Umweltbüro Lichtenberg

Wie ökologisch kann Bio-Anbau im Gewächshaus sein?

Eine Kennzeichnungspflicht für Obst und Gemüse, das im Gewächshaus angebaut wurde gibt es nicht. Weder für konventionelle Betriebe noch im Ökolandbau.

Weiterhin unterscheiden sich der konventionelle Anbau unter Glas von dem ökologischen. In herkömmlichen Gewächshäusern werden Pflanzen oft in Substraten gezogen und durch künstliche Nährstoffe versorgt. Diese werden punktgenau an die Pflanzen gebracht, je nach Bedürfnissen. Statt den vorhandenen Boden zu nutzen und zu pflegen, werden im konventionellen Unterglasanbau Substrate eingekauft, die teils aufwendig industriell hergestellt oder von weit hertransportiert werden und die nicht immer kompostierbar sind. Das ist im Bio-Anbau, bei dem die Pflanzen ihre Nahrung über das Ökosystem des Bodens beziehen, nicht erlaubt. In Bio-Gewächshäusern werden die Pflanzen mit organischem Dünger versorgt, der bis zu zwei Wochen braucht um sich zu zersetzen und für die Pflanzen verfügbar ist.

 

Der Unterglasanbau bietet durchaus Vorteile. Im Frühjahr bietet er Tomaten, Gurken und Paprika einen Wachstumsvorsprung von mehreren Wochen. Er schützt die Pflanzen vor Hagel, Sturm oder Starkregen. Aber auch vor Krankheiten, die sich im Freiland vor allem bei viel Feuchtigkeit rasch ausbreiten.

Dafür muss aber bewässert werden. Im besten Fall geschieht das mit gesammeltem Regenwasser, das auf den Dachflächen der Gewächshäuser anfällt. Dieses kann den Pflanzen dann in Bodennähe zur Verfügung gestellt werden. So bleiben die Blätter trocken und bilden keinen Nährboden für Pilzsporen. Schädlinge, wie Läuse oder Wanzen, werden in Bio-Gewächshäusern mit Netzen ferngehalten und mit Nützlingen entgegengewirkt.

Zum Thema Energieverbrauch haben Bio-Verbände wie Demeter, Bioland oder Naturland strengere Vorschriften. Für Verbandsgewächshäuser gilt von Dezember bis Februar, dass die Flächen nur frostfrei gehalten werden dürfen, damit die Bewässerungssysteme nicht einfrieren. Betriebe die mit erneuerbaren Energien wirtschaften, dürfen länger heizen als die, die mit Gas oder Öl heizen. Den wenigsten Menschen ist dabei wohl bewusst, dass - egal ob bio oder konventionell - auch im Sommer geheizt wird. Besonders in den Morgenstunden, denn dadurch werden die Pflanzen früher aktiv und der Taupunkt verlagert, ab dem Luftfeuchtigkeit kondensiert.

Auf künstliche Beleuchtung sollte verzichtet werden, da dies nur zusätzlich Energie verbraucht und gleichzeitig zur Beeinträchtigung von Nachtschwärmern durch Lichtverschmutzung beiträgt. In der EU-Öko-Verordnung gibt es zur Beleuchtung oder Heizen keine Vorschriften.

Ein weiterer Punkt der eher gegen die Kultivierung in Gewächshäusern spricht, ist das für den Bau immer offene Lebensräume für Vögel und Insekten verloren gehen. Weder Wind noch Wildinsekten können hier für die Bestäubung sorgen. Stattdessen werden Hummelvölker eingekauft, die diese Arbeit verrichten. Entwischen diese oft hochgezüchteten Bestäuber, können sie heimische Bestände aus dem Gleichgewicht bringen.

Trotz der steigenden Energiekosten wird Gemüseanbau unter Glas in Deutschland wohl auch zukünftig eine Rolle spielen. Neben Nachhaltigkeit spielt auch die soziale Komponente eine Rolle. Diese ist bei Gemüse aus Südeuropa oft nicht gewährleistet. Dort werden die ohnehin geringen lokalen Wasservorkommen stark übernutzt und Arbeiter:innen nicht ordnungsgemäß entlohnt. (Mehr zum Thema Gemüseanbau in Südeuropa lesen sie im Beitrag https://www.umweltbuero-lichtenberg.de/umweltbewusst/aktuelle-beitraege/830-der-wasserknappheit-im-gemuesegarten-europas-mit-meerwasserentsalzungsanlagen-begegnen.html).

 

Deutscher Gemüseanbau unter Glas trägt außerdem dazu bei, etwas unabhängiger von Importen zu sein. In Deutschland liegt der Selbstversorgungsgrad von Gemüse gerade einmal bei knapp 40 Prozent, Deutschland importiert also mehr als die Hälfte des hier verzehrten Gemüses aus dem Ausland. Bei dem Lieblingsgemüse der Deutschen, der Tomate, stammen nur 3,5 Prozent der 30 Kilogramm, die jede:r Deutsche pro Jahr konsumiert, aus heimischem Anbau.

Dennoch kann sich Jede:r im nächsten Frühjahr die Frage stellen, ob es im April schon deutsche Gurken braucht oder ob man auch bis Juni warten kann. Da gibt das Ernährungsverhalten der Konsumenten den Ausschlag. Weitere Informationen, zu welcher Zeit heimisches Obs und Gemüse erntereif ist finden Sie im Saisonkalender.

 

 

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