In aufwendigen Verfahren wird der Plastikmüll nach deren enthaltenen Kunststoffen sortiert. Gleiche Kunststoffe werden danach zu quadratischen Paketen geschnürt und verkauft, um daraus Pellets zu erzeugen. Diese werden bei der Herstellung neuer Produkte wieder eingeschmolzen. Daraus entstehen bspw. Toaster, Wasserkocher oder andere Produkte. Durch die vorherige Sortierung minimiert sich die „Verunreinigung“ mit anderen Kunststoffen.
Plastikmüll, der eine Vielzahl von Materialien, chemischen Zusätzen und Farbstoffen enthält, kann oft weder recycelt noch entsorgt werden. Bis Ende 2017 wurde dieser Müll nach China verschifft, monatlich bis zu 700.000 Tonnen allein aus Deutschland. Anfang 2018 verhängte China ein Einfuhrverbot für Plastikmüll, der mehr als 0,5 Prozent verunreinigt ist, bisher lag die Grenze bei 1,5 Prozent. Verunreinigten Müll schickt China seitdem wieder zurück. Was geschah bis dahin mit dem Müll in China?
Ein großer Teil der Kunststoffe wurde verbrannt oder auf wilden Müllkippen entsorgt: Dies hatte große soziale und ökologische Folgen. Mit den verschärften Einfuhrvorschriften geht China dagegen vor. Seitdem wird der Plastikmüll der EU vermehrt in Länder Südostasiens exportiert, wie etwa nach Thailand, Vietnam, Malaysia oder Indonesien. Die Importe nach China sanken um 90 Prozent während sie in Thailand um das 70-Fache anstiegen. Das Problem ist damit nur verschoben.
Die „neuen“ Importländer des ausländischen Plastikmülls waren überfordert mit den Müllmassen. Zeitweise musste ein Schiffsterminal in Vietnam schließen, da sich dort 8.000 Container mit Müll ansammelten und immer mehr Schiffe weiteren Müll brachten.
Der starke Anstieg des Imports führte in Malaysia zum Bau von illegalen Recyclingfabriken. Giftige Abwässer gelangen so in die Gewässer, die Müllverbrennung verschmutzt die Luft.
Dies führte im Jahr 2018 dazu, dass auch diese Länder die Einfuhr strenger regelten oder gar die Einfuhr verboten. Daher müssen sich nun die Exportländer Gedanken machen, was sie mit ihrem Plastikmüll anstellen.
Noch verwertbare Rohstoffe werden seitdem wieder im Erzeugerland auf Deponien entsorgt oder verbrannt. In den USA bspw. werden Wertstoffe in größeren Städten verbrannt und in kleineren Gemeinden auf Deponien entsorgt. Auch diese Entwicklung ist besorgniserregend, da durch veraltete Filtertechnik bei der Verbrennung Stoffe wie Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Feinstaub, Dioxine und andere Schadstoffe frei gesetzt werden. Diese Schadstoffe verursachen Krebs, Atemwegserkrankungen, Nervenkrankheiten und Geburtsdefekte. Die Asche muss dann gesondert entsorgt werden.
In ärmeren Regionen der Welt bestreiten viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit unserem Müll. Allein in Lateinamerika sind es schätzungsweise vier Millionen Menschen. Der Müll wird nach wertvollen Stoffen durchsucht, die sie verkaufen können. Sie leben auf Deponien oder neben offenen Müllgruben. Dadurch haben sie mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Beim Versuch, die besten Materialien zu ergattern, die ein Müllwagen liefert, werden sie nicht selten verschüttet.
Die Müll-Entsorgungsverbote aus dem asiatischen Raum führen zum Nachdenken der Regierungen, wie wir mit dem Problem umgehen. Norwegen regt dazu an, das Basler Übereinkommen, welches den Handel mit gefährlichen Abfällen regelt, zu verschärfen.
Die Konzerne, die Kunststoffe herstellen, wirken dem Trend entgegen. Sie planen die Kunststoffproduktion im nächsten Jahrzehnt um 40 Prozent zu steigern. Allerdings wachsen die Kosten für die Entsorgung ebenfalls und so sind die Regierungen gefordert etwas zu unternehmen. Ab 2021 ist Einwegplastik in der EU verboten. Dies ist unter anderem ein Schritt, die Kunststoffindustrie zu zwingen, ihre Geschäftspraktiken zu ändern. Wirklich erfolgreich werden wir die Plastikflut aber erst eindämmen können, wenn die Kunststoffproduzenten auch die Entsorgung finanzieren müssen.
Quelle:
Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung, erschienen Juni 2019