„Die Bahn macht mobil“ oder „Mars macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel“ hieß es früher, heute nur noch „Mars macht mobil“. Aber auch „Mobilat macht schnell wieder mobil“ verspricht ein anderer Fernsehspot. Und Hochleistungsmotorenöle mit dem Namen „Mobil“ garantieren dem Nutzer eine hohe Mobilität. Banken sind mobil sowie Apotheken und viele wissenschaftliche Institutionen, man kann mobil bezahlen und erst unsere Mobiltelefone, wie mobil sind sie? Und was ist dann eigentlich im Vergleich ein Automobil zum Wohnmobil? Große Autofirmen wie Volkswagen und Mazda geben sogar eine Mobilitätsgarantie.
Wir alle haben so eine Vorstellung davon, dass mindestens eine Ortsveränderung hinter dem Begriff Mobilität steckt. Doch in unserer komplexen Gesellschaft ist das mittlerweile viel zu kurz gegriffen.
Im Duden steht zur Bedeutung von Mobilität folgendes:
- [geistige] Beweglichkeit ( Synonym: Vitalität und Wendigkeit)
- Beweglichkeit (in Bezug auf den Beruf, die soziale Stellung, den Wohnsitz) (Synonym: Anpassungsfähigkeit, Beweglichkeit, Flexibilität)
Das Verständnis von Mobilität hat sich innerhalb der vergangenen 60 Jahre stark verändert. Im Brockhaus der 50er Jahre findet man ein auf die Bevölkerungsstatistik eingegrenztes Verständnis von Mobilität. "Mobilität, Bevölkerungsstatistik: die Häufigkeit des Wohnsitzwechsels einer Bevölkerung durch Auswanderung oder Binnenwanderung. Auf 1000 Einwohner und einen bestimmten Zeitraum bezogen, ergibt sie die Mobilitätsziffern."
Ob uns Wikipedia zur aktuellen Bedeutung weiterhelfen kann? Hier findet man nachfolgende Erklärung:
- Räumliche Mobilität bezeichnet die Ortsveränderungen von Lebewesen oder Gegenständen im physischen, baulichen oder geografischen Raum.
- Soziale Mobilität bezeichnet den Wechsel von Einzelpersonen und/oder Gruppen zwischen unterschiedlichen sozio-ökonomischen Positionen.
- Elektromobilität bezeichnet die Nutzung von ganz oder teilweise elektrisch angetriebenen Fahrzeugen.
- E-Mobilität, E-Mobility oder Virtuelle Mobilität bezeichnet die Abwicklung von Arbeitsvorgängen im Internet als virtuellem Raum, die losgelöst von der physischen Mobilität der Person ist.
Diese Erklärung führt zumindest zum Verständnis der Werbespots.
Die Mobilität steht im allgemeinen Verständnis im Zusammenhang mit Fortbewegungsmitteln wie Auto oder Fahrrad, dem Öffentlichen Personennah- und fernverkehr und dem Flugzeug. Vergessen wird häufig die Gruppe der Fußgänger, Skater, Segway-Nutzer, E-Bike-Fahrer sowie andere kreative und zukünftige Nutzer des öffentlichen Raumes.
Und das völlig Erstaunliche in unserer Gesellschaft ist, dass die Mobilitätsgruppen eine Hierarchie haben. Mein subjektives Empfinden stellt das Auto auf Platz 1, dann die Fahrradfahrer auf Platz 2 und die Fußgänger auf Platz 3. Der Alltag hat es mich bisher so gelehrt.
Beruhigend an dieser Wahrnehmung ist die Vergangenheit. Um 1850 warnten Stadtplaner, dass die Straßen New Yorks wegen der Zunahme an Kutschen bis zum Jahr 1910 in meterhohem Pferdemist ersticken würden. Noch 1870 ging eine Londoner Prognose davon aus, dass auch die britische Hauptstadt durch den zunehmenden Verkehr im Mist versinken werde. Das Auto löste für die New Yorker und Londoner Stadtväter das Mistproblem. Dafür schuf es eine Menge neuer Probleme. Aber die Experten rieten den Stadtvätern, getrost abzuwarten: "Das Auto hat keine Zukunft!" Wieso? "Weil es nicht genug geschulte Chauffeure gibt!"
Man könnte jetzt zu dem Schluss kommen, dass das Auto auch nur eine Entwicklungsetappe zu einer besseren mobilen Zukunft ist, denn Dr. Fritz P. Rinnhofer sagt schon seit langem: Das Automobil ist schuld an der Immobilität.
Und vielleicht ist es, trendig ausgedrückt, mal Zeit für Mobilitätsfasten.