Die Mehlschwalbe ist ein kleiner, an die Insektenjagd angepasster Singvogel. Mit ihren langen und spitzen Flügeln kann sie sehr rasant und wendig fliegen. Trotz ihrer geringen Größe ist sie ein Langstreckenzieher und überwintert in Afrika, südlich der Sahara. Von April bis September ist die Mehlschwalbe in ihren Brutgebieten, also auch bei uns, anzutreffen.
Mehlschwalben bauen kugelförmige Schlammnester an Außenwänden von Gebäuden, oft auch direkt unter dem Dach, unter Brücken, an Überhängen und Nischen. Die Nester liegen sehr dicht beieinander und bestehen aus etwa 1.500 Lehmkügelchen. Abgesehen von einem kleinen Einflugloch
wird das Nest komplett zugemauert. Mehlschwalben sind sehr brutorttreu. In Städten finden sie immer seltener offene und lehmige Bereiche, um ihre Niststätten auszubessern oder neu zu bauen. Der Verlust von Brutmöglichkeiten und ein verringertes Nahrungsangebot führen nicht nur in Deutschland zu einem negativen Bestandstrend. Abhilfe können hier künstliche Nisthilfen schaffen, die um Fassadenverschmutzungen zu vermeiden, mit einem Kotbrett ausgestattet sind.
Der NABU zeichnet Gebäudeeigentümer, die den Sommerboten Brutmöglichkeiten bieten, mit der Plakette Schwalbenfreundliches Haus aus. Das EJF (Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk) soll diese Auszeichnung nun erhalten, für ein Gebäude in der Darßer Straße 103. Unter dem Leitgedanken Hilfe Schaffen ist das EJF, Verbund Darßer Straße mit dem Bereich Behindertenhilfe in Lichtenberg für Menschen mit Beeinträchtigungen tätig.
Bei der energetischen Sanierung des Gebäudes hat das EJF in Zusammenarbeit mit dem NABU mehr als 30 künstliche Nisthilfen für die Mehlschwalbe am Gebäude angebracht. Ein Schwalbenturm direkt vor dem Eingang stellt weitere 20 Nester zur Verfügung, die auch angenommen und genutzt werden. Unter dem Dachvorsprung haben sich einige Mehlschwalbenpärchen auch eigene Nester gebaut. Mit der eigens dafür angelegten Lehmpfütze unterstützt das EJF die Schwalben, auch Vogeltränken wurden aufgestellt. Diese werden an heißen Tagen gerne angenommen.
Das 2020 gegründete inklusive Projekt UNSERE SCHWALBEN des Inklusionsbeauftragten Frank Weitzenbürger war hier mit Bewohnern tätig. Mit dem Projekt möchte das EJF die Schwalben nachhaltig und langfristig begleiten und ein besonderes Beispiel für Vogelschutz in Lichtenberg schaffen. Die Schwalbenkolonie ist eine Bereicherung für den Bezirk und wird hoffentlich noch vielen Menschen Freude bereiten.
Wir gratulieren dem EJF, Verbund Darßer Straße zur NABU-Auszeichnung Schwalbenfreundliches Haus und bedanken uns für ihr herausragendes Engagement bei der Gebäudesanierung.