Im Wesentlichen kommt die Mauereidechse im Mittelmeerraum vor, die bei uns Heimische (Podarcis muralis) ist die am weitesten nach Norden verbreitete Art dieser Gattung. Zwei Unterarten sind in Deutschland vertreten: Podarcis muralis brongniardii im Westen und Podarcis muralis merremius in Südbayern. Schwerpunktmäßig findet sich die Mauereidechse in den Weinanbaugebieten wieder: Im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg. In Hessen und Nordrhein-Westfalen finden sich isolierte Bestände dieser Art.
Die Zauneidechse ist von Mittelschweden bis Griechenland und von Südengland bis Zentralasien anzutreffen. Im Süden Deutschlands kommt sie flächendeckend vor, im Nordwesten weisen ihre Vorkommen größere Lücken auf.
Schauen wir uns die Lebensweise beider Arten an, stellen wir jede Menge Parallelen fest. Beide Arten sind kaum noch in ihren ursprünglichen Lebensräumen – naturnahe Flussauen mit Schotter- und Sandbänken am besten noch in Hanglagen oder lichte Laubwälder - zu finden, da diese selten geworden sind. Ersatzhabitate sind oft Übergangs- und Grenzbereiche wie Bahnanlagen.
Beide Arten sind von etwa März bis Oktober aktiv, den Rest des Jahres verbringen sie in der Winterruhe. Sie ernähren sich räuberisch, meist von Spinnen und Insekten und haben ganz ähnliche Fressfeinde: Marder, Füchse, Schlangen, Vögel die Hauskatze und den Menschen. Beide Reptilienarten haben die Möglichkeit bei Gefahr Teile ihres Schwanzes abzuwerfen, der dann in den nächsten Monaten ohne Knochengerüst wieder nachwächst. Gefährlich wird das nur kurz vor der Winterruhe, da sich im Schwanz die Fettreserven für die Überwinterung befinden.
Zauneidechsen sind mit einer Körperlänge von 25 Zentimetern größer als die Mauereidechsen und sie bevorzugen gemäßigtere Temperaturen, eher Wärme als Hitze.
Zauneidechse trifft Mauereidechse
Zaun- (Lacerta agilis) und Mauereidechse (Podarcis mularis) sind Anhang-IV-Arten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie. D. h., neben dem direkten Tötungsverbot dürfen auch die Lebensräume dieser Arten nicht beschädigt oder zerstört werden. Auch die Störung der heimischen Zaun- und Mauereidechse während der Fortpflanzungs- und Winterruhezeit ist untersagt. Trotzdem sind Umsiedlungen inzwischen recht häufig. Und das, obwohl bei rechtzeitiger Einbindung der Artenschutzbelange in die Planung von Bauvorhaben, oft die Vermeidung von erheblichen Beeinträchtigungen der geschützten Lebensräume möglich wären. Die Umsiedlung der Tiere sollte immer die letzte Möglichkeit sein, da beide Arten recht ortstreu sind und nur einen begrenzten Bewegungsradius haben. Auf kleinster Fläche müssen auch in den geschaffenen Ersatzbiotopen alle notwendigen Strukturen, wie Sonnenplätze, Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten, Jagdrevier und Eiablageplatz vorhanden sein.
Werden Lebensräume natürlicherweise von Mauer- und Zauneidechsen gemeinsam genutzt, liegt häufig eine Mikrohabitatnutzung vor. D. h., dass senkrechte Mauerbereiche oder gepflasterte Grabenbereiche oft von der Mauereidechse, der Mauerfuß und die Böschung aber von der Zauneidechse bewohnt werden.
Ein Problem stellen die nach Deutschland eingeschleppten Mauereidechsen dar, 67 Vorkommen sind bisher bekannt. Diese sind nicht, wie so oft bei anderen Arten, durch den Handel bzw. Verkehr in neue Regionen gelangt, am häufigsten handelt es sich um illegale Aussetzungen seit den 1980er Jahren. Auch das ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten!
Die eingeschleppten Populationen wirken sich negativ auf die heimische Zaun- und Mauereidechse aus. So haben langjährige Untersuchungen gezeigt, dass Bestände von eingeschleppten Mauereidechsen, die sowieso schon selten gewordenen Lebensräume der Zauneidechsen besetzten und diese verdrängen. Beispielsweise wurde innerhalb von 15 Jahren nach dem Aussetzen ungarischer Mauereidechsen in einem sächsischen Steinbruch, ein Erlöschen der einst hier vorkommenden Zauneidechsenpopulation nachgewiesen.
Quellen:
https://www.lacerta.de/AS/Artikel.php?Article=58
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/reptilien/13113.html
Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V.: Die Zauneidechse, Reptil des Jahres 2020
Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V.: Eine wunderschöne Sonnenanbeterin – die Zauneidechse, Reptil des Jahres 2020
https://www.dght.de/files/web/tier_des_jahres/2011/2011_mauereidechse_broschuere.pdf
https://feldherpetologie.de/hans-schiemenz-fonds/forschungsprojekte-2011/podarcis-muralis-eingeschleppte-einheimische-mauereidechsen-heym/