Unser letzter gemeinsamer Spaziergang endete am Museum Kesselhaus. Heute sollte es weiter in das nördliche Gelände des Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH) gehen, damit Sie auch die verwunschenen Ecken kennen lernen. Aber daraus wird leider nichts. Im Großen Herzbergteich hinter dem Museum arbeiten z. Z. die Bagger, um das Sediment aus dem Gewässer zu entfernen. Vor 20 Jahren hatte das Bezirksamt das Gewässer mit Lehm und Mergel abgedichtet. Das KEH erhielt die Genehmigung, das Regenwasser von den Dächern und Straßen in den Großen Herzbergteich einzuleiten. Das ging über 10 Jahre sehr gut, vor allem die kleine Kammmolchpopulation dankte es mit guter Vermehrung. Seit einigen Jahren werden aber immer weniger Amphibien beobachtet, die Wasserpflanzenflora wurde immer artenärmer und am Ende bedeckten Wasserlinsen, im Volksmund auch als Entengrütze bezeichnet, flächendeckend die Wasseroberfläche. Was war passiert? Auf jeden Fall hatte sich erstaunlich schnell eine relativ starke Sedimentschicht gebildet. Der Baumbestand im Uferbereich hatte sich im Laufe der Jahre sehr gut entwickelt, was aber zu starkem Laubeintrag in den Teich und damit zur Sedimentbildung führte. In den vergangenen 10 Jahren wurden bereits Bäume im Uferbereich gefällt, zwei Bäume fielen den Stürmen zum Opfer. Nun bleibt abzuwarten, wie sich das Gewässer nach der Sedimententnahme entwickelt.
Südlich des Großen Herzbergteiches befinden sich drei Naturdenkmale - eine Stiel-Eiche, eine Platane und eine Schwarz-Pappel. Spätestens zur nächsten Aufführung des Theaterstückes „Ein Sommernachtstraum“ wird dann dieser Bereich für die Öffentlichkeit zugänglich, denn ein Teil des Theaterstückes findet am Großen Herzbergteich statt.
Weil wir aber dieses Gelände z. Z. nicht besuchen können, beginnen wir unseren Spaziergang am Rohrdammweg, einem Grünzug, der von der Rhinstraße bis zum Alleecenter an der Landsberger Allee führt. Gleich hinter dem Eingangsbereich befindet sich auf der linken Seite eine Baustelle. Hier wird eines der vielen leerstehenden Gebäude saniert, zukünftig werden hier Senioren wohnen. Das Projekt Landschaftspark Herzberge hat viele Investoren ermutigt, sich in der Umgebung zu engagieren. Sie werben auch mit „Wohnen am Landschaftspark“ – hoffentlich werden die Neubewohner hier alles finden, was sie wünschen. Als der Landschaftspark geplant wurde, war nicht abzusehen, dass eine solche Entwicklung für die benachbarten Brachflächen eintreten würde.
Der Rohrdammweg ist mit einem Asphaltband befestigt, das sich durch den Grünzug schlängelt. Bänke laden zum Verweilen ein. Aber Vorsicht, der Weg wurde aus dem Radwegeprogramm des Senates finanziert und tatsächlich wird er auch rege genutzt. Gerade die eiligen Radfahrer haben oft keine Klingel, aber hier gilt die Gleichberechtigung aller Nutzer. Nach etwa 700 m erreichen wir eine Wegkreuzung. Und schon wieder mit Baustelle! Hier baut das Tiefbauamt gerade die Verlängerung des Rohrdammweges bis zum Alleecenter – dort können dann die Radfahrer zukünftig die Landsberger Allee gefahrlos an der Ampelanlage überqueren.
Auf der linken Seite des Weges befindet sich jetzt eine grüne Wiese mit einem temporären Gewässer. Noch vor einem Jahr stand hier eine Ruine, ein ehemaliges Bürogebäude in Metallleichtbauweise. Der Abriss bereitete den Hochbauern des Bezirksamtes mehr als Kopfzerbrechen. Sie fanden Isoliermaterialien, die dann in irgendeinem Bergwerk deponiert werden mussten, weil sie so stark belastet waren – eine unschöne Überraschung. Aber jetzt ist alles gut und im nächsten Frühjahr werden hier die Wechselkrötenmännchen mit ihrem trällernden Singsang nach den Weibchen rufen. Ein Blick nach rechts zeigt den Kontrast. Nein, es sind nicht die Säulen von Karnak – das angrenzend befindliche Gebäude wartet noch auf seine zukünftige Zweckbestimmung. Parallel zu der autobahnähnlichen Erschließungsstraße soll zukünftig ein Grünzug über die ehemalige Bahnbrücke nach Marzahn führen. Das ist aber noch Zukunftsmusik – vielleicht bis zur IGA 2017?
Wie biegen jetzt auf dem Weg links ab und verlassen nach etwa 50 m den Fuß- und Radweg. Schlagartig befinden wir uns in einer anderen Situation. Helle Birkenstämme leuchten uns entgegen, dazwischen das frische Grün der Wiese. Ein schmaler Betonweg führt uns um die 2013 neu geschaffene Waldweide. Das Gelände hat in den letzten 100 Jahren mehrere Nutzungsänderungen erlebt. Das Krankenhaus hielt im Norden des Geländes auch einmal Rinder, die Kühe wurden auch gemolken. Dann entstand an der Peripherie des Krankenhauses um 1920 das „Stadion Lichtenberg“, eines der ersten kommunalen Sportprojekte in Deutschland überhaupt. Das Stadion erlangte Berühmtheit, als wenige Tage nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Deutschland eine Lichtenberger Stadtauswahl gegen eine Mannschaft der Roten Armee zu einem Fußballspiel antrat – vor etwa 10.000 Zuschauern! Wenig später benötigte der Bezirk das Stadion nicht mehr, in der Nachbarschaft befanden sich ja auch die Sportanlagen der Berliner Verkehrsbetriebe, hier gab es sogar ein Freibad. Im Zusammenhang mit den Weltfestspielen der Jugend und Studenten wurde auf dem Gelände des Lichtenberger Stadions ein Zeltlager errichtet, das bis 1990 Teilnehmer am Studentensommer beherbergte.
An die ehemaligen Nutzungen erinnern noch die Zuschauerwälle und ein ehemaliger Schießbunker, der aus Sicherheitsgründen eingezäunt werden musste. Auf einem der Wälle befindet sich eine kleine Sitzgruppe mit Bänken. Von hier aus öffnet sich der Blick über die Weidefläche, auf der sich ein weiteres Kleingewässer befindet. Mit ein wenig Glück sehen wir auch die Weidetiere der Agrarbörse Deutschland, die die Beweidung organisiert. Nach der Pause führt uns der Weg Richtung Herzbergstraße und weiter geradeaus Richtung Gotlindestraße. Wir können aber auch den Weg nach links entlang der Straßenbahngleise nehmen und erreichen nach wenigen Minuten die Haltestelle „Krankenhaus Königin Elisabeth“.