Der Studiengang Umwelttechnik/Regenerative Energien wurde im Jahre 1994 als erster Studiengang seiner Art an der HTW eingerichtet. Unter dem Stichwort Grüne Energie für eine nachhaltige Wirtschaft bietet die HTW für diese Fachrichtung den Bachelor - und den Masterstudiengang an. Henriette Triebke (24) und Johannes Glitzky (23) befinden sich im 1. Semester des Masterstudienganges und berichten über ihr Studium. Sabine Kupzok, Laboringenieurin, und Prof. Wolfgang Brösicke, Mitbegründer des Studienganges und Dozent an der HTW, begleiteten das Interview. Die Antworten wurden inhaltlich gekürzt und zusammengefasst.
1. Warum haben Sie sich für das Studium der Umwelttechnik/Regenerative Energien entschieden?
Henriette: Ich bin vor vier Jahren durch Informationsmaterial der Bundesregierung auf diese Richtung aufmerksam geworden. Technisch war ich schon immer sehr interessiert, so dass dieser Studiengang an der HTW für mich sehr ansprechend war. In meinen Augen ist das die Zukunft, in der später die Jobs zu finden sind.
Johannes: Das Thema Erneuerbare Energien hat mich schon damals sehr interessiert. Ich konnte mir gut vorstellen, zukünftig auf diesem Gebiet zu arbeiten. Zudem bin ich naturverbunden und möchte der Natur etwas Gutes tun.
2. Welche Voraussetzungen sind für das Studium nötig?
gemeinsame Antworten: Zu den Zulassungsvoraussetzungen gehört ein 13-wöchiges Vorpraktikum. Unter bestimmten schulischen und beruflichen Voraussetzungen kann auch ohne Abitur oder Fachhochschulreife (gemäß §11 des Berliner Hochschulgesetzes) studiert werden. In diesem Fall müssen bis zum 2. Studienjahr alle Fächer bestanden werden, um eine endgültige Immatrikulation an der HTW zu erlangen. Praktische Berufserfahrungen sind zum Verständnis bestimmter Zusammenhänge sehr wichtig. Ein 18-wöchiges Praktikum im 6. Semester des Bachelorstudiums verhilft zu einem besseren Praxisbezug.
Prof. Brösicke: Ich sehe in dieser Regelung eine große Chance, da unseren Erfahrungen zufolge sehr gute Studenten gerade aus diesem Pool kommen. Sie bringen berufliche Erfahrung mit und sind zudem hoch motiviert. Nicht die Einser-Studenten sind immer die Besten, die Motivation und der Ehrgeiz sind das Wichtigste. Man muss Lust und Liebe mitbringen.
3. Wer sollte sich Ihrer Meinung nach bewerben?
gemeinsame Antworten: Dieser Studiengang ist ein umwelttechnisch sehr anspruchsvolles Ingenieurstudium. Man sollte Mathematik und Elektrotechnik sehr gut beherrschen, chemisches Grundwissen mitbringen und definitiv keine Angst vor Taschenrechnern und Formeln haben. Mit Fleiß und Ehrgeiz ist alles möglich. Um einen ersten Eindruck des Studienganges zu bekommen, wird vorab ein freiwilliger Mathematik-Brückenkurs zur Vorbereitung empfohlen.
4. Wie läuft das Studium ab? Womit beschäftigen Sie sich im Bachelor- und im Masterstudiengang?
gemeinsame Antworten: Als Besonderheit ist zu nennen, dass der Bachelor an der HTW sieben Semester hat. Begonnen wird allgemein mit der Weiterführung schulischer Grundlagen wie Mathematik, Physik und Chemie. Nach dem zweiten Semester wird das Studium praxisbezogener, etwa ein Drittel des Studiums wird praktisch vermittelt. Berechnungen werden realitätsnah dimensioniert. Ein sehr hoher Laboranteil mit der Durchführung und Auswertung von Tests und Messreihen hilft den Studenten, komplette Zusammenhänge zu verstehen. Am Ende des Bachelors of Science ist man noch nicht spezialisiert, hat jedoch einen groben Überblick zu allen regenerativen Energien. Anschließend erfolgt die Spezialisierung in drei weiteren Semestern, wobei das letzte Semester der Erarbeitung der Abschlussarbeit dient. Es wird tiefer in die Materie eingegangen, ein Zusammenhang wird erkennbar und es entsteht ein verknüpftes Netz aus allen Technologien.
5. Wo und wie erproben Sie Ihr Wissen schon jetzt praktisch?
Johannes: Ich habe privat angefangen, während meines Urlaubs in Trinidad zu arbeiten. Vor Ort gibt es noch keine regenerativen Energien, so dass ich dort die Möglichkeit habe, beim Aufbau mitzuwirken. Da ist man in diesem Bereich fast der Einzige, der so etwas kann, das ist sehr spannend!
Henriette: Da wir parallel zu unseren Vorlesungen praktische Tätigkeiten im Labor haben, kann man die Theorie in der Praxis und Arbeitswelt besser anwenden. Ich gehe neben dem Studium im Forschungsinstitut arbeiten. Ein Mini-Stipendium außerhalb der Universität im Bereich der Elektromobilität (DRIVE-E) ermöglicht mir zudem einen praktischen Bezug.
6. Was gefällt Ihnen am Studium?
Henriette: Das Tolle an diesem Studium ist, dass es zukunftsorientiert ist. Man weiß genau, was man mit seinem Abschluss später wirklich machen kann. Die Tendenz geht in Richtung erneuerbare Energien und die Branche wird in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut. Das gefällt mir sehr gut und unterstützt meine Motivation. Man weiß wofür man studiert und das ist der größte Antrieb. Es macht natürlich auch Spaß.
Johannes: Mir gefällt, dass auch Bezüge zu aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hergestellt werden. Im Bachelor wird dies nur sehr knapp angesprochen, im Master wird darauf tiefer eingegangen, es werden Schnittpunkte hergestellt.
7. Was gefällt Ihnen nicht an Ihrem Studium?
gemeinsame Antworten: In den Lehrveranstaltungen gibt es große Unterschiede, da Professoren und Dozenten verschiedenste Hintergründe haben. Leider herrscht eine sehr schlechte Kommunikation zwischen den einzelnen Dozenten. Jeder Dozent ist nur auf sein Fach beschränkt. Problematisch daran ist, dass viele Fächer ineinander übergehen und gegenseitige Grundlagen bilden. Zudem gibt es manchmal das Problem, dass die Laborarbeit in zu großen Gruppen durchgeführt wird und daher uneffektiv wird. Eine Gruppengröße von maximal fünf Personen wäre hierfür optimal.
8. Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es nach erfolgreichem Abschluss?
gemeinsame Antworten: Der Studiengang Umwelttechnik/Regenerative Energien ist ein dynamischer Studiengang mit dynamischen Zukunftsperspektiven. Da gibt es sehr viele Einsatzmöglichkeiten, wie den technischen Bereich im Labor, den unternehmerischen Bereich, wie beispielsweise die Installation von Anlagen auf Hausdächern, und auch die politische Ebene. Da deutsche Technologien erneuerbarer Energien Exportschlager sind, ist der Einsatz europaweit sowie international sehr gut möglich. Deutschland nimmt im Bereich der erneuerbaren Energien eine Vorreiterrolle ein, da diese von der Regierung finanziell unterstützt und gefördert werden. Der Studiengang wird vermehrt an Universitäten angeboten und nachgefragt, man kann sich in verschiedensten Bereichen etablieren.
9. Welche Vorstellungen haben Sie vom zukünftigen Berufsbild des Umwelttechnikers bzw. des Fachmannes für Regenerative Energien? Wird sich das Berufsbild sehr verändern?
gemeinsame Antworten: Das Arbeitsfeld ist sehr dynamisch. Man muss daher sehr flexibel und offen für Neues sein. In Zukunft wird das Thema Energiespeicher in den Vordergrund rücken. Die clevere Kombination und Zusammenführung unterschiedlicher Energiegewinnungsarten wird kommen. Alles muss vernetzt werden, das wird die Zukunft sein.
10. Was möchten Sie beruflich in einigen Jahren erreicht haben? Wie soll Ihre berufliche Bilanz aussehen?
Henriette: Ich möchte sehr gern ein größeres Projekt begleiten, das über mehrere Jahre realisiert wird. Ich möchte auf etwas zurückblicken und reflektieren, was umgesetzt wurde. Die Entwicklung interessiert mich im Besonderen.
Johannes: Ich bin mir noch nicht sicher. Es wäre sehr interessant, an verschiedenen Projekten mitzuwirken und flexibel zu arbeiten.
Frau Kupzok: Die Arbeit soll Spaß machen und darf kein Zwang sein. Der Verdienst ist dann zweitrangig.
Vielen Dank für das Interview!