Umweltbüro Lichtenberg

Lehmwände als Lärmschutz

In der Nähe des Ortes Nebelin soll die Autobahn A14 in naher Zukunft durch das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe in Brandenburg führen. Im Siedlungsbereich ist eine 570 Meter lange Lärmschutzwand gesetzlich vorgeschrieben. Die Forschungsgruppe hinter Alhambra Brandenburg sieht hier eine Möglichkeit, menschliche und naturschutzfachliche Belange miteinander zu verbinden. Eine Lärmschutzmauer überwiegend aus Lehm bestehend, soll neben dem funktionellen auch einen ökologischen Nutzen haben. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie des Zentrums für Peripherie, dessen Gründerin Ute Reeh, Projektleiterin von Alhambra Brandenburg ist, wurden die Vorteile einer solchen Lärmschutzwand aus Lehm untersucht. Zu diesem Zweck wurde im Sommer 2020 eine acht Meter lange Testmauer auf dem Gelände der Kita in Nebelin errichtet. Im Laufe der Untersuchungen wurde festgestellt, dass Lehm als Baumaterial langlebig und standsicher ist. Das beste Beispiel für die Robustheit von Lehm ist die Namensgeberin des Projekts: Die Alhambra in Granada, Spanien. Bereits seit 700 Jahren trotzt dort die Stadtmauer aus Lehm rund um die Burganlage Wind und Wetter.

 

Ein weiterer Vorteil von Lehmmauern ist die weniger problematische und umweltschonende Entsorgung bzw. Wiederverwertung des Materials, anders als bei konventionellen Baumaterialien. Außerdem führte die Machbarkeitsstudie zum Ergebnis, dass die Dämmwirkung einer Lehmmauer ebenso effektiv ist, wie die von klassischen Lärmschutzwänden.

 

Großes Potential für den Artenschutz bietet die Fahrbahnabgewandte Seite. Hier kann die Lärmschutzwand aus Lehm von unterschiedlichen Tierarten, wie Wildbienen oder Fledermäusen als Nistplatz genutzt werden. Somit könnte die Lehmmauer auch als Ausgleichsmaßnahme im Sinne des Naturschutzes für den Autobahnbau dienen.

 

Das Projekt zeigt auch, dass eine Nutzung von Lehm zukünftig auch für Großbauten interessant werden könnte. Hier steht vor allem die sogenannte Wellerlehm-Bauweise im Zentrum der Erforschung klimaneutraler Baumöglichkeiten. Traditionell wird Wellerlehm aus Lehm und Stroh handverarbeitet. Im Zuge der Forschungen wurde von den Projektbeteiligten eine Presse entwickelt, die die nötige Druckfestigkeit erzeugen kann, um Ziegel bestehend aus Lehm und Stroh herzustellen. Somit kann auch für Lehmgebäude eine sichere Standfestigkeit gewährleistet werden. Laut der Projektleiterin von Alhambra Brandenburg erfüllt die Wellerlehmbauweise sämtliche Voraussetzungen für klimagerechtes Bauen. Das dafür genutzte Stroh dient nicht nur als Festigungsmittel sondern auch als Co2-Speicher.

Die Erkenntnisse der Forschungsgruppe zum Lehmbau könnten demnach ein wichtiger Faktor in der von vielen geforderten ökologischen Bauwende sein.

 

Bis dahin sind noch einige Schritte nötig: Die Fertigstellung der Autobahn soll bis 2027 abgeschlossen sein. Das Projekt sieht vor, im Anschluss zunächst eine Lärmschutzwand mit Lehmanteilen zu errichten. Hierfür soll ein Lehmbau-Unternehmen in der Umgebung etabliert werden. In Austausch mit Ortsansässigen wird das Projekt konstant weiterentwickelt und könnte schon bald eine zukunftsfähige Möglichkeit für ökologisches Bauen werden.

 

Quellen:
Zentrum für Peripherie (o.J.): Brandenburgs Alhambra. Online verfügbar unter: https://zentrum-fuer-peripherie.org/alhambra/brandenburgs-alhambra/, letzter Zugriff am 21.10.21
Birrenbach, Andrea (2021) in LandInForm Ausgabe 3/21: Eine Alhambra für Brandenburg

 

 

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