Umweltbüro Lichtenberg

Der Lebensraum Teich und seine Bewohner

Zunächst sollte ein geeigneter Standort mit möglichst vielen Sonnenstunden am Tag gewählt werden, zu denen idealerweise zwei bis drei Schattenstunden kommen. Auch Größe und Form des Teiches spielen eine wichtige Rolle für die ökologischen und jahreszeitlichen Prozesse. Dabei sollte eine Größe von mindestens 15 m2 eingeplant werden. Bei der Tiefe des Gartenteiches ist eine Gliederung in drei unterschiedliche Zonen empfehlenswert. Die Tiefenzone sollte bei etwa einem Meter liegen. So kann der Teich im Winter nicht komplett durchfrieren und Wasserinsekten, Amphibien und gegebenenfalls Fische überwintern. Die Flachwasserzone sollte eine Tiefe zwischen 20 und 50 cm aufweisen. Die darauf folgende Sumpfzone bis 20 cm Tiefe schafft einen Übergang zum Uferbereich. Außerdem dient sie zum Auffangen des überschüssigen Regenwassers. Das Wasser in den flacheren Zonen kann sich schnell erwärmen. Dort fühlen sich vor allem verschiedene Amphibienarten wie Laubfrosch, Knoblauchkröte und Kammmolch wohl. Die Böschungen und Übergänge zwischen den verschiedenen Teichzonen sollten möglichst sanft gestaltet werden. An die Sumpfzone anschließend, eignet sich die Schaffung einer kleinen Feuchtwiese. Hier gedeihen Pflanzenarten wie Sumpfdotterblume, Wiesenknopf und Trollblume, wodurch auch Bienen, Hummeln und Schmetterlinge angelockt werden.

 

Hat man erst einmal einen geeigneten Standort für den Teich in seinem Garten gefunden, geht es an den Bau. Nachhaltig orientierte Gartenfreunde wählen nach Aushub des Bodens ein Tonmaterial zur Abdichtung. Damit dieses nicht undicht oder von Pflanzenwurzeln durchwachsen wird, ist es ratsam, eine Stärke von 30 cm zu wählen. Darauf wird für die Unterwasservegetation eine Sandschicht oder ein Sand-Kies-Gemisch aufgebracht. Danach geht es an die Bepflanzung.

Für die Tiefenzone in der Mitte eignet sich klassischerweise die attraktive Seerose. Alternativ kommen die Gelbe und die Kleine Teichrose für solche Wassertiefen in Frage. Das Schwimmende Laichkraut bietet vielen Kleinlebewesen einen Unterschlupf, breitet sich aber meist recht stark aus. Außerdem können Krebsschere und Wassernuss dort gut gedeihen.

Bei der Bepflanzung der Flachwasserzone kann man aus einer Vielzahl von geeigneten Pflanzen wählen. Ästhetisch ansprechend ist die Schwanenblume mit ihren zarten Blüten. Recht robust und interessant kommt dagegen der Tannenwedel daher. Als guter Sauerstofflieferant gilt das Ährige Tausendblatt. Auch Pfeilkraut und Froschlöffel sollten in keinem Gartenteich fehlen. Weit verbreitet sind die Kleine Wasserlinse und die Seekanne, welche beide sehr ausbreitungsfreudig sind. Ein kleiner Röhrichtgürtel, zumindest an einem Teil des Uferbereichs, bietet zahlreichen Vogelarten wie Rohrsänger und Rohrammer, aber auch vielen anderen Tierarten Schutz. Außerdem helfen die Röhrichtpflanzen dem Teich bei seiner Selbstreinigung, indem sie große Mengen an Nährstoffen aus dem Wasser aufnehmen können. Der Igelkolben bleibt in seinem Wuchs recht klein, während der Breitblättrige Rohrkolben relativ groß wird.

Geeignet für die Sumpfzone sind zum Beispiel die Sumpfschwertlilie, die eine beeindruckende gelbe Blüte ausbildet, die Sumpfdotterblume und das Sumpfvergissmeinnicht. Duftpflanzen sind an Teichen sehr selten zu finden, ein Vertreter davon ist aber die Wasserminze. Gut etablieren lässt sich in dieser Zone zudem der Fieberklee. Etwas höher in seinem Wuchs ist der Blutweiderich. Die Bedingungen in der Sumpfzone lassen auch hier die Bepflanzung mit Röhricht, wie dem Kleinen Rohrkolben, zu.

 

Da sich Wasserpflanzen generell schnell ausbreiten, reichen meist wenige Exemplare einer Art bei der Bepflanzung. Diese können zusätzlich in Pflanztöpfe gepflanzt werden, um einer zu starken Ausbreitung entgegenzuwirken und ein Durchwachsen der Tonschicht abzuwenden. Ein Vorteil des starken Wachstums und der Ausbreitung von Wasserpflanzen ist, dass diese nicht zwangsläufig in einem Baumarkt oder Gartenmarktcenter erworben werden müssen. Häufig werden gerne kostenlos Teichpflanzen an Bekannte abgegeben oder es findet ein reger Tausch mit Nachbarn über den Gartenzaun hinweg statt. Im Internet gibt es sogar Pflanzentauschbörsen und Foren zum Austausch über verschiedene Teichthemen.

 

Ein Gartenteich mit ausgeglichenem ökologischen Kreislauf zieht in der Regel eine Vielzahl unterschiedlichster Tierarten an, sodass man keine Fische in den Teich einzusetzen braucht, um faunistische Eindrücke sammeln zu können. Außerdem haben Fische meist einen negativen Einfluss auf die anderen Teichbewohner, indem sie den Laich und die Kaulquappen von Fröschen, Kröten und anderen Amphibien fressen.

Möchte man jedoch unbedingt Fische in seinem Teich haben, dann sollten es zumindest einheimische Arten wie Rotfeder, Schleie, Bitterling und Stichling sein und keine Goldfische, die man füttern muss und deren zusätzliche Nährstoffe das empfindliche Ökosystem Teich belasten. Entscheidet man sich für eine Fischart, gilt es deren Lebensweise etwas genauer zu studieren. Jede Art hat ihre eigenen Ansprüche an die Umwelt. Die meisten kleineren, einheimischen Friedfische sind Schwarmfische und benötigen eine gewisse Anzahl von Artgenossen als Schutz um sich herum. Manchmal reicht es aber auch einfach abzuwarten und die Fische kommen von ganz allein über das Gefieder von Wasservögeln als Fischeier in den Teich.

 

Auch der naturnahste Gartenteich braucht im Verlauf der Jahreszeiten ein wenig Unterstützung und Pflege. Breiten sich bei günstigen Wetterbedingungen bestimmte Pflanzenarten, zum Beispiel das Schwimmende Laichkraut, die Kleine Wasserlinse und die Seekanne, zu stark aus, ist es ratsam, diese auszulichten, bevor sie die anderen Pflanzenarten verdrängen. Ein sehr präsentes Thema in jedem Sommer ist außerdem das Algenwachstum. Algen bevorzugen Sonne, Nährstoffe und kalkhaltiges Wasser. Um der Grünfärbung des Teiches durch Algen vorzubeugen, kann man auf Beschattung des Wassers durch Seerosen und ähnliche Pflanzenarten mit großen Schwimmblättern setzen. Der Nährstoffgehalt des Kleingewässers kann durch Entnahme von zu stark wachsenden Wasser­pflanzen reduziert werden. Wasserschnecken weiden Algen ab und auch Moderlieschen helfen bei der Beseitigung durch deren Fraß. Da das Moderlieschen ein Schwarmfisch ist, sollten von ihm mindestens ein Dutzend Individuen in den Teich eingesetzt werden. Die Moderlieschen ernähren sich ausschließlich von den Algen und kleinen Insekten. Nehmen die Algenteppiche zu sehr überhand, können diese vorsichtig mit einer Harke entfernt werden.

 

Über die Jahre hinweg bildet sich am Grund des Teiches eine Schlammschicht. Diese sollte in Abschnitten entnommen werden, um den Einfluss auf den ökologischen Kreislauf möglichst gering zu halten, denn viele aquatische Tierarten nutzen die Schlammschicht zur Überwinterung. Röhrichte sollten im Herbst nicht zurückgeschnitten werden. So ist über den Winter ein guter Gasaustausch zwischen Teich und Umgebung gewährleistet. Außerdem nutzen viele Insekten­arten die Stängel als Unterschlupf zur Überwinterung.

 

In Summe besteht der größte Aufwand eines naturnahen Gartenteiches also in deren Anlage, während der folgende Pflegeaufwand sich bei einem ausgewogenen ökologischen Kreislauf in Grenzen hält. Belohnt werden Sie dafür mit einem kleinen Naherholungsgebiet direkt vor Ihrer Haus- oder Gartenlaubentür. Ein angenehmer Nebeneffekt eines Gartenteiches im Sommer ist der Kühleffekt auf das Mikroklima in seiner Umgebung. Für die Tier- und Pflanzenwelt ist der Nutzen eines naturnahen Teiches immens. Gerade in Zeiten von immer mehr Trockenperioden und Hitzewellen, kann das Anlegen eines Gartenteiches einen wichtigen Ausgleich für die heimischen Wasser- und Sumpfpflanzen, Wasserinsekten, Amphibien und Wasservögel darstellen.

 

 

 

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