Palmöl ist ein billiges und vielseitig verwendbares Öl, das aus dem Fleisch der Früchte der in den Tropen beheimateten Ölpalme gewonnen wird – nicht zu verwechseln mit dem Kokosöl aus den Früchten der Kokospalme. Auch aus den Kernen der Palmfrüchte kann ein Öl, das Palmkernöl, gewonnen werden. Palmöl ist generell kein schlechtes Öl, da durch den Anbau auf vergleichsweise geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenöl gedeckt werden kann. Pro Flächeneinheit wird hierbei 10-mal so viel Öl produziert wie bei Raps oder Sonnenblume. Das Öl verbessert Geschmack, Wärmebeständigkeit und natürliche Beschaffenheit von Produkten und wird deshalb vor allem im Lebensmittelbereich genutzt. Die Produktion von Palmöl steigt seit einigen Jahren drastisch an. Auch in der EU steigt die Nachfrage nach Palmöl, da auf den heimischen landwirtschaftlichen Flächen nicht genug Pflanzenöl aus Raps oder Sonnenblume produziert wird. Genutzt werden diese Flächen zu großen Teilen für die Futtermittel- und Energiepflanzenproduktion. Letztendlich kommt es so zu einer Auslagerung des Flächenproblems und die EU ist zum viertgrößten Konsumenten für Palmöl geworden.
In den Anbauländern führt der stetig wachsende Bedarf an Palmöl zu einem erheblichen Flächenbedarf für Plantagen. Durch Brandrodung werden Regenwaldflächen nutzbar gemacht, was nicht nur die Biodiversität, Luft und Wasser negativ beeinflusst, sondern auch zur Verstärkung des Klimawandels führt. Indonesien ist zum drittgrößten Kohlenstoffemittent weltweit geworden, die Flächen der Plantagen haben sich dort seit 1990 verzehnfacht. Weltweit bedecken die Ölpalmen 12 Millionen Hektar, das entspricht einem Drittel der Fläche von Deutschland. Befürworter des Palmöls heben die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Einnahmen für die heimische Bevölkerung hervor, allerdings werden die Arbeitsbedingungen in den Plantagen wiederholt von Menschenrechtsorganisationen angeprangert. Es kommt zu Landnutzungskonflikten, schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen. Initiativen wie der „Round Table on Sustainable Palm Oil“ (RSPO) versuchen, eine nachhaltige Palmölproduktion zu fördern. Der internationale Zusammenschluss aus Palmölproduzenten, Händlern, Industrieunternehmen, Banken und Nichtregierungsorganisationen hat ein Zertifizierungssystem entwickelt, das verbesserte Anbaubedingungen für die Natur und die Arbeiter auf den Plantagen sicherstellen soll.
Doch wie sieht Palmöl eigentlich aus? Kaum ein Verbraucher hat den viel genutzten Rohstoff schon einmal gesehen. Frisch gepresstes Palmöl hat eine rote Farbe, was mit dem hohen Carotin-Gehalt zusammenhängt. Carotine, die auch in Mohrrüben und Tomaten enthalten sind, wirken sich positiv auf Augen, Haut, Schleimhäute und Körperzellen aus. Palmöl wird allerdings zur weiteren Verwendung gebleicht und desodoriert, das heißt, es werden die Farbstoffe und Aromen entfernt. Dabei geht auch ein Großteil der Carotine und Vitamin E verloren. Palmöl besteht zur Hälfte aus gesättigten Fettsäuren. Ein übermäßiger Verzehr dieser Fettsäuren kann hohe Cholesterinwerte und Herzkrankheiten auslösen. Außerdem enthält Palmöl die 3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureester, die durch starkes Erhitzen entstehen. Diese Stoffe werden vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als krebserregend eingestuft, da sie in Tierversuchen ab einer bestimmten Dosis Tumore ausgelöst haben. Besonders hoch ist der Glycidolgehalt in raffiniertem Palmöl, das auch ein Bestandteil von Säuglingsmilchnahrung ist. Die Hersteller wurden nun angehalten „alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Gehalte zu minimieren“. Da die Säuglingsnahrung jedoch lebenswichtige Nährstoffe enthält, empfiehlt das BfR, die Produkte weiter zu verwenden, solange die Kinder nicht gestillt werden können.
Hätten Sie gewusst, dass in allen diesen Produkten Palmöl verwendet wurde? Das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel weist darauf hin, dass gesättigte Fettsäuren in einer gesunden Ernährung nicht in großen Mengen aufgenommen werden sollte. Dabei ist die Quelle dieser Fettsäuren egal. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren ist abhängig von der Zusammensetzung der Nahrung und nicht von einem einzelnen Produkt. Trotzdem sollte besonders bei Kindern auf eine möglichst reduzierte Aufnahme von Palmöl geachtet werden. Nicht nur ihrer Gesundheit zuliebe, auch um dem Abholzen des Regenwaldes ein Stück entgegenzuwirken, sollten Alternativen wie Walnussöl oder Leinöl mit vielen ungesättigten Fettsäuren bevorzugt werden. Der Ausstieg aus der globalen Palmölproduktion wird noch einige Debatten in Naturschutzverbänden und der Politik anheizen. Wenn man als Einzelperson auf Produkte mit Palmöl verzichtet, kann man seinen eigenen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zum Aufrechterhalten der Lebensgrundlagen der Bevölkerung vor Ort leisten.
Quellen: WWF, Europäische Informationszentrum für Lebensmittel, Rettet den Regenwald e.V., Bundesinstitut für Risikobewertung