Umweltbüro Lichtenberg

Die Nacktschnecke

Nach einem Regenguss lassen sich Schnecken am ehesten beobachten, bei den gehäuselosen Schnecken sind bei uns meist Wegschnecken oder Schnegel anzutreffen. In der Evolution hat sich bei der Wegschnecke das Gehäuse zurück gebildet, von ihren Vorfahren sind ihr nur noch Kalkkrümelchen geblieben. Bei den Schnegeln ist noch eine innere schemenhafte Schale vorhanden, die die Organe im vorderen Bereich des Tieres schützen. Die Nacktschnecken haben sich also minimiert und können sich nicht mehr in ein schützendes Gehäuse zurückziehen. Das Gehäuse dient den Schnecken im Großen und Ganzen als Schutz vor Fressfeinden und vor Austrocknung. Bei den ausgeklügelten Systemen, die sich schneckenfressende Tierarten angeeignet haben, ist aber auch ein Gehäuse oft nicht völlig ausreichend. Die Schneckenarten, die ihr Gehäuse teilweise oder ganz reduziert haben, haben andere Schutzmechanismen entwickelt. Sie sondern beispielsweise Schleim ab, der für Fressfeinde giftig ist oder einfach nur widerlich schmeckt. Andere Arten der Nacktschnecken leben größtenteils unter der Erde.

 

Ein Vorteil ohne Haus auf dem Rücken durch das Leben zu ziehen, ist die Einsparung von Energie. Denn für den Bau des Hauses und den Transport müssen nicht wenig Ressourcen und Kraft aufgewendet werden. Leicht nachvollziehbar ist auch, dass Nacktschnecken beweglicher sind, sie können schneller und leichter neue Lebensräume erschließen. Ohne das zusätzliche Gepäck auf dem Rücken, kommen die Tiere auch an Nahrung in der Erde, die für Gehäuseschnecken nicht erreichbar ist. So weit zu den Vorteilen, die sich hauslosen Schnecken bieten.

 

Nacktschnecken sind schwer bestimmbar. Seit einigen Jahrzehnten breitet sich die braunrote Variante der Wegschnecke in Deutschland immer mehr aus. Man ging davon aus, dass es sich hier um die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) handelte und dass sie mit Gütern und Menschen nach Deutschland kam. Die Möglichkeiten Tiere zu bestimmen, haben sich verändert. Genanalysen zeigten, dass die sich in Deutschland stark ausbreitende Art nicht aus Spanien kommt, sondern dass es sich hier um eine weitere Nacktschneckenart handelt, die Gemeine Wegschnecke (Arion vulgaris). Woher sie kommt ist bis heute unbekannt, denn diese Tiergruppe hat wenig Liebhaber.

 

Die Frage, wieso sich bestimmte Arten der Nacktschnecken schneller ausbreiten als andere, lässt sich aber beantworten. Arion vulgaris stellt weniger Ansprüche an ihren Lebensraum als beispielsweise Arion ater oder Arion rufus. Beides Nacktschnecken, die in den 1960er Jahren hierzulande noch weit verbreitet waren. Monotone Vorgärten, umgepflügte Feldraine und mit Pflanzenschutzmitteln besprühte Wegesränder verändern auch den Lebensraum der Nacktschnecken. Weiterhin legt die Gemeine Wegschnecke (Arion vulgaris) unglaublich viele Eier und kommt gut mit Hitze und Trockenheit zurecht und mit tristen und eintönigen Lebensräumen.

 

Nacktschnecken haben in der Natur eine wichtige Aufgabe: Sie zersetzen abgestorbenes organisches Material. Im Kompost sind viele Nacktschneckenarten anzutreffen, die mit ihren Ausscheidungen ein nährstoffreiches Substrat bilden. Nacktschnecken ernähren sich nicht nur von Salat. Schnegel sind beispielsweise Allesfresser: Sie machen auch vor Schneckengelegen, Pilzen und anderen Nacktschnecken nicht halt. So tragen Schnegel dazu bei, die Anzahl anderer Schneckenarten im Garten zu begrenzen. Ein Fakt, den man bei der Verwendung von Schneckenkorn und anderen Umweltgiften bedenken sollte: Es trifft nicht nur die schädlichen Arten!

Dabei gibt es ein Bündel von wirkungsvollen vorbeugenden Maßnahmen, um Fressfeinde der Schnecken anzulocken und ihnen einen ansprechenden Lebensraum im Garten zu bieten. Nacktschnecken stehen ganz oben auf der Speisekarte vieler Tiere. Wo sich Igel, Eidechsen, Kröten und Vögel wohlfühlen, haben es Nacktschnecken nicht leicht. Gestalten Sie Ihren Garten möglichst naturnah, so entsteht ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen. Schaffen Sie Refugien aus ⁠Totholz⁠- und Blätterhaufen, gemischten Blüten- und Wildobsthecken, einer Trockenmauer oder einem kleinen Teich. Verzichten Sie möglichst auf chemische Pflanzenschutzmittel.


Nacktschnecken mögen es außerdem feucht. Legen Sie Ihr Beet deshalb möglichst sonnig an und gießen Sie Ihre Pflanzen punktuell, am besten morgens. Sand oder Sägespäne zwingen die Weichtiere, besonders viel Schleim zu bilden. So hindern Sie die Tiere am Vorankommen. Manche Nacktschnecken haben eine Schwäche für frisches Grün. Jungpflanzen sind besonders zart und daher auch besonders gefährdet. Schneckenkragen aus Kunststoff schützen auch junge Sonnenblumen vor den gefräßigen Weichtieren. Ziehen Sie Jungpflanzen auf der Fensterbank oder im Gewächshaus vor.

Auch wenn es schwer vorstellbar ist, es gibt Kräuter, Blüten- und Gemüsepflanzen, an die Schnecken kaum rangehen. Das gilt zum Beispiel für Bartnelken, Ringelblumen und Fingerhut, für Gemüsepflanzen wie Tomaten oder Kartoffeln und für Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Thymian.

 

Um zu verhindern, dass die Schnecken sich dauerhaft etablieren, kann es hilfreich sein, das Gemüse nicht jedes Jahr am gleichen Platz anzupflanzen. Morgens finden Sie die Tiere an Brettern, Steinen und großen Pflanzenblättern. Sammeln Sie die Schnecken am besten ein. Aber bitte entsorgen Sie die Tiere nicht lebend in der Mülltonne, im Sommer ersticken sie in dort qualvoll. Ist es kühler, kriechen sie selbst durch millimetergroße Öffnungen wieder aus der Tonne heraus.

 

Auch durch den Anbau von Mischkulturen lassen sich Schnecken von sensiblen Pflanzen vergrämen. Randbepflanzungen mit Rainfarn, Ysop und Kerbel halten die Schnecken von den Beeten fern. Pflanzt man zum Beispiel die bei Schnecken sehr beliebte Tagetes, fressen sie eher diese Pflanze als das Gemüse.

 

Es kommt also alles so, wie es kommen muss: Wir kriegen die Schnecken, die wir durch die Gestaltung und Nutzung unserer direkten Umgebung verdienen. Wir haben es in der Hand!

 

 

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