Zu unserer Wanderung entlang der Rummelsburger Bucht starten wir am S-Bahnhof Ostkreuz. Der Ausgang Markgrafendamm/Hauptstraße bringt uns auf die Hauptstraße, die wir am besten gleich am Fußgängerüberweg queren, um ihr dann für wenige Meter nach links zu folgen. Bei der nächsten Möglichkeit biegen wir rechts in die Kynaststraße ab. Hinter dem umzäunten Sportplatz führt uns links ein Sandweg und gleich wieder links ein asphaltierter Weg zum Paul-und-Paula-Ufer des Rummelsburger Sees. Hier wurden Szenen des 1973 uraufgeführten Films „Die Legende von Paul und Paula“ gedreht. Zum Gedenken daran bekam 1998 ein Teil des Uferweges den Namen Paul-und-Paula-Ufer.
Mit Beginn der Uferpromenade bieten sich wunderbare Ausblicke auf das gegenüberliegende Ufer der Halbinsel Stralau. Am Horizont zeigt sich das Gerüst eines Riesenrades, einer großen Attraktion des früheren Kulturparks Plänterwald. 1969 eröffnet, war er der einzige ständige Vergnügungspark der DDR und zog jährlich bis zu 1,7 Millionen Besucher an.
Links des Weges befindet sich der erste Berliner Hochseilgarten – der TeamVentureSportsPark – mit Kajak-Ausleihstation und Beachvolleyball-Feldern. In der Regel ist der Park von Anfang Mai bis Ende September geöffnet und bietet bei entspannter Atmosphäre einen herrlichen Blick auf den Rummelsburger See. Diese Besonderheit kann auch das Restaurant „Trattoria Paganini“ mit seiner großen Terrasse bieten. Diese lädt zu einer ersten kleinen Pause ein. Frisch gestärkt geht es weiter am Rummelsburger Ufer entlang, an der „schiefen Kita“ halten wir uns rechts und folgen dem Uferweg. Die Gestaltung des Gebietes in der Rummelsburger Bucht wurde zur EXPO 2000 als ein Beispiel für eine nachhaltige Stadtentwicklung in Berlin vorgestellt.
Einst bestimmten hier Militäreinrichtungen, ein Gefängnis, Lagerplätze und ein Betonwerk das Ufer. Heute, nach der Räumung und Entsiegelung großer Bereiche dieses Gebietes, finden sich neben dem Uferweg mehrere hunderte Wohnungen in nächster Nähe zum See. Folgen wir dem Weg weiter, führt er uns zu einem besonders geschützten Uferbereich, einem Röhrichtbestand. 1998 wurden hier 30.000 Schilfpflanzen eingesetzt, um Brutplätze und Lebensräume für die Pflanzen und Tiere des Uferbereiches zu erhalten bzw. zu schaffen. Durch die über 100 Jahre andauernde Einleitung industrieller Abwässer haben sich Schadstoffe im Wasser und im Bodensubstrat des Rummelsburger Sees abgelagert. Ein Schilfgürtel soll hier kontinuierlich helfen, die Wasserqualität des Sees zu verbessern, da Schilf Sauerstoff an das Wasser abgibt, welchen die Mikroorganismen zur Zersetzung von Schadstoffen benötigen. Hier lädt auch ein Naturlehrpfad zum Erkunden ein. Zusätzlich bietet die NABU-Gruppe Friedrichshain-Kreuzberg periodisch Exkursionen vor Ort an, die dazu weiterführende Informationen liefern.
Nach wenigen Metern erreichen wir die Knabenhäuser des ehemaligen Friedrichs-Waisenhauses der Stadt Berlin. Diese wurden 1854 bis 1859 nach Plänen des damaligen Stadtbaurates Gustav Holzmann erbaut und bis 1949 in dieser Funktion genutzt. Gegenüber den Knabenhäusern liegt direkt am Wasser ein Picknickplatz, der zum Verweilen einlädt.
Wir folgen dem hier stellenweise von Pyramidenpappeln gesäumten Uferweg bis zur Aussichtsplattform am Bolle-Ufer. Von 1877 bis 1879 entstand hier ein städtisches Arbeitshaus, das nach der Spaltung Berlins als Gefängnis genutzt und weiter ausgebaut wurde. Heute sind die 15 noch erhaltenen Backsteingebäude die letzten Zeugnisse dieser historischen Nutzung und stehen wegen ihrer sozial-geschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz. Mehrere Informationstafeln an der Aussichtsplattform am Bolle-Ufer geben Auskunft. Der Blick auf das gegenüberliegende Ufer der Halbinsel Stralau und die Liebesinsel ist aufgrund großflächigen Grüns mitten in der Stadt bemerkenswert.
Weiter dem Weg mit den Pyramiden-Pappeln folgend, kommt man zu Gewerbeflächen, auf denen heute unter anderem eine Bootsvermietung, die „Hafenküche“ und eine Kletterhalle zu finden sind. Bei der Bootsvermietung „Spreeboote.de“ können Tret-, Ruder- und Motorboote ausgeliehen werden, nach Wunsch auch mit einem Picknickkorb der „Hafenküche“ ausgestattet.
Unser Weg entfernt sich nun aber vom Rummelsburger See und führt uns zum Turm des ehemaligen Maschinen- und Heizhauses. Neben der gelungenen Sanierung historisch genutzter Gebäude fallen auch mehrere Litfaßsäulen ins Auge, die über vergangene Nutzungsformen als Arbeitshaus und Gefängnis informieren. Die Paula-Fürst-Straße und der von einem alten Baumbestand geprägte Medaillonplatz weisen uns nun den Weg zurück in Richtung der Knabenhäuser. Ein herrlicher Blick auf den Wasserturm am S-Bahnhof Ostkreuz begleitet uns. Wieder bei der „schiefen Kita“ angekommen biegen wir rechts in die Emma-Ihrer-Straße ab und schlängeln uns durch zur Hauptstraße, um das S-Bahngleis durch den Bahnhof „Rummelsburg“ zu unterqueren. Wir finden uns auf der Nöldnerstraße wieder und biegen rechts Richtung Stadthausmuseum ab. Wenden wir den Blick nach oben, können wir schon unser nächstes Ziel - den Schrotkugelturm - sehen. Das Wahrzeichen der Victoriastadt ist 38 Meter hoch und erhielt seinen Namen durch dessen frühere Verwendung. 1908 errichtete die „Bleigießerei und Maschinenfabrik Juhl & Söhne“ diesen Turm, der bis 1939 der Herstellung von Schrotkugeln diente. Bei der Schrotkugelherstellung wurde im obersten Turmgeschoss Blei erhitzt und flüssig in eine Fallröhre gegossen. Im freien Fall formten sich aus den Bleitropfen nahtlose Kugeln, die anschließend im Luftzug der nicht verglasten Fenster erhärteten.
Jetzt biegen wir links in die Stadthausstraße ein und unterqueren weitere S-Bahngleise mit Hilfe der Stadthausstraßenbrücke. Die historische Brücke, auf Pendelstützen erbaut, konnte nicht saniert werden, wurde daher abgerissen und in den Jahren 2005/2006 neu erbaut. Die Pendelstützen blieben dem Stadtbild aber auf besonderer Weise erhalten, da sie die angrenzende Grünfläche schmücken.
Gegenüber der Grünanlage befindet sich das Museum Lichtenberg im Stadthaus, dem ehemaligen Rathaus von Boxhagen-Rummelsburg. Das Museum dient als Informations-, Kultur- und Bildungsstätte mit dem Schwerpunkt Vermittlung und Erforschung der Bezirksgeschichte. Ein Besuch lohnt sich allemal, da auch Programme zur Stadtteilgeschichte, Kultur- und Traditionspflege angeboten werden.
Anschließend folgen wir der Türrschmidtstraße nach rechts. Kurz vor der S-Bahnstation „Nöldnerplatz“, an der unsere Wanderung endet, lädt das „Café Nadia und Kosta“ zu einer letzten Pause ein. Auf kleinen Sitzgruppen kann man bei schönem Wetter seinen Kaffee munter schwatzend oder beobachtend draußen in der Sonne genießen.
Tourkarte im A4-Format zum Herunterladen und ausdrucken