Das Verdauungssystem, der Schlafrhythmus und andere körpereigenen Prozesse sind an den Tag – Nacht - Rhythmus angepasst. Nächtliches Kunstlicht bringt viele Tierarten aus dem evolutionären Takt, dies kann bei Vögeln und Insekten der Fall sein. Vögel können von nachts beleuchteten Gebäuden so irritiert werden, dass sie dagegen fliegen und sterben. Insekten werden vom Licht angezogen und je nach Lampenart sterben sie den Hitzetod oder werden durch die bauliche Form in der Lampe gefangen. Auch Fledermäuse beeinträchtigt das nächtliche Licht, schließlich jagen sie im Schutze der Nacht. Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst eine Vollmondnacht das Jagdverhalten von Fledermäusen beeinflusst. Menschliche Siedlungsbereiche sind deutlich heller beleuchtet.
Zwar gibt es auch unter den Fledermäusen Arten, die Licht etwas mehr tolerieren und am Lichtkegel von Laternen jagen, aber andere Arten wiederum meiden es vollkommen. Beleuchtete Straßen werden zu unüberwindbaren Hindernissen. Sind an Gebäuden die Bereiche des Ein- und Ausflugloches beleuchtet, können die Fledermäuse in ihre Quartiere nicht zurückkehren bzw. diese gar nicht erst verlassen. Das führt unweigerlich zum Tod.
Wie ist es dazu gekommen, dass wir unsere Umgebung nachts so hell beleuchten? Der Fortschritt in der Entwicklung energiesparender Leuchten hat stark dazu beigetragen. Mit der Entwicklung von LED-Leuchten ist es gelungen heller zu beleuchten und gleichzeitig energiesparender zu sein. Einer der Hauptgründe für immer hellere Beleuchtung ist unser Sicherheitsgefühl. Mehrere Studien zu diesem Thema konnten bisher nicht feststellen, ob mehr nächtliches Kunstlicht zu mehr Sicherheit führt (in Bezug auf Unfälle, Diebstähle, Einbrüche). Dagegen wurde in der Stadt Bristol in England festgestellt, dass weniger Unfälle und Verbrechen geschahen, wenn nachts die Beleuchtung gedimmt oder gar zeitweise ausgeschaltet wird.
In Deutschland gibt es keine Gesetze oder konkrete Grenzwerte für Lichtimmisionen in der öffentlichen Straßenbeleuchtung, wodurch nächtlicher Helligkeit keine Grenzen gesetzt werden. Dabei gewöhnt sich das Auge nach kurzer Zeit ans Sehen im Dunkeln.
In Berlin ist die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz für die öffentliche Straßenbeleuchtung zuständig, die aus insgesamt 225.000 Straßenleuchten besteht, wovon rund 195.000 Leuchten elektronisch sind. Seit 2016 benutzt das Land Berlin nahezu ausnahmslos LED-Leuchten. Bisher wurden 34.5000 Leuchten ausgetauscht (Stand Dezember 2019). Dabei wird darauf geachtet, dass das Licht einen geringen Ultraviolett- und Blauanteil besitzt, um keine Insekten anzulocken. „True Amber“ nennen sich solche Leuchten, die wenig bis gar keinen Blauanteil im Licht besitzen. Der Vorteil von LEDs: Man kann bestimmte Farbkomponenten aus ihrem Licht entfernen.
Bevor diese Leuchten aber in der ganzen Stadt installiert werden, möchte die Senatsverwaltung die eingesparte Energie berechnen. Dazu müssten die entsprechenden Laternen mit einem vom Stromnetzbetreiber zugelassenen eigenen Stromzähler ausgestattet werden. Bisher verfügt keine der Laternen über solch einen Zähler.
Die Umstellung auf andere Leuchtmittel ist wichtig, doch auch die Art der Lampen, muss geändert werden. Städte wie Berlin besitzen eine Lichtglocke, das bedeutet man sieht sie in der Nacht von weitem anhand des hellen Lichts am Himmel. Das zeigt, dass das Licht ungehindert in alle Richtungen gestreut wird. Mit einigen Veränderung kann dafür gesorgt werden, dass das Licht nur dorthin strahlt, wo es gewünscht ist. Dafür muss der Lampenschirm anders aufgebaut sein.
Das Bundesamt für Naturschutz hat zu diesem Thema einen „Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen“ veröffentlicht. Wer sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte, findet den Leitfaden hier: (https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript543.pdf).
Nicht nur nachtaktive Tiere leiden unter der nächtlichen Beleuchtung, sondern auch wir Menschen. Durch das in alle Richtungen streuende Licht, werden Hausfassaden unnötig mit beleuchtet. Wer eine Straßenlaterne direkt vor dem Schlafzimmerfenster hat, kennt das Problem. Ohne ein Rollo wäre ein guter Schlaf nicht möglich.
In Europa lebt mehr als 99 % der Bevölkerung unter lichtverschmutztem Himmel, 60 % davon können die Milchstraße nicht mehr sehen. Wann und wo haben Sie das letzte Mal die Milchstraße sehen können? Wäre es nicht schön, wenn wir sie auch außerhalb des Urlaubes wieder sehen könnten?
In Deutschland gibt es fünf sogenannte „Sternenparks“, diese Regionen sind dunkel genug, um Sterne zu beobachten. In Brandenburg befindet sich der Sternenpark Westhavelland, etwa 70 Kilometer westlich von Berlin an Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt.
Zu dem Sternenpark finden Sie hier weitere Informationen: https://www.sternenpark-westhavelland.de/