Umweltbüro Lichtenberg

Naturkosmetik = natürliche Kosmetik !?

Mit Begriffen wie natürliche Kosmetik, Kräuterkosmetik u. ä. beschreibt der Otto Normalverbraucher in der Regel seine Vorstellung von Naturkosmetik. Dazu kommt noch der Wunsch, dass keine Tierversuche durchgeführt werden. Wie meistens sieht die Wirklichkeit nicht ganz so einfach aus. Regeln und Vorschriften, wie sie mittlerweile in der Lebensmittelbranche normal sind, gibt es auf dem Gebiet der Kosmetik nicht in ausreichendem Maße. Auch sind die Vorstellungen und Wünsche der Kunden nebulös. Für eine gute Creme wird mehr investiert als für ein Duschbad, das nur kurz mit der Haut in Kontakt kommt. Trotzdem lässt sich mit so genannter grüner Kosmetik Geld verdienen. Viele Firmen springen auf diesen Zug auf, dekorieren ihre Fläschchen und Dosen mit knalligen Blüten oder frischen Kräutern, ohne tatsächlich Naturkosmetik zu produzieren. Täuschungen sind schwer nachweisbar, obwohl rechtliche Vorschriften existieren. Aber wie soll ein Kontrolleur ein Naturkosmetikprodukt richtig bewerten, wenn Begriffe wie "natürlich" oder "Natur" im Gesetz nicht definiert sind? Ein weiteres Problem ist die Deklaration auf Kosmetikprodukten, wo inzwischen zwar alle Inhaltsstoffe aufgelistet sind, aber unklar bleibt wie viel Ringelblume oder Granatapfel denn nun tatsächlich in Creme oder Shampoo enthalten sind. Eine entsprechende mengenbezogene Angabe von hervorgehobenen Zutaten (Quid-Regel), wie sie im Lebensmittelbereich Pflicht ist, gibt es noch nicht. Es bleibt nur der Blick auf die Gesamtauflistung der Zutaten, wo der Hauptbestandteil am Anfang und der am geringsten vorhandene Bestandteil am Ende stehen.

Im Hinblick auf Tierversuche gibt es ein Licht am Ende des Tunnels, wenn auch ein kleines, wie EU-üblich. Seit dem 11. März diesen Jahres gilt ein EU-weites Verbot für den Verkauf von Kosmetikprodukten, für die nach diesem Datum noch Tierversuche durchgeführt wurden. Das klingt gut, aber es gibt keine Vorschrift ohne Schlupflöcher. Was ist beispielsweise mit den Produkten, wo zwar das Produkt selbst nicht, aber deren Inhaltsstoffe getestet werden? Viele Firmen testen nicht selbst, sondern lassen von Dritten testen, was schwer zurückzuverfolgen ist. Schon vorher gab es eine Initiative von PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), wo Firmen schriftlich versichern, keine Versuche an Tieren durchzuführen, allerdings auf freiwilliger Basis und ohne jegliche Kontrolle. Auf der Internetseite „Blanc et Noir“ findet sich eine Auflistung in Schwarz- und Weißmalerei, immerhin mit Statements der Unternehmen, aber mit fragwürdigen Bewertungen und natürlich auch ohne Kontrolle. Dort wurde die renommierte Umweltkosmetikfirma Lavera auf die schwarze Liste gesetzt, weil sie Kosmetik nach China verkauft, wo Tierversuche vorgeschrieben sind. Eine bessere Orientierung liefert da der Bundesverband Deutscher Industrie- und Logo BDIHHandelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel e.V., kurz BDIH. Diese Non-Profit-Vereinigung von Herstellern und Vertriebsunternehmen wurde im Jahr 1951 mit Sitz in Mannheim gegründet. Hier gilt der Stichtag 1. Januar 1998. Alle Rohstoffe, die bis dahin noch nicht auf dem Markt waren, dürfen nur verwendet werden, wenn sie nicht an Tieren getestet werden. Rohstoffe, die schon vor diesem Datum auf dem Markt waren, dürfen trotz Versuche verwendet werden, wenn diese durch Dritte durchgeführt wurden, mit denen das Kosmetikunternehmen keinerlei Verbindungen hat. Das macht Sinn, denn keiner kann garantieren, dass ein Rohstoff nicht doch irgendwann getestet wurde. Der BDIH vergibt das Label "kontrollierte Naturkosmetik" und überprüft alle Firmen, die das Label tragen, regelmäßig. Wie auf vielen anderen Gebieten kann sich der Verbraucher nur auf Labels wie Ecocert, Natrue, Demeter oder eben auf das vom BDIH vergebene verlassen.
Aber es geht auch anders. Martina Gebhardt aus dem bayerischen Rott macht es vor. Seit 25 Jahren produziert sie das, was wir alle unter Naturkosmetik verstehen. Im Internet ist zu lesen, dass sie die natürlichste Kosmetik der Welt produziert und das Frauenmagazin Brigitte bezeichnete sie als "Schönheits-Königin". Ökologisch erzeugte Zutaten sind Normalität, nicht Ausnahme. Nur selten kommen bei ihr standardisierte Ingredienzien zum Einsatz, wie sie in der Branche ansonsten immer mehr üblich sind, was sie beklagt. In Sachen Naturkosmetik ist es wie überall. Je größer die Produktion, desto mehr standardisierte Zutaten werden eingesetzt, um den nötigen Produktausstoß zu gewährleisten. Martina Gebhardt geht ihren eigenen Weg. Geben Sie ihren Namen bei Google ein und staunen Sie.
Eine andere Möglichkeit ist, Cremes selbst herzustellen. So wissen Sie, welche Inhaltsstoffe enthalten sind und ein Allergieauslöser lässt sich leicht finden. Mehrmals im Jahr findet beim Verein Naturschutz Berlin-Malchow dazu eine Veranstaltung statt. Informieren Sie sich auf der Internetseite unter www.naturschutz-malchow.de oder wenden Sie sich telefonisch unter 030-92 79 98 30 an die Einrichtung.
Hier noch ein paar Tipps, die Ihnen helfen sollen, sich selbst zu helfen. Vermeiden Sie die langjährige Nutzung ein und derselben Produktserie. Überlegen Sie, ob wirklich alle Produkte einer Serie für Sie notwendig sind. Beobachten Sie sich! Die Haut verändert sich mit der Tages- und Jahreszeit und mit dem Alter. Auch der seelische Zustand spiegelt sich auf der Haut wieder, wie wir alle wissen. Die Haut muss atmen können. Viele Cremes verstopfen die Poren und lassen die Fähigkeit der Haut zur Selbstregulierung des Wasser- und Säurehaushaltes verkümmern. Viele Hersteller, auch solche von Naturkosmetik, versprechen Wirkungen ihrer Kosmetik, die häufig bewusste Täuschungen sind. Eine Tiefenwirkung, wie oft bei Antifaltencremes versprochen, bleibt arzneilichen Produkten vorbehalten, die vor ihrer Zulassung am Markt diverse Tests durchlaufen müssen. Bleiben Sie kritisch! Das schont auch Ihren Geldbeutel. Wenn Sie z.B. Lust auf ein Ölbad haben, kaufen Sie kein Fertigprodukt, sondern gehen Sie in Ihre Küche. Dort finden Sie alles, was Sie brauchen. Lassen Sie sich Wasser ein, geben Sie anschließend drei Esslöffel eines Speiseöls (Raps, Sonnenblume, Olive o.a.) in das Bad und emulgieren Sie das Ganze entweder mit einem Liter Milch oder einem Becher süßer Sahne. Zur Abrundung können Sie noch ein paar Tropfen eines ätherischen Öls und etwas Honig dazugeben, um je nach Stimmung (Lavendel zum Beruhigen, Pfefferminze oder Thymian gegen Erkältungen oder einen Blütenduft zum Genießen) ein rundum gelungenes Badeerlebnis zu haben. Anschließend nicht abduschen und die Haut nur leicht abtupfen. Sie können nun auch gerne auf die gewohnte Körperlotion verzichten, denn Ihre Haut fühlt sich nach so einem Bad wunderbar weich an.
Vielleicht hat Sie dieser Artikel angeregt, über Ihren Umgang mit Pflegeprodukten nachzudenken. Möglicherweise kaufen Sie sich nun eher eine hochwertige zertifizierte wirkliche Naturkosmetik, die zwar etwas teurer dafür aber viel ergiebiger ist. Gehen Sie auf Entdeckertour. Es lohnt sich.

 

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