Virtuelles Wasser bezeichnet den indirekten Wasserverbrauch der entsteht, während ein Produkt oder Lebensmittel hergestellt wird. Die Wässerung der Pflanzen im Gewächshaus wird genauso eingerechnet wie die Kühlketten in der Industrie. Einen besonders hohen Wasserverbrauch hat die Fleischproduktion, da während der Aufzucht der Tiere viel Wasser verwendet werden muss, zum Beispiel für die Produktion des Tierfutters, die Reinigung der Ställe, die Schlachtung usw. Unterschieden wird das virtuelle Wasser in grünes, blaues und graues Wasser. Grünes Wasser ist das Regenwasser, das von Pflanzen aufgenommen wird. Blaues Wasser wird dem Grund- oder Oberflächenwasser entnommen und für Bewässerung oder in der Industrie verwendet. Das graue Wasser beschreibt die Wassermenge, die durch die Produktion verschmutzt wird, etwa durch Dünger oder Pflanzenschutzmittel.
Alle Produkte unseres täglichen Bedarfs haben einen spezifischen Wasserfußabdruck, mit dessen Hilfe wir unseren eigenen oder den für ganz Deutschland berechnen können. Nehmen wir zum Beispiel Schokolade, der Deutschen liebste Süßigkeit. Rund 10 kg nahm der Bundesbürger 2016 durchschnittlich zu sich. Schokolade hat allerdings einen besonders hohen Wasserfußabdruck: Für eine Tafel (100 Gramm) der braunen Köstlichkeit werden 1700 Liter Wasser verbraucht! Die 11 Badewannen setzen sich zu 98 % aus grünem virtuellem Wasser und zu jeweils 1 % aus grauem und blauem virtuellen Wasser zusammen. Das Problem ist, dass der Kakaobaum eine Regenwaldpflanze ist, die es feucht und schattig liebt. Wird diese Pflanze jedoch in Plantagen angebaut, muss sie sehr stark bewässert werden und hat deshalb einen so großen Wasserfußabdruck.
Verstärkt wird das Problem durch den Klimawandel: Im globalen Süden wird es trockener, im Norden feuchter. Unsere Konsumgüter wie Schokolade, Kaffee oder Tee werden in Ländern produziert, in denen der Bevölkerung Trinkwasser fehlt. Langfristig müssen wir uns dafür einsetzen, dass auch bei Importgütern auf den Wasserverbrauch in den Herkunftsländern geachtet wird. Doch was können wir nun tun, um unseren eigenen Wasserfußabdruck zu verringern? Der erste Schritt ist, den eigenen Wasserverbrauch zu kennen. Unter http://aquapath-project.eu/calculator-ge/calculator.html könnt ihr euren Wasserverbrauch schätzen lassen. Wer nun versuchen möchte, seinen Wasserverbrauch zu senken, sollte im Laden zu saisonalen und regionalen Produkten greifen, da die Produktion unter unseren Bedingungen weniger Wasser verbraucht. Auch der Kauf von Bio-Produkten wirkt sich positiv auf die Wasserbilanz aus, da im Ökolandbau das Grundwasser weniger durch Dünger und Pflanzenschutzmittel belastet wird. Geräte und Kleidung sollten möglichst lang verwendet werden, da bei der Produktion dieser Produkte viel Wasser nötig ist.
Schlussendlich sollten wir uns darüber Gedanken machen, dass wir mit unserem Konsumverhalten Einfluss auf Wasserressourcen, Lebensbedingungen oder die Biodiversität in den Anbauländern haben. Natürlich muss man nicht auf alles verzichten, aber ein Bewusstsein zu schaffen, ist der erste Schritt.