Bei der gesamten Veranstaltung ging es in meinen Augen darum, das Lebewesen BAUM stadt- und verkehrsgerecht zu machen. Es werden sogar Klimabäume gepflanzt, eine Gattung, die mir bisher nicht bekannt ist. Was sollen Klimabäume können?
Können Klimabäume ohne Wasser auskommen, mit dem vielen Hundeurin umgehen, sich wie Gummi bei Stürmen biegen und keinen Äste abwerfen, ein Wurzelwerk ausbilden, das sie standsicher macht, uns ein gesundes Mikroklima erzeugen, widerstandsfähig gegen Schädlinge und Pilze sein, Lebensraum für Tiere sein, mit dauerhaften Verletzungen umgehen, schnell wieder heilen und das extreme Stadtklima dauerhaft ertragen?
Wenn es das gäbe, könnten wir die Wüsten begrünen!!!!
Nein, so etwas gibt es nicht und so wie die Stadt zunehmend für die Menschen unerträglich wird, wird sie es auch für die Bäume. Das gesamte System kippt und wir versuchen mit merkwürdigen Methoden das Lebewesen Baum an ein für sie lebensfeindliches Milieu anzupassen.
Der Baum lebt davon, dass er Wasser aus dem Boden über den Stamm in die Blätter transportiert und die Blätter feinen Wasserdampf abgeben. Das erzeugt für uns Menschen ein lebenswertes Klima. Die Bäume in der Stadt bekommen eine Baumscheibe von 1,50 x 1,50 Meter, drum herum Asphalt und Beton. Die Wurzel kann nicht wachsen, weil der Boden unter den Bäumen extrem verdichtet ist. Die Wärmeabstrahlung des Asphalts und Betons lässt die Bäume auch in der Nacht nicht zur Ruhe kommen, so dass auch während dieser Zeit die Transpiration hoch ist. Zu dieser Stresssituation für den Baum kommt das permanente Licht der Laternen, Schädlinge, die sich am gestressten Baum laben, Schnittverletzungen durch das Aufasten für den LKW-Verkehr und damit offene Wunden, wo jeder Pilz, jedes Bakterium jubelt. Der Regen der fällt, kann, wenn alles gut läuft in der Baumscheibe einsickern, alles weitere Wasser wird über die Regenwasserkanalisation abgeleitet. Die Verwaltung gibt dann wieder viel Geld aus, um die Bäume zu bewässern. Und wie wir erfahren mussten, muss die Entwicklungspflege nunmehr acht Jahre realisiert werden. Bisher waren es drei!!!!
Mein Fazit aus dem aktuell gehörten, meinem Wissen und eigenen Erfahrungen ist, dass man die Quadratur des Kreises versucht.
Das Lebewesen BAUM braucht Platz für seine Wurzeln, einen gut durchlüfteten Boden, andere Bäume und eine „baumfreundliche Umgebung“, die keinen zusätzlichen Stress erzeugt.
Solange wir nicht bereit sind, dass zu akzeptieren und umzusetzen, wird das Suchen nach Klimabäumen und stadtgerechten Bäumen ohne Erfolg sein. Auch glaube ich, dass unsere heimischen Bäume das Potential haben, uns die Zukunft zu retten. Sie sind es, die in den letzten Millionen Jahren alle Kalt- und Warmzeiten überdauert haben.
Die Suche nach den richtigen Bäumen der Zukunft sollte also bei den heimischen Arten bleiben. Da Bäume nicht alleine leben, kann auch der Biodiversitäts-Index eine Orientierung sein. Im Jahrbuch Baumpflege 2018 wird der Biodiversitäts-Index vorgestellt und angewendet und der Wert für verschiedene Baumarten bestimmt. Der Biodiversitäts-Index berechnet den ökologischen Wert einer Baumart aus siedlungsrelevanten und repräsentativen fünf Tiergruppen: Wildbienen, Käfer, Schmetterlinge, Vögel und Säugetiere. Diese Tiergruppen nutzen den Lebensraum Baum zu allen Jahreszeiten und sind attraktive „Flaggschiffe“ des Artenschutzes.
Dieser Index wird von der Stiel-Eiche angeführt, alle fünf Tiergruppen nutzen diese Baumart in besonders umfangreicher Art und Weise. In den untersten Reihen sind Baumarten zu finden, die heute gern als „klimaangepasste“ Baumart im städtischen Raum gepflanzt werden, wie der Götterbaum, der Judasbaum, der Ginkgo und die Scheinzypresse.
Doch schauen Sie selbst (http://www.swild.ch/publi/Gloor_JdB_2018.pdf).
Bei dem allseits beliebten städteplanerischen Konzept der wachsenden Stadt wird weder der Baum (der Anteil des Grüns in der Stadt) noch die bisherige Zivilgesellschaft berücksichtigt, es richtet sich eindeutig auf den weiteren Flächenverbrauch in Berlin ein.