Den Eintrag von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu verringern macht Sinn. Denn es gibt einen Zusammenhang zwischen Schadinsekten und Bestäubern. Greift der Mensch zur chemischen Keule, schädigt er nicht nur Erstere. Nein, auch die natürlichen Feinde der Schädlinge und Bestäuberinsekten sowie die Gartennützlinge gehen zurück und brauchen lange, um sich wieder zu erholen. Blattläuse, die wir im Garten eher nicht schätzen, erholen sich meist schneller, auch bei wenigen Überlebenden. Und so zieht die erste Giftspritze oft weitere nach sich.
Was kann man also tun? Grundsätzlich gilt: Je vielfältiger und natürlicher ein Garten angelegt wird, umso widerstandsfähiger ist er. In Mischkulturen haben es Schädlinge schwer. Die Pflanzen schützen sich gegenseitig. In einem gesunden und etwas „unordentlichen“ Garten oder Park mit vielen Wildkräutern, einheimischen Stauden, Sträuchern und Bäumen fühlen sich Insekten, Bodentiere, Vögel und Kleinsäuger wohl und so manches Problem mit den sogenannten Schädlingen löst sich von ganz alleine. Auf die Vielfalt kommt es an.
Was sollte man tun, wenn nun trotzdem Blattläuse, Milben, Spanner und Motten Obstbäume, Beerensträucher und Gemüsepflanzen befallen haben? Auch hier gilt: Natürliche Mittel sind den künstlichen, chemischen Keulen vorzuziehen. Sie wirken gezielter und nachhaltiger. Wichtig ist, zu beachten, dass alles, was im Garten ausgebracht wird, letztendlich im Boden versickert und auch das Grundwasser verunreinigen kann. Es gibt eine ganze Palette natürlicher Mittel, die Schädlinge bekämpfen, aber auch, vorbeugend angewendet, einen Befall verhindern und die Pflanzen stärken. Das ist vergleichbar mit einer gesunden Ernährung mit viel Obst und Gemüse beim Menschen, die dazu beiträgt, dass Körper und Seele weniger anfällig für Krankheiten sind, weil das Immunsystem gestärkt wird.
Zur Stärkung der Pflanzen in ihrem Garten empfehlen wir Ihnen die Verwendung von Pflanzentees, Brühen und-jauchen.
Pflanzentees für den Garten werden wie ein Arzneitee für den Menschen zubereitet. Dafür wird die vorgeschriebene, zerkleinerte Pflanzenmenge, frisch oder getrocknet, mit kochendem Wasser übergossen und abgedeckt 10 bis 30 Minuten ziehen gelassen. Sobald der Tee abgekühlt ist, werden die Pflanzenreste abgesiebt. Tees können oft gezielt gegen bestimmte Schädlinge und Krankheiten sowie zur Bodenpflege angewendet werden. Sie sind teilweise aber auch breitenwirksam einsetzbar, wie etwa Zwiebel-Tee gegen Pilz- und Bakterienkrankheiten.
Pflanzenstärkende Tees werden eher in kleineren Mengen angesetzt und bald nach dem Zubereiten verbraucht. Der Sud wird in verschiedenen Verdünnungen oder auch unverdünnt, gegen Krankheiten und Schädlinge gespritzt. Für die Teezubereitung eignen sich u. a. Ackerschachtelhalm, Rainfarn, Löwenzahn, Kamille, Wermut, Knoblauch und Zwiebeln.
Pflanzenbrühen sind geeignet, um Schädlinge und Krankheiten einzudämmen. Um eine Brühe anzusetzen, wird die empfohlene Menge an zerkleinertem Pflanzenmaterial zunächst in kaltem Wasser eingeweicht. Dazu sollte am besten Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser verwendet werden. Der Ansatz bleibt dann 24 Stunden stehen. Danach wird dieser aufgekocht und darf für 20 bis 30 Minuten bei geringer Hitze leise weiterköcheln. Anschließend die Pflanzenbrühe zugedeckt abkühlen lassen, durch ein Sieb abgießen und je nach Verwendung verdünnen. Die Ansatzmengen sind verschieden und richten sich nach den Pflanzenteilen und der jeweiligen Anwendung.
Es ist zu beachten, dass die Brühe nicht allzu lange haltbar ist, während die Pflanzenjauche mehrere Wochen verwendet werden kann. Zur Herstellung einer Brühe eignet sich vor allem Schachtelhalm, aber auch aus Rainfarn, Farnkraut, Löwenzahn und Wermut lassen sich diese Pflanzenauszüge herstellen.
Pflanzenjauchen nehmen eine besondere Rolle als flüssiger Biodünger ein. Sie helfen aber auch gegen Schädlinge und Krankheiten. Hierfür werden Pflanzenteile in Wasser vergoren. Fertige Jauchen können die gesamte Saison zum Einsatz kommen. Für den Ansatz wird das Gefäß mit zerkleinerten frischen oder getrockneten Pflanzen gefüllt und mit Wasser übergossen, so dass alle Pflanzenteile bedeckt sind. Hierfür sollte Regenwasser oder in der Sonne abgestandenes Wasser kaltem Leitungswasser vorgezogen werden. Das Gefäß wird bis 10 bis 15 Zentimeter unter dem oberen Rand aufgefüllt, damit die Jauche während der Gärung nicht überläuft. Ein engmaschiges Gitter über der Öffnung bewahrt Tiere vor dem Hineinfallen und Ertrinken. Schon nach wenigen Tagen setzt die Gärung ein. Es bilden sich Bläschen und Schaum an der Oberfläche. Für eine ausreichende Sauerstoffzufuhr wird der Inhalt des Behälters alle ein bis zwei Tage kräftig umgerührt. Der Gärprozess wird beschleunigt, wenn das Gefäß an einem sonnigen Platz steht.
Ist der Geruch der Jauche zu streng, lässt sich dieser durch die Zugabe von Gesteinsmehl, reifem Kompost oder Baldrianblüten-Extrakt etwas neutralisieren. Je nach Ansatz und Witterung ist die Pflanzenjauche nach zwei bis drei Wochen fertig. Sie schäumt dann nicht mehr und zeigt sich in einer bräunlich-dunklen Farbe. Das Gefäß wird nun lose mit einem Deckel verschlossen und immer bei Gelegenheit umgerührt. Idealerweise verbleibt der Behälter nun an einem schattigeren Ort. So ist der flüssige Jauchedünger über viele Wochen verwendbar und wird nach Bedarf abgesiebt und meist verdünnt im Garten verbraucht.
Eine Brennnesseljauche stärkt und kräftigt die Pflanzen. Ackerschachtelhalm kann zur Herstellung einer Jauche verwendet werden, die die Zellwände der Pflanzen stärkt und Pilzen vorbeugt. Auch mit Schnittlauch, Löwenzahn und anderen Kräutern lassen sich Pflanzenjauchen herstellen.
Die Pflanzenarten, die zur Herstellung der natürlichen Stärkungsmittel eingesetzt werden, betrachten viele Menschen als Unkräuter und bekämpfen sie. Aber hier gilt dasselbe wie bei der willkürlichen Einteilung in Schädlinge und Nützlinge. Wenn alles im Gleichgewicht ist und Vielfalt zugelassen wird, lösen sich viele Probleme von selbst. Das sogenannte Unkraut Brennnessel bekämpft im Garten unerwünschte Insekten und dient Schmetterlingen wie Admiral, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge als Eiablage- und Raupenfutterpflanze.
Rezepte für die Pflanzenauszüge finden Sie auf der Homepage von Naturschutz Berlin-Malchow, in den Flyern zum Thema Pflanzenstärkung (https://www.naturschutz-malchow.de/index.php/downloads).