das Verfahren zur Zertifizierung von Angeboten zu nutzen.
Die Servicestelle hat im April 2019 ihre Arbeit aufgenommen. Hinter ihr steht eine zivilgesellschaftliche Trägergemeinschaft aus der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Brandenburg e.V., dem Verbund entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen (VENROB) sowie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE).
Warum ist Bildung für nachhaltige Entwicklung den Brandenburger:innen so wichtig?
Bildung für nachhaltige Entwicklung bringt Vorteile für Mensch, Betrieb, Kommune und Politik. Sie ist der Schlüssel zum Verständnis, was nachhaltiges Leben bedeuten kann: Klimaschutz, Kostensenkung aufgrund effizienterer Ressourcennutzung, Ökosystemdienstleistungen durch Erhalt von Arten und Biotopen, Wohlstand durch friedliche Koexistenz.
Die Welt verändert sich gerade rasant und alles hängt mit allem zusammen. Das erfordert ein Umdenken, um die globalen, nationalen und regionalen Herausforderungen zu meistern. Dafür müssen sich Einrichtungen, Vereine, Einzelpersonen etc. weiterentwickeln und auch immer die Qualität ihrer Angebote überprüfen, um sie den veränderten Bedingungen anzupassen.
Hier kommt die Servicestelle BNE ins Spiel:
Sie möchte Anbieter:innen außerschulischer Bildung unterstützen, BNE in der eigenen Institution und in ihren Bildungskonzepten zu verankern und die Qualität ihrer Angebote entsprechend weiterzuentwickeln. Die Zertifizierung ist dabei das Ziel des Prozesses.
„Unsere zentrale Aufgabe ist die Unterstützung und der Kompetenzaufbau bei den Akteur:innen, um gute BNE-Angebote zu machen“,sagt Katrin Gewecke von der Servicestelle BNE Brandenburg in der Broschüre Der Brandenburger Lernweg- Qualität in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Sie ist eine der Koordinatorinnen der Servicestelle und begleitet die Zertifizierung, auch um gute Bildung für BNE nachvollziehbar und sichtbar zu machen.
Dabei spielen alle Bereiche der BNE, wie z. B. Globales Lernen, Umweltbildung, Waldpädagogik oder die Politische Bildung eine Rolle. BNE soll damit landesweit ausgeweitet und gestärkt werden.
Anja Zubrod, ebenfalls von der Servicestelle, sagt dazu: „Wichtig ist es, Qualitätsentwicklung als Prozess zu betrachten. Es kann nicht ausschließlich darum gehen, Kriterien abzuhaken, sondern es geht darum sich weiter zu entwickeln. Die Kriterien können dabei helfen.“ (Der Brandenburger Lernweg)
Und bedeuten Qualitätsverbesserungen nicht immer auch, eine größere Wirkung auf die Zielgruppe auszuüben und somit auch zur Veränderung unserer Gesellschaft beizutragen?
Und was ist eigentlich mit Berlin?
Auch in Berlin und vor allem im grünen Bezirk Lichtenberg mit zahlreichen Engagierten, ist in der Umweltbildungsszene immer wieder der Wunsch nach mehr praktischem Tun zu vernehmen, das etwas nachhaltig bewirkt und verändert.
Es gibt die Koordinierungsstelle Natur- und Umweltbildung (KS-NUB), es gibt das Umweltbüro Lichtenberg, den Arbeitskreis Umwelt und Bildung (AUB), eine Klimaschutzbeauftragte und viele weitere diverse Akteur:innen im Bereich Umwelt-, Natur-, Klima- und Nachhaltigkeitsbildung. Wir alle wollen in der ein oder anderen Art und Weise mit unseren Angeboten die Gesellschaft transformieren, hin zu mehr Bewusstheit für unsere Mitwelt, die Tiere, die Pflanzen, das Miteinander. Uns alle eint auch die Sorge ums Klima.
Wäre es nicht ein Gewinn, unsere Angebote mit einer Servicestelle wie der in Brandenburg zu reflektieren? Das, was gut funktioniert, auszubauen und das, was besser laufen könnte, zu verändern oder weiter zu entwickeln?
Qualifizieren könnten sich wie in Brandenburg Solo-Anbietende genauso wie Institutionen und alle würden dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen.
Fragen, wie sie im Kriterienkatalog zur Zertifizierung in Brandenburg vorkommen, könnten dabei auch für uns hilfreich sein:
Das Angebot betreffend könnten man sich fragen: Was will ich mit meinem Angebot überhaupt erreichen? Biete ich Angebote an, die zur Zielgruppe passen? Werden mindestens zwei der vier Dimensionen der Nachhaltigkeit- ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Dimension- in meiner Veranstaltung berücksichtigt? Passen die Methoden, um den Teilnehmenden die Inhalte erlebbar zu machen und Sachverhalte zu erproben? Basieren sie auf den Alltagssituationen der Zielgruppen und wirken sie aktivierend? Sind sie interaktiv und fördern Selbstbestimmtheit und Partizipation?
Die Institution betreffend könnte man sich fragen; ob man nach außen authentisch als nachhaltige Einrichtung wahrgenommen werden kann. Oder wie BNE in der Organisation verankert ist. Wie verpflichtend ist sie für die Handelnden und wie wird sie mit Leben gefüllt? Wie profiliert sich die Organisation? Was macht sie besonders?
Dabei ist es wichtig zu betonen, dass nicht alle Kriterien für eine Zertifizierung in Brandenburg erfüllt sein müssen. Aber die Auseinandersetzung mit ihnen ist wichtig, denn sie steigert die Qualität des Bildungsangebotes und der Institution.
Die Villa Fohrde, ein Bildungsträger in Brandenburg, erhielt vom dortigen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Fördermittel, um exemplarisch die Umsetzung des Qualitätskatalogs in ihrer Einrichtung testen zu können. Julia Wunderer, verantwortliche Ansprechpartnerin bei der Villa Fohrde, beschreibt folgende Verbesserung durch die Qualitätsentwicklung: „…Inzwischen sehen wir deutlich die strukturellen Veränderungen, eine veränderte Pädagogik und erleben eine steigende Nachfrage durch die nachhaltige Profilierung nach außen…“ Und weiter: „…Für uns ist wichtig nach außen authentisch und überprüfbar als nachhaltige Bildungseinrichtung aufzutreten. Dafür ist eine Zertifizierung hilfreich…“
Die Villa Fohrde hat im Rahmen der Zertifizierung ihre Lebensmittel-Lieferstrukturen und die Energieversorgung umstrukturiert, Einsparpotenziale genutzt sowie Anreize zur umweltfreundlicheren Anreise für die Zielgruppen gesetzt.
Der Brandenburger Lernweg, wenn Sie mich fragen, ein gangbarer und lohnenswerter Weg auch für Berlin!
Wenn Sie mehr über den Brandenburger Lernweg erfahren möchten, finden Sie hier die komplette Broschüre:
https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/BNE-BB-Lernweg1.pdf