Angefangen hat alles mit einer englischsprachigen Anleitung zum Bau einer mehrschichtigen Fledermausbehausung, über die wir bei Recherchen im Internet gestolpert sind. Über mehrere Wochen wuchs die Idee, dass wir dieses Fledermaushochhaus gerne nachbauen würden. Schließlich liegt unser Büro am Landschaftsschutzgebiet Falkenberger Krugwiesen, in dem Fledermäuse unterwegs sind. Doch die Trockenheit und die Stürme der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass es vor Ort immer weniger Altbäume mit Höhlungen für Fledermäuse gibt. Also entschieden wir uns für den Bau des Fledermaushochhauses.
Die erste Hürde lag für uns in der Übersetzung der Anleitung sowie in der Umrechnung der angegebenen Maße von Zoll in Zentimeter. Die zweite Herausforderung lag in der Anpassung der umgerechneten Maße. Angefangen beim Kauf des sechs Meter langen Metallrohres, auf welches das Fledermaushaus am Ende im Garten aufgestellt wurde. Das Metallrohr gab es nur mit einem kleineren Durchmesser, also mussten wir alle weiteren Masse anpassen. Nachdem wir sämtliches Material (Holz, Nägel, Schrauben, Silikon, etc…) gekauft hatten, ging es ans Bauen. Beim Kauf des Holzes konnten wir einige Bretter vor Ort im Baumarkt zusägen lassen, andere haben wir selber zuschneiden. Die kurz gehaltene Anleitung erweckte das Gefühl, dass das Fledermaushochhaus recht schnell und in wenigen Schritten zusammengebaut ist. Das relativierte sich nach kurzer Zeit. Wer gerne nachbauen möchte sollte unbedingt ausreichend Zeit einplanen. Nachdem zusägen aller Bretter mussten Rillen im Abstand von etwa einem Zentimeter in die Bretter geritzt werden (ca. 0,5 mm tief), damit sich die Fledermäuse an den Brettern festhalten können. Mit einer herkömmlichen Handsäge haben wir die Rillen auf 16 Bretterseiten eingefügt. Dies dauerte mehrere Stunden und sorgte für ordentlichen Muskelkater.
Anschließend haben wir mit einer Stichsäge die Abstandhalter zugeschnitten. Das Fledermaushochhaus besteht aus insgesamt drei Schichten an Brettern. Um den Abstand auf allen Seiten zu gewähren und ein Wackeln im Wind zu verhindern, werden auf den beiden inneren Schichten kleine Holzblöcke als Abstandshalter montiert.
Nachdem alles zugeschnitten war, widmeten wir uns dem Zusammenbau. Zuerst wurde die innerste Schicht um das Metallrohr montiert. Es empfiehlt sich, die Löcher vorzubohren, um ein Reißen des Holzes zu vermeiden. Das Silikon wurde an den Verbindungsstellen aufgetragen, um dort weder Wind noch Regen die Möglichkeit zu geben einzudringen. Vor dem Zusammenschrauben sollte sichergestellt werden, dass die Bretter das Metallrohr fest umschließen, damit das Haus später nicht im Wind wackelt. Zudem sollten die Seiten mit den Rillen nach außen zeigen.
Nachdem wir alle Bretter der innersten Schicht zusammengeschraubt hatten, wurden die Abstandshalter montiert. Auf jeder Seite vier Stück, immer abwechselnd links und rechts. Diese sollten mit jeweils zwei Schrauben oder Mithilfe von Montagekleber befestigt werden.
Danach folgte die Montage der vier Bretter der mittleren Schicht um die innerste Schicht herum. Diese vier Bretter haben auf beiden Seiten die Rillen zum Festhalten für die Fledermäuse. Auch hier mussten wir die Bretter nochmal etwas in der Breite kürzen. Wieder wird an allen vier Verbindungsseiten Silikon aufgetragen. In die Bretter der mittleren Schicht haben wir zuvor auf jeder Seite ein Loch gebohrt. Da wir keine Lochsäge zur Hand hatten, musste die Stichsäge dafür herhalten. Zwar wurden die Löcher nicht perfekt rund, doch sie werden ihren Zweck erfüllen. Sie dienen den Fledermäusen dazu von der mittleren Schicht auf die innerste Schicht wechseln zu können ohne das Fledermaushochhaus zu verlassen. Die Durchgangslöcher sollten so gebohrt werden, dass dort kein Abstandshalter der innersten Schicht blockiert. Daher empfehlen wir, die Löcher erst zu bohren, wenn die Abstandshalter auf der innersten Schicht montiert sind. Nun werden auch auf der mittleren Schicht die Abstandshalter montiert, auch wieder abwechselnd links und rechts.
Nun wird die äußerste Schicht montiert. Zwei Bretter erhalten einen Lüftungsschlitz. Bei der Montage muss unbedingt darauf geachtet werden, dass diese sich gegenüber liegen. Beim Aufstellen sollen die Lüftungsschlitze möglichst nach Nord und Süd ausgerichtet werden. Dadurch wird vermieden, dass Regen von der Westseite, bekannt als Wetterseite, in das Fledermaushaus eindringt.
Danach haben wir alle vier Bretter um die anderen Schichten herum montiert. Hier haben die Bretter nur auf einer Seite die Rillen und diese müssen nach innen gerichtet sein, die äußere Seite sollte keine Rillen haben. Anschließend wurden die Dächer montiert, zuerst das Kleinere der beiden. Auch hier wurde vor der Montage Silikon aufgebracht. Danach wird das größere Dach auf das kleinere gesetzt. Man kann das Dach auch vergrößern, dadurch erhöht sich der Schatten auf dem Haus. Auf das Dach kommt nun Dachpappe oder ähnliches, ihrer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Hauptsache es ist wasserdicht.
Das Fledermaushaus ist nun so gut wie fertig. Um es aber vor der Witterung zu schützen, haben wir es von außen zuerst mit Holzschutzgrund gestrichen. Auch die beiden inneren Schichten, zumindest der Teil, der aus dem Haus herausragt und somit der Witterung ausgesetzt ist. Nach der Trocknung haben wir zweimal eine farblose Universallasur aufgetragen. Wichtig ist, beim Kauf der Lasuren darauf zu achten, dass sie wasserbasiert sind. Der Geruch von Chemikalien kann dazu führen, dass die Fledermäuse sonst nicht einziehen.
Nach dem Bau des Hauses konnte es aufgestellt werden. Dazu haben wir das Haus auf die Stange geschoben. Wir haben im Garten des Umweltbüros zwischen zwei Bäumen ein ein Meter tiefes Loch mit einem Lochspaten ausgehoben. Zum Aufstellen brauchte es mehrere Hände. Das Gewicht des Hauses sollte nicht unterschätzt werden. Nachdem die Stange mit dem Haus im Loch stand, haben wir den Beton angemischt und ins Loch gefüllt. Bitte achten Sie darauf Schnellbeton zu verwenden! Mit einer Wasserwaage haben wir das Haus gerade ausgerichtet und bis zur vollständigen Aushärtung fixiert. Natürlich sollte beim Aufstellen darauf geachtet werden, dass die Lüftungsschlitze nach Norden und Süden zeigen.
Nun warten wir gespannt darauf, ob bereits in diesem Jahr Fledermäuse in das Haus einziehen und vielleicht dort überwintern werden. Daher war es uns wichtig, das Haus bereits im August aufzustellen, denn im September beginnt die Suche nach geeigneten Winterquartieren. Um den Fledermäusen den Einzug zu erleichtern, haben wir die Eingänge des Hauses mit Fledermausstimulanzien eingestrichen. So wird den Fledermäusen das Gefühl vermittelt, dass es hier schon Bewohner ihrer Art gibt. Als Lockmittel kann der Kot der Fledermäuse im eigenen Garten gesammelt oder auch gekauft werden. Dieser wird leicht mit Wasser aufgelöst und kann dann auf die Eingänge gestrichen werden.
Einen Flyer mit der Bauanleitung können Sie auf unserer Internetseite herunterladen oder bei uns im Umweltbüro Lichtenberg in gedruckter Form abholen. Sollten Sie an der originalen Bauanleitung in Englisch interessiert sein, werden Sie hier fündig: https://tinyurl.com/24npb23z
Unser Fazit: wie so oft bei Bauprojekten haben wir aufgrund der sehr kurz gehaltenen Anleitung den Aufwand unterschätzt. Nichtsdestotrotz war es ein großer Spaß. Nicht jeder kann von sich behaupten ein Hochhaus für die Fledermäuse gebaut zu haben.