Klar ist doch, dass Wildtiere keine Haustiere sind, ob in der Stadt oder auf dem Land. Unbeeinflusst durch den Menschen haben sie gelernt, in der Natur zu überleben und sind an die winterlichen Verhältnisse bestens angepasst. Die eigentliche Frage ist jedoch: Welche Motivation liegt der Hilfeleistung zu Grunde? Will man etwas für den Artenschutz tun? Möchte man Tiere an Fütterung gewöhnen oder will man am Futterhäuschen einfach nur Tiere beobachten können? Was die Wildvögel betrifft, so haben Studien gezeigt, dass Winterfütterungen nicht den Rückgang von Beständen verhindern. Sie erreichen auch nur ca. 15 Arten, von denen aber alle stabile Bestände aufweisen, zum Beispiel Sperling, Amsel und Rotkehlchen. Die gefährdeten Arten erreicht man häufig nicht mit seiner Tierliebe.
Es gibt bei der Winterfütterung aber einen wichtigen Aspekt: Das Naturerleben für Jung und Alt. Körperlich weniger bewegliche Menschen haben mit Futterstellen die Möglichkeit, Wildvögel nah ans Fenster zu locken. Kinder und Erwachsene können in Ruhe beobachten oder Vogelarten kennen lernen. Den samen-, kern- und körnerfressenden Vogelarten sollte ein Futtergemisch angeboten werden, das ihrer natürlichen Ernährungsweise entspricht. Selber Sammeln macht Spaß und ist auch für Kinder ideal, um die heimische Natur kennen zu lernen.
In Frage kommen zum Verfüttern Samen, Früchte und Fruchtstände heimischer Bäume wie zum Beispiel Samen aus Kiefern- und Tannenzapfen, Erlenzapfen, Bucheckern, Birken- und Ahornsamen, Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenkerne, Ebereschenbeeren und Walnüsse. Als Sträucher bieten Haselnüsse, Holunderbeeren, Liguster, Mehlbeere, Schneeball, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Hagebutten reichlich Nahrung. Hirse, Disteln, Kletten, Vogelmiere, Nachtkerze, Ampfer, Melde, Knöterich, Heidekraut, Wegerich, Hirtentäschel, Mohn, Löwenzahn und verschiedene Korbblütler bilden kleine Samen- und Fruchtstände, die ein gutes Vogelfutter ergeben. Aber auch Melonen- und Kürbiskerne sowie Haferflocken können gefüttert werden. Die selbst gesammelten Fruchtstände sollten zusammengebunden und am Vogelhäuschen befestigt werden, damit die Vögel gut daran picken können. Für Insektenfresser können Knödel aus Rindertalg, Kleie, zerriebenen Nüssen, Fleischmehl und Insektenschrot aufgehängt werden. Mehlwürmer und Ameisenpuppen sind nicht geeignet.
Augen auf beim Futterkauf: Im Handel sollte man den Inhalt der vorgefertigten Mischungen genau prüfen. Sonnenblumenkerne und Hanfkörner, die sehr ölhaltig sind, werden gerne aufgenommen. Besonders geeignet sind spezielle Waldvogelmischungen, die verschiedene Sämereien enthalten. Achten Sie beim Kauf unbedingt auf die Deklarierung „ambrosiafrei“! Anderenfalls kann Ihre Tierliebe zu unerwünschten Folgen in Ihrem Garten führen: Die sich schnell verbreitende Pflanze löst heftige allergische Reaktionen aus, die sich zu Asthma entwickeln können. Futtermischungen für Insektenfresser sollten einen ausreichenden Anteil an tierischem Eiweiß enthalten (Insekten- oder Fleischmehl).
Essenreste oder Brot sind tabu und dürfen nicht gefüttert werden! Sie können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu tödlichen Erkrankungen bei den Vögeln führen. Die Futterstellen sollten nur kurzzeitig und in Abständen betrieben werden, damit die Vögel sich nicht vollständig an die Fütterung „gewöhnen“, sondern zusätzlich nach Nahrung suchen. Die Futterstelle sollte sauber gehalten werden, damit sich die Tiere nicht mit Krankheitserregern infizieren. Das bedeutet, dass Futtergefäße täglich gesäubert bzw. ausgefegt oder abgespült werden müssen, um Kot- und Nahrungsreste zu entfernen. Man sollte immer darauf achten, dass das Futter trocken bleibt und nicht schimmelt.
Bitte bedenken Sie: Winterfütterung ist keineswegs ein Beitrag zum Vogelschutz. Naturschutz- und Artenhilfsmaßnahmen für Vögel bestehen nie aus Zufütterungen, sondern erfordern in erster Linie Landschaftsveränderungen zur Schaffung von Brut- und Nahrungsgebieten. Auch in Ihrem eigenen Garten können Sie dazu beitragen, dass die gefiederten Mitbewohner den Winter ohne Nahrungsengpässe überstehen. Sie können zum Beispiel den Rasen und die Randstreifen nicht komplett mähen, sodass die Vögel die langen Gräser als Nahrungsquelle nutzen können. Das Pflanzen von heimischen fruchttragenden Sträuchern versorgt Vögel ebenso mit Nahrung wie einzelne Äpfel oder Birnen, die man am Baum belassen kann. Hecken sollten etappenweise geschnitten werden, damit sie jederzeit Schutz und Nahrung bieten. Sie können auch einen Komposthaufen anlegen, in dem insektenfressende Vögel nach Kleintieren stochern können.
Wenige Maßnahmen helfen schon dabei, dass unsere Vögel gut durch den Winter kommen. Wenn Sie selbst keinen Garten haben, in dem Sie Vögel beobachten können, ist eine Winterfütterung mit einem Vogelhaus möglich. Hierbei sollte allerdings der Aspekt des Natur Erlebens im Vordergrund stehen. Übermäßig und falsch befüllte Vogelhäuser resultieren aus falsch verstandener Tierliebe und können keine geeigneten Lebensräume für unsere heimischen Vögel ersetzen.
Quellen: Naturschutz Berlin Malchow, NABU Berlin