Klar ist jedoch, dass - auch in einer Stadt - Wildtiere keine Haustiere sind. Und als solche haben sie gelernt, in der Natur zu überleben und sind an die winterlichen Verhältnisse angepasst. Können die Tiere aber in einem Winter mit schon seit Wochen anhaltender Schneedecke und Dauerfrost tatsächlich ohne unsere Hilfe überleben? Die eigentliche Frage ist jedoch: Welche Motivation liegt der Hilfeleistung zu Grunde? Will man etwas für den Artenschutz tun? Möchte man Tiere an Fütterung gewöhnen, oder will man am Futterhäuschen einfach nur Tiere beobachten können? Was die Wildvögel betrifft, so haben Studien gezeigt, dass Winterfütterungen nicht den Rückgang von Beständen verhindern. Sie erreichen auch nur ca. 15 Arten, von denen aber alle stabile Bestände aufweisen. Im Frühjahr führt vor allem das Fehlen von geeigneten Nistplätzen zu Bestandsrückgängen. Winterfütterung ist keineswegs ein Beitrag zum „Vogelschutz“. Im Gegensatz zu Haus- und Heimtieren oder Käfigvögeln sind Wildtiere nicht auf Unterstützung des Menschen in dieser Form angewiesen. Nur in Ausnahmefällen – so beispielsweise bei Projekten zur Wiederansiedlung extrem bedrohter Arten – werden über bestimmte und kontrollierte Zeiträume künstliche Futterangebote gemacht. Grundlage für solche Projekte ist jedoch die Kenntnis der Umstände, welche die Vögel einst an den Rand des Aussterbens brachten und die Erkenntnis, dass ihr Lebensumfeld so verändert werden muss, dass sie sich selbst ernähren können. Naturschutz- und Artenhilfsmaßnahmen für Vögel bestehen nie aus Zufütterungen, sondern erfordern in erster Linie Landschaftsveränderungen zur Schaffung von Brut- und Nahrungsgebieten. Den Wildvögeln kann deutlich besser geholfen werden, indem ganzheitlich gedacht und Lebensräume erhalten werden.
Selbstverständlich gibt es aber bei der Winterfütterung auch einen anderen Aspekt, nämlich das Naturerlebnis. Möchte man Vögel beobachten, so stellt das Füttern natürlich eine geeignete Methode dar. Auch körperlich weniger bewegliche Menschen, die das Haus nicht mehr so häufig verlassen können, haben mit Futterstellen die Möglichkeit, die oft nicht einfach zu beobachtenden Wildvögel nah ans Fenster zu locken. Kinder und Erwachsene haben so die Gelegenheit, in Ruhe zu beobachten oder Vogelarten kennen zu lernen. Mit dem klassischen „Vogelhäuschen“, Futtersilos oder selbst hergestellten Futterknödeln aus Rinder- oder Hammeltalg mit Körnergemisch kann man Wintervögel sehr gut anlocken.
Den samen-, kern- und körnerfressenden Vogelarten sollte jedoch ein Futtergemisch angeboten werden, das deren natürlicher Ernährungsweise entspricht. Selber Sammeln macht Spaß und ist sicher auch für Kinder ideal, um die heimische Natur kennen zu lernen!
Gesammelt werden können Samen, Früchte und Fruchtstände heimischer Bäume. Dazu zählen Samen aus Kiefern- und Tannenzapfen, Erlenzapfen, Bucheckern, Birken- und Ahornsamen, Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenkerne, Ebereschenbeeren und Walnüsse. Bei den Sträuchern finden sich unter anderem Haselnüsse, Holunderbeeren, Liguster, Mehlbeere, Schneeball, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Hagebutten. Bei den Gräsern, Stauden, Blumen und Getreide bieten Hirse, Disteln, Kletten, Vogelmiere, Nachtkerze, Ampfer, Melde, Knöterich, Heidekraut, Wegerich, Hirtentäschel, Mohn, Löwenzahn und verschiedene Korbblütler kleine Samen- und Fruchtstände an, die ein gutes Vogelfutter ergeben. Aber auch Melonen- und Kürbiskerne sowie Haferflocken können gefüttert werden. Die selbst gesammelten Fruchtstände sollten zusammengebunden und fest verankert werden, damit die Vögel gut daran picken können. Für Insektenfresser können Knödel aus Rindertalg, Kleie, zerriebenen Nüssen, Fleischmehl und Insektenschrot aufgehangen werden. Mehlwürmer und Ameisenpuppen sind nicht geeignet.
Aber Augen auf beim Futterkauf: Bei Futter aus dem Handel sollte man den Inhalt genau prüfen. Sonnenblumenkerne und Hanfkörner, die sehr ölhaltig sind, werden gerne aufgenommen, oder spezielle Waldvogelmischungen, die verschiedene Sämereien enthalten. Achten Sie beim Kauf unbedingt auf die Deklarierung „ambrosiafrei“! Anderenfalls kann Ihre Tierliebe zu unerwünschten Folgen in Ihrem Garten führen. Futtermischungen für Insektenfresser sollten einen ausreichenden Anteil an tierischem Eiweiß enthalten (Insekten- oder Fleischmehl).
Essenreste oder Brot sind tabu und dürfen auch nicht ausnahmsweise gefüttert werden! Sie können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu tödlichen Erkrankungen unterschiedlicher Art bei den Vögeln führen. Die Futterstellen sollten nur kurzzeitig und in Abständen mit einem Mindestmaß an Hygiene betrieben werden, damit sich die Tiere nicht daran „gewöhnen“ und sich darüber hinaus nicht mit Krankheitserregern infizieren. Das bedeutet, dass Futtergefäße täglich gesäubert bzw. ausgefegt oder abgespült werden müssen, um Kot- und Nahrungsreste zu entfernen. Und immer darauf achten, dass das Futter trocken bleibt, nasses Futter beseitigen.
Quellen: Naturschutz Berlin Malchow, NABU Berlin