Umweltbüro Lichtenberg

Superweeds - Resistente Unkräuter

Vor allem in den USA bereitet diese Entwicklung vielen Landwirten enorme Probleme, sie beklagen erhebliche Ernteverluste. Im Laufe der Zeit haben die Pflanzen eine Widerstandsfähigkeit gegen viele der gegen sie verwendeten Herbizide entwickelt. Je intensiver diese Mittel in der Landwirtschaft verwendet werden, desto widerstandsfähiger werden die Unkräuter. In manchen Gegenden werden Unkräuter wieder mit der Hand entfernt. Das führt zu einer enormen Steigerung der Kosten und des Zeitaufwandes in der Unkrautbekämpfung. Besonders hartnäckig verhält es sich mit dem Palmer Amaranth, dem bis zu 2,5 Meter hohen Fuchsschwanzgewächs. Dieses bildet so starke Triebe aus, dass selbst ein Traktor schwer dagegen ankommt. Es kann die Erträge von Soja- und Maisanbau um bis zu 91% verringern. 
     

Die Problematik der Superweeds wird besonders am entwickelten Wirkstoff Glyphosat deutlich. Glyphosat ist ein sogenanntes Totalherbizid, das gegen Unkräuter und Nutzpflanzen gleichermaßen wirksam ist. Das Herbizid wurde 1970 vom US-Konzern Monsanto entwickelt. Es unterbricht einen lebenswichtigen Stoffwechselprozess in den Pflanzen: Der Aufbau von bestimmten Aminosäuren wird gehemmt, die Pflanzen können lebenswichtige Eiweißstoffe (Proteine) nicht mehr bilden und sterben ab. Das Gift wird vor allem über die Blätter in die Pflanzen aufgenommen und verteilt sich über das gesamte Gewebe bis in die Wurzeln. Um das Herbizid beim Anbau von Soja, Mais und anderen Nutzpflanzen einsetzen zu können, wurden diese mithilfe der Gentechnik verändert und sind gegenüber dem Herbizid resistent. Fast flächendeckend werden in den USA gentechnisch veränderte Sojabohnen, Mais- und Baumwollpflanzen angebaut.

So kann Monsanto seine resistenten Samen zusammen mit dem glyphosathaltigen Herbizid verkaufen. Das hat zur Folge, dass es selbst bei einer veränderten Fruchtfolge nicht zu einer Pause bei dem Einsatz von Glyphosat kommt. Schon in den 1990er Jahren wurden die ersten Superweeds nach 15-jährigem Einsatz des Mittels in Australien bekannt. Die ersten herbizidresistenten Unkräuter in Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen tauchten im Jahr 2000 im US Staat Delaware auf. Monsanto selbst dementierte diese Auswirkungen und konnte sie in eigenen Untersuchungen nicht feststellen.

Auch in Deutschland werden inzwischen 32 Arten an herbizidresistenten Arten geführt. Die Pflanzen widerstehen inzwischen fast allen Wirkstoffen, die in den zugelassenen Herbiziden enthalten sind. Und das trotz nahezu gentechnikfreier Landwirtschaft in Europa. Die meisten resistenten Pflanzenarten gibt es in Frankreich und Italien, gefolgt von Spanien und Deutschland. Kamen sie anfangs nur im Norden Deutschlands vor, so haben sie sich nun auf das ganze Bundesgebiet ausgebreitet. Als Gründe werden hier vor allem die reduzierte Bodenbearbeitung, Monokulturen, die Missachtung der Fruchtfolge und die einseitige Anwendung von Unkrautvernichtungsmitteln angesehen. Die meisten Probleme auf deutschen Feldern bereiten der Acker-Fuchsschwanz, der sich vorwiegend in Wintergetreide ausbreitet, und der gemeine Windhalm. Acker-Fuchsschwanz tritt stellenweise so massiv auf, dass er den Anbau von Weizen stark behindert und im Extremfall sogar unmöglich macht. In der deutschen Landwirtschaft werden jährlich über 5.000 Tonnen Glyphosat ausgebracht, um das Unkraut auf den Äckern kurz vor der Aussaat abzutöten. Glyphosathaltige Spritzmittel werden außerdem im Obstbau sowie beim Anbau von Weihnachtsbäumen eingesetzt. In Deutschland sind 84 glyphosathaltige Mittel zugelassen, 46 davon für den Haus- und Kleingarten. 

Nicht nur auf die Ernte haben diese Totalherbizide Auswirkungen. Besonders erschreckend sind die langfristigen Folgen auf das Bodenleben, die Krankheitsabwehr der Pflanzen und andere Umweltbelastungen. Äußerst schädlich wirkt es sich auf Insekten, Amphibien und Fische aus. Glyphosat reichert sich im Boden an und kann durch Auswaschung ins Grundwasser gelangen. Bei der Anwendung auf Äckern verschwinden so ausnahmslos alle Pflanzen, die mit dem Mittel in Berührung kommen, also auch wertvolle Wildpflanzen. Weniger Wildpflanzen bedeutet aber auch weniger Lebensraum für Insekten und Schmetterlinge und damit weniger Nahrung für Vögel. Mittelfristig nimmt die Artenvielfalt unter dem Dauereinsatz von Breitbandherbiziden großen Schaden. 

Das Abwenden von bewährten Verfahren in der Landwirtschaft wie der vielfältigen Gestaltung der Fruchtfolge hat die Resistenzentwicklung gefördert. Der immer gleiche Anbau der gleichen Pflanzen und das gleichzeitige Behandeln mit denselben Herbiziden führen nicht nur zur Entstehung von Superunkräutern, es schadet auch vielen Nützlingen, die in den Ackerflächen ihren Lebensraum finden. Auch die Wildkräuter haben ihren Bestandsschutz, den sie stellen einen wichtigen Lebensraum für Insekten und diese die Nahrungsgrundlage für Vögel dar. Ohne die Kräuter würde dieser Kreislauf aus dem Gleichgewicht geraten. Ziel sollte es sein, die Unkräuter in ihrem Auftreten einzugrenzen, um die Ernten zu sichern, nicht sie komplett zu vernichten.  

Die Ausbreitung der Superweeds zeigen uns auf, dass es zukünftig dringend notwendig ist, Maßnahmen im Ackerbau zu nutzen, die mit der Natur arbeiten und nicht gegen sie. Die ökologische Landwirtschaft macht es vor. Vorausschauende Maßnahmen, wie die Bereinigung des Saatgutes vor der Aussaat, die Säuberung der Maschinen zwischen den Aussaaten aber auch eine möglichst vielfältige Fruchtfolge, wie der jährliche Wechsel von Halm- und Blattfrüchten, tragen zu einer nachhaltigen Nutzung und zur Eindämmung der Superweeds bei.

 

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