Was denken Sie, wieviel Wasser in einer Jeans steckt? Oder in einem Apfel?
In der Novemberausgabe der Umwelt-Online haben wir das Konzept des Ökologischen Fußabdrucks vorgestellt, das 1994 von William E. Rees und Mathis Wackernagel entwickelt wurde. Etwa zur gleichen Zeit prägte der britische Wissenschaftler John Anthony Allan den Begriff „Virtuelles Wasser“. Gemeint ist das Wasser, das von uns indirekt genutzt wird, also während der Produktion von Waren eingesetzt, verdunstet oder verschmutzt wird. Unter Berücksichtigung dieses Wassers lässt sich für Länder, Unternehmen oder auch für jeden einzelnen Verbraucher der von dem niederländischen Professor für Wassermanagement Arjen Y. Hoekstra 2002 definierte „Wasser-Fußabdruck“ ermitteln. Dieser schließt auch die Herkunft des Wassers und die Auswirkungen der Wasserentnahme ein.
Das virtuelle Wasser, das als Berechnungsgrundlage dient, wird dabei unterteilt in blaues Wasser, grünes Wasser und graues Wasser. Als blaues Wasser wird Grund- oder Oberflächenwasser bezeichnet, das zur Herstellung eines Produkts genutzt und nicht mehr in ein Gewässer zurückgeführt wird. Das ist in der Landwirtschaft beispielsweise das Wasser, das zur Bewässerung der Pflanzen verwendet wird.
Mit grünem Wasser ist das natürlich vorkommende Boden- und Regenwasser gemeint, welches von Pflanzen aufgenommen und verdunstet wird. Es ist ebenfalls für die Berechnung des virtuellen Wassers von landwirtschaftlichen Produkten relevant.
Graues Wasser ist die Wassermenge, die während des Herstellungsprozesses eines Produkts verschmutzt wird. Es fällt nicht nur während der industriellen Produktion, sondern auch in der Landwirtschaft durch den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln an, die in Boden und Gewässer gelangen.
Deutschland hinterlässt nicht nur einen internen Wasser-Fußabdruck im eigenen Land, sondern auch einen externen, d. h. in den Ländern, aus denen es Waren importiert. Nach der Studie des WWF Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands aus dem Jahr 2009 ist unser externer landwirtschaftlicher Wasser-Fußabdruck für Kaffee, Kakao, Ölsaat, Baumwolle, Schweinefleisch, Sojabohnen, Rindfleisch, Milch, Nüsse und Sonnenblumen am größten. Dabei entsteht der größte Fußabdruck Deutschlands in Brasilien, der Elfenbeinküste, in Frankreich, den Niederlanden, den USA, in Indonesien, Ghana, Indien, der Türkei und in Dänemark.
Der WWF hat in seiner Studie aus der Summe der innerhalb Deutschlands erzeugten und konsumierten Produkte, der Produkte, die aus anderen Ländern importiert werden und aus dem Haushalts-, Gewerbe- und Industrieverbrauch den Gesamt-Wasser-Fußabdruck für Deutschland ermittelt. Er beläuft sich auf knapp 160 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr, verteilt auf die Einwohner Deutschland sind das etwa 5.300 Liter pro Kopf und Tag.
Auf der Internet-Seite der Berliner Wasserbetriebe kann man sich auf einem unterhaltsamen Rundgang durch eine Wohnung ansehen, wieviel Wasser tatsächlich in den Dingen steckt, die uns alltäglich umgeben. http://www.klassewasser.de/content/language1/html/3622.php
Ausführlichere Informationen, Erklärungen und Grafiken zu diesem Thema findet man auf der Internet-Seite der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e. V. unter http://www.virtuelles-wasser.de/.
Wie kann ich beim Einkauf auf wasserschonende Produkte achten?
Bio & fair statt konventionell einkaufen: Zwar gibt es in den Richtlinien für den Bio-Anbau keine Kriterien, die den Wasserverbrauch betreffen, jedoch ist der Boden im Vergleich zum konventionellen Anbau humusreicher und kann Wasser besser speichern. Zusätzlich wird die Verschmutzung des Wassers durch den Verzicht auf synthetischen Dünger und Pestizide enorm verringert.
Lebensmittel aus der Region bevorzugen: Heimische Frühkartoffeln kommen beispielsweise fast ohne künstliche Bewässerung aus, während der Anbau von Frühkartoffeln in Nordafrika oder Israel den Wassermangel in den Regionen verschärft. Generell gilt für frisches wie weiterverarbeitetes Gemüse: je weiter nördlich angebaut, desto günstiger der Wasserfußabdruck.
Öfter auf Fleisch verzichten: Viehhaltung ist u. a. durch den Anbau der Futterpflanzen sehr wasseraufwändig und verschmutzt große Wassermengen. Rindfleisch hat gegenüber Schweine- und Geflügelfleisch eine ungünstigere Wasserbilanz. Verbessert wird die Bilanz durch Rindfleisch aus extensiver Weidehaltung, am besten in heimischen Biobetrieben.
Bei Importprodukten auf Herkunft achten: Reis aus Uruguay und Pakistan sowie Reis aus Ländern mit mediterranem Klima belasten den Wasserhaushalt dieser Länder stärker als Reis aus den asiatischen Monsunländern Indien und Thailand. Um seinen persönlichen Kaffeewasser-Fußabdruck zu verkleinern, kann man Arabica- statt Robusta- Kaffee trinken und Kaffee aus Gebirgsländern bevorzugen. Zumindest bei fair trade-Kaffees ist die Herkunft angegeben.
Anbauzeiten beachten: Damit wir mitten im Winter Erdbeeren essen können, zapfen südspanische Erdbeerbauern ihr Wasser – oft mit illegalen Anlagen – aus den Zuflüssen und dem Grundwasser des Schutzgebiets Coto de Donana mit dramatischen Folgen für das Naturreservat.
Um die Wasserreserven in Trockengebieten zu schonen, kann man den Konsum von Zitrusfrüchten zeitlich einschränken: Bis auf ganzjährig verfügbare Zitronen sollte man Zitrusfrüchte nur von Dezember bis April kaufen. Zwischen Juni und Oktober bekommt man bei uns südafrikanische Ware, die sehr wasserintensiv produziert wird.
Diese Anregungen stammen von der Internet-Seite der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e. V.. Verbunden mit Hintergrundinformationen erhält man dort aufschlussreiche Hinweise für ein wasserfreundlicheres Konsumverhalten, ohne dass vertraute und liebgewonnene Produkte vollkommen von unserer Einkaufsliste gestrichen werden müssen.