Umweltbüro Lichtenberg

Eine Blühwiese für den Garten

Doch wofür brauchen wir eigentlich Blühstreifen? Etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsproduktion wird von der Bestäubung durch Wildbienen beeinflusst. Wir alle profitieren also von den Ökodienstleistungen dieser Insekten und doch werden gleichzeitig allerorts Lebensräume zerteilt und zerstört. Die konventionelle Landwirtschaft setzt übermäßig Pestizide ein und treibt so das Insektensterben mutmaßlich voran. Der städtische Raum dient immer mehr Insekten als Rückzugsort, da sich hier kleinteilige Biotope nebeneinander finden, Heckenbereiche, Bäume in Parkanlagen und an Straßen, von Grün durchzogene Hinterhöfe. Das Anlegen von Wildblumenwiesen oder Blühstreifen kann im urbanen Raum dabei helfen, die Bestände der für uns so wichtigen Insekten zu stützen.

 

Bevor es losgeht müssen einige Vorbereitungen getroffen werden.

 

Zuerst einmal muss geklärt werden, welche Wildblumen zu Ihrem Standort passen. Soll die Blühwiese an einem sonnigen, halbschattigen oder schattigen Platz in Ihrem Garten entstehen? Für jeden Standort eignen sich verschiedene Blühmischungen. Grundsätzlich muss gesagt werden: Wildblumen lieben karge Böden! Düngungen sind nicht erforderlich, eher sollte die Fläche nach und nach mit Sand ausgemagert werden.

Säen Sie heimisches Saatgut aus, nur diese Pflanzen sind an die Witterungs- und Bodenverhältnisse vor Ort gut angepasst. Daher gedeihen sie besser und sind konkurrenzstärker. Nur diese bieten unseren heimischen Insekten und Vögeln Nahrung. Exotische Blühmischungen werden von den heimischen Tieren oft verschmäht. Heimisches Saatgut ist unter anderem bei Bingenheimer Saatgut oder auch Rieger-Hofmann erhältlich. Deutschland lässt sich in 16 Ursprúngsgebiete unterteilen.

 

Es gibt spezielle Mischungen, die auf regionale Gegebenheiten abgestimmt sind. Auf der Internetseite von Rieger-Hofmann (https://www.rieger-hofmann.de/alles-ueber-rieger-hofmann/qualitaet/regionenkarte.html) lässt sich auf dieser Karte erkennen, welche Pflanzen in welchem Ursprungsgebiet heimisch sind. Die Mischverhältnisse zwischen Gräsern, Kräutern und blühenden Blumen variiert hierbei. Mehrjährige Mischungen sind vorzuziehen, da sie insgesamt robuster und langlebiger sind. Außerdem schaffen sie ein kontinuierliches und vielfältiges Blühangebot. Wer mag, kann auch bei einem Spaziergang im Spätsommer Samen von wilden Blumen am Wegesrand sammeln und ausbringen. Das Anlegen einer Blühfläche bietet sich im Frühjahr oder im Herbst an.

Beim Anlegen eines Blühstreifens sollte zunächst der Boden vorbereitet werden. Soll die Blühfläche auf einer bestehenden Rasenfläche entstehen, muss die vorhandene Grasnarbe entfernt werden. Danach den Boden locker umgraben und eine magere Mischung aus Sand und Erde aufbringen, nicht düngen. Anschließend die Fläche noch einmal harken und dann kann auch schon gesät werden. Die Saatmischung sollte auf die Fläche richtig dosiert und dann gleichmäßig verteilt werden. Danach die Samen ruhig etwas tiefer einharken, die Wildblumen finden ihren Weg ans Licht. Liegen die Samen zu locker oben auf, sind sie ein gefundenes Fressen für Vögel. Abschließend muss die Erde verdichtet werden. Bei größeren Flächen kann man auf eine Walze zurückgreifen. Bei kleineren Flächen oder Inseln kann man selbst kreativ werden und unter ausrangierte Schuhe zwei Bretter befestigen und dann lostreten und fest stampfen.

 

Ist eine Blühfläche erst einmal angelegt, macht sie über das Jahr verteilt nicht sehr viel Arbeit. Maximal zwei Mal im Jahr, einmal im Sommer und einmal im Herbst, sollte gemäht werden. Idealerweise per Sense oder Wiesenmäher. Bei der Mahd im Juli oder August geht es darum, ausgereifte Samenstände auf der Wiese zu verteilen und so die Selbsterhaltung der Fläche zu fördern. Dazu sollten die gemähten Pflanzenteile eine Zeit lang liegen bleiben und ab und zu gewendet werden, damit sich die Samen gut verteilen können. Wichtig ist hierbei die Pflanzenteile wieder zu entfernen, damit diese nicht auf der Fläche verrotten und sich kein nährstoffreicher Humus bildet und die nachwachsenden Pflanzen Licht bekommen. So bleibt der Boden mager. Um den Insekten eine durchgehende Nahrungsquelle zu bieten, ist es empfehlenswert, erst die eine Hälfte und drei bis vier Wochen später die andere Hälfte der Blühfläche zu mähen. So verschwindet die Blütenpracht auch nicht mit einem Mal. Zwischen Ende September und Ende Oktober sollte ein zweites Mal gemäht werden.

Im ersten Jahr nach dem Anlegen der Wildblumenwiese ist es außerdem notwendig, sogenannte Schröpfschnitte durchzuführen. Bei diesen Schnitten wird die Wiese ein bis dreimal im Jahr auf circa 20 Zentimeter abgeschnitten. Im ersten Jahr nach der Aussaat kommen fast nur einjährige Pflanzen zur Blüte. Diese ergeben zwar ein schönes Bild, bringen aber keine langfristige und stabile Blumenwiese hervor. Die eigentlichen mehrjährigen Zielarten bilden im ersten Jahr meist nur Rosetten aus und blühen erst im Folgejahr. Die Schröpfschnitte müssen also erfolgen um diese Zielarten zu stärken und gleichzeitig die einjährigen oder für Insekten weniger wertvolle Arten zu schwächen. Ohne diese Schnitte würde sich das Beikraut weiter ausbreiten und die Gewünschten Zielarten unterdrücken. Auch wenn es mitunter schwerfällt und dieses Vorgehen rabiat erscheinen kann ist es notwendig. Auch wenn zuvor schöne Blüten vorhanden waren. Für Wildbienen und Insekten ist mit einer langfristigen Blumenwiese aber wesentlich mehr geholfen als mit einer Wiese, auf der nur einjährige Arten wachsen. Auch bei diesen Schnitten muss das Mahdgut von der Fläche entfernt werden um eine Nähstoffanreicherung zu vermeiden.

 

Hier (https://hamburg.nabu.de/imperia/md/content/hamburg/geschaeftsstelle/wildblumen_garten_nabu_hamburg.pdf) hat der NABU eine Liste mit einheimischen, insektenfreundlichen Wildblumen zusammengestellt.

 

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