Umweltbüro Lichtenberg

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?

Wie funktionieren Elektroautos?

Es gibt reine Elektroautos, die aufgeladen werden und dann ausschließlich elektrisch mit Batteriestrom fahren, und Hybridfahrzeuge, die entweder mit Batteriestrom oder, wenn die Batterie leer ist, mit Benzin oder Diesel fahren. Da es in Deutschland noch immer nur sehr wenige Stromtankstellen für Elektroautos gibt und sich die meisten dieser Ladestationen bisher in Großstädten befinden, sind Fahrer von Hybrid-Autos deutlich flexibler. Ihr Auto aktiviert bei leerer Batterie automatisch den Verbrennungsmotor, so dass die Fahrt nicht unterbrochen wird. Wenn die Batterien voll sind, entscheidet der Bordcomputer, welcher Motor den Plug-in-Hybrid antreiben soll. Wird viel Leistung benötigt, z. B. beim Überholen, arbeiten beide Motoren parallel. Auf kurzen Strecken fahren Plug-in-Hybride meist elektrisch. Die elektrische Reichweite beider Fahrzeugtypen ist allerdings bisher noch sehr unterschiedlich. Vor allem große deutsche Hybridfahrzeuge schaffen bislang oftmals nur eine Strecke von 30 bis 50 Kilometern, bis die Batterie leer ist, während neue Elektroautos bereits heute schon 400 bis 500 Kilometer mit einer einzigen Batterieladung zurücklegen können. Da es aber noch nicht überall Stromtankstellen gibt, müssen Fahrer von Elektroautos deshalb immer die Ladeanzeige ihrer Batterie im Blick haben.

Infrastrukturprobleme in Deutschland
Das Ladenetz für Elektroautos weist in Deutschland bisher noch immer große Lücken auf. Aktuell existieren zwar schon fast 10.800 Stromtankstellen in ganz Deutschland mit fast 31.200 Ladepunkten. Dennoch zeigt die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur, dass es vor allem in Ostdeutschland und im Saarland noch immer ganze Landstriche ohne eine einzige Stromtankstelle gibt. Hinzu kommt, dass bisher nur etwa jede zehnte Stromtankstelle in Deutschland für die Schnellladung von E-Autos geeignet ist. Das bedeutet, dass das Aufladen eines Elektroautos schon einmal bis zu vier Stunden dauern kann. Ein weiteres Problem bei der Aufladung von Elektroautos sind die vielen verschiedenen Anschlüsse und Stecker, so dass es manchmal nicht möglich ist, ein Elektroauto an einer bestimmen Stromtankstelle aufzuladen, wenn dort vielleicht nicht der richtige Anschluss vorhanden ist. Aktuell gibt es fünf verschiedene Steckersysteme, die größtenteils nicht miteinander kompatibel sind. So ist eine Aufladung vielleicht gar nicht oder nur mit Hilfe von Adaptern möglich.

Immer weiter wie bisher
Aber ist dies der einzige Grund, warum der Trend zur Elektromobilität bisher fast spurlos an Deutschland vorbeigegangen ist und bei uns noch immer fast ausschließlich Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verkauft werden? Nein, denn bisher verdienten die deutschen Hersteller mit konventionellen Verbrennungsmotoren gutes Geld. In den vergangenen Jahren erzielten alle deutschen Automobilproduzenten Milliardengewinne – und das fast ausschließlich mit veralteten Motorenkonzepten, denn Anfang 2017 hatte weniger als ein halbes Prozent aller in Deutschland zugelassenen Autos einen Hybrid- oder Elektroantrieb! Obwohl die Zahl der Elektroautos in Deutschland in den vergangenen Monaten weiter gestiegen ist, ist eine nachhaltige Trendwende noch nicht in Sicht. Die deutschen Autobauer werden in den nächsten Jahren vermutlich massiv in Elektromobilität investieren. In den nächsten fünf Jahren will z. B. Volkswagen bis zu neun Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos und Plug-in-Hybriden investieren. Im gleichen Zeitraum will das Unternehmen allerdings noch bis zu zehn Milliarden Euro in die Weiterentwicklung seiner veralteten Verbrennungsmotoren stecken.

Gibt es einen Ausweg?
Dass die Bundesregierung unter solchen Voraussetzungen ihre ehrgeizigen Klimaziele nicht erreichen kann, liegt auf der Hand. Gerade erst hat eine neue Studie, die auf den offiziellen Daten des Bundes basiert, belegt, dass Deutschland alle wesentlichen Ziele in Sachen Energiewende deutlich verfehlt hat. Trotz Zuschüssen in dreistelliger Milliardenhöhe für den Ausbau der erneuerbaren Energien sind die CO2-Emissionen nicht wie geplant kontinuierlich gesunken. Stattdessen stagnieren sie seit 2014. Ein Umdenken scheint also unausweichlich. Aber wie könnte eine staatliche Strategie aussehen, die die Umweltbelastungen des Autoverkehrs reduziert und die Nachhaltigkeit fördert? Der Staat ist mit Abstand der größte Kunde der Automobilhersteller. Deshalb könnte z. B. eine sukzessive Umstellung aller staatlichen Fuhrparks von Polizei, Feuerwehr und anderen Behörden auf Elektrofahrzeuge eine relevante und planbare Nachfrage für die Automobilindustrie schaffen. Damit könnte eine große Hürde zur Serientauglichkeit sauberer Fahrzeuge genommen werden. Auch könnte der Staat andere Formen der Mobilität fördern. Hierzu zählen bspw. Carsharing oder Mitfahrdienste sowie die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und der Ausbau von Fahrradwegen. Schließlich könnten auch die finanziellen Anreize für Käufer von Elektroautos verbessert werden, so wie dies bereits in anderen europäischen Ländern der Fall ist.

Norwegen als Beispiel für Elektromobilität
Anders als in Deutschland wird Elektromobilität in Norwegen nicht behindert, sondern bereits seit 15 Jahren massiv staatlich gefördert. Der Käufer eines Elektrofahrzeugs spart beim Kauf eines Elektroautos sowohl die 25%ige Mehrwertsteuer als auch die nach Leistung und Emissionen gestaffelte Kfz-Anschaffungssteuer. Außerdem können Besitzer von Elektroautos die norwegischen Maut-Straßen und Fähren kostenlos nutzen. In Oslo dürfen Elektrofahrzeuge außerdem im Berufsverkehr die Busspuren nutzen, wenn das Auto mit mindestens zwei Personen besetzt ist. Aktuell beträgt der Anteil von Elektro- und Hybridfahrzeugen bei den Neuzulassungen in ganz Norwegen bereits etwa 35 %, in Oslo sogar schon 40 %. Allein dort sind momentan etwa 50.000 Elektroautos und etwa 30.000 Plug-in-Hybride zugelassen – etwa 40 % der Gesamtanzahl dieser Fahrzeuge in ganz Deutschland.


Verliert Deutschland den Anschluss?
Damit die deutschen Autobauer nicht ins Hintertreffen geraten, werden sie zukünftig ihre Investitionen und Forschungsaktivitäten langfristiger gestalten müssen. Wahrscheinlich werden sie auch stärker in gegenseitige Kooperationen intensivieren müssen. Auch der Staat muss seine Förderung umstellen, u. a. durch Abschaffung umweltschädlicher Subventionen wie die Förderung von Dieselkraftstoff oder Dienstwagenprivilegien hin zu umweltfreundlichen Antriebskonzepten und nachhaltigen Mobilitätsstrategien. Natürlich werden sich aber auch die Bürger Gedanken über ihre zukünftige Mobilität machen müssen, denn noch immer ist das Auto das bevorzugte Verkehrsmittel in Deutschland. Bei den über 18-Jährigen wird das Auto mehr als doppelt so häufig genutzt, wie der öffentliche Nahverkehr. Hier zeigen sich aber sowohl regionale als auch demografische Unterschiede.

Trendwende bei der Jugend?
In großen Städten haben immer weniger Menschen ein eigenes Auto. Aktuell verzichtet bereits etwa ein Drittel aller Großstadthaushalte auf ein eigenes Kraftfahrzeug. Trendsetter hierbei sind vor allem junge Menschen. Für mehr als die Hälfte von ihnen, egal ob männlich oder weiblich, dient ein Auto lediglich dazu, von A nach B zu kommen. Zudem gilt der Trend: Je höher die Bildung, desto unwichtiger ist das eigene Auto. Aktuell können sich bereits mehr als ein Drittel der 18- bis 34-Jährigen ein Leben ganz ohne Führerschein und Auto vorstellen, da sie den Besitz eines Autos als teuer und unflexibel ansehen. Deshalb werden vor allem in dieser Altersgruppe Mobilitätskonzepte wie Carsharing und Mitfahrangebote immer beliebter.

Der Erfolg des Klassikers
Aber auch das Fahrrad hat großes Potenzial, ein wichtiges Verkehrsmittel der Zukunft zu werden. Voraussetzung hierfür sind aber mehr Radwege, sichere Abstellanlagen, eine bessere Beleuchtung und komfortabel zu befahrende Radrouten. Etwa die Hälfte aller Radfahrer wünscht sich außerdem ein besseres Verkehrsklima und Kampagnen für ein besseres Miteinander im Straßenverkehr. Dass solche Maßnahmen erfolgreich sein können, zeigt die Verkehrsmittelwahl in Städten wie Kopenhagen, Amsterdam oder auch in besonders fahrradfreundlichen deutschen Städten wie Münster. Dort hat der Radverkehrsanteil den motorisierten Individualverkehr bereits überholt. Auch die immer schneller steigenden Verkaufszahlen von E-Bikes scheinen ein Indikator für ein Umdenken bei der persönlichen Mobilität zu sein. Aktuell soll es in Deutschland bereits etwa 3,5 Millionen E-Bikes geben, Tendenz steigend. Generell lässt sich ein deutlicher Trend hin zum Fahrrad beobachten. 82 % aller Deutschen nutzen ein Fahrrad, bereits fast 40 % nutzen es intensiv, das heißt, täglich bis mehrmals pro Woche – eine ermutigende Entwicklung.

Ob Elektroautos, vernetzte und digitalisierte Verkehrssysteme, eine verbesserte Fahrrad-Infrastruktur oder eine Kombination aus allem die Mobilität der Zukunft prägen werden, wird sich bald zeigen. Bis dahin sollten wir aber alle versuchen, uns möglichst umweltbewusst zu verhalten und auf unnötige Autofahrten verzichten. Wir können das Fahrrad öfter nutzen und kürzere Strecken wieder zu Fuß zurücklegen. Und das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit.

 

Quellen:

https://www.automobil-produktion.de/hersteller/wirtschaft/byd-groesste-elektroauto-marke-der-welt-338.html
http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2017-01/elektroautos-tesla-absatzziele-einbruch-2016
https://c1cleantechnicacom-wpengine.netdna-ssl.com/files/2017/02/World-Electric-Car-Sales-Top-Companies.png
https://www.auto-motor-und-sport.de
http://www.carfacto.de
https://www.goingelectric.de https://www.bundesnetzagentur.de
https://www.technik-einkauf.de
http://www.autobild.de
http://www.zeit.de/mobilitaet.de
https://www.greenpeace.de
https://www.bmub.bund.de
http://www.social-startups.de

 

 

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