Umweltbüro Lichtenberg

Klimaveränderung und Pilz – Wie hängt beides zusammen?

Pilze sammeln ist ein wunderbares Hobby an der frischen Luft, sofern es etwas zu finden gibt. Auch ich bin immer wieder erstaunt über die Fülle und Vielfältigkeit, die die Natur hervorbringen kann. Aber nicht so in diesem Jahr. Ich hatte für Sie am 22. September eine Frischpilzausstellung auf dem Naturhof Malchow geplant. Aus Pilzmangel muss diese leider entfallen.

 

Da ist es an der Zeit, sich einmal Gedanken zu machen, warum es nicht regnet. Ist es nur Zufall oder müssen wir jetzt öfters mit solchen Launen der Natur leben? Und was macht die extreme Trockenheit mit den Pilzen?

 

 

Betrachten möchte ich besonders die Großpilze. Sie sind Gebilde, die sich meist in Hut und Stiel gliedern und die wir für Speisezwecke im Wald sammeln. Daneben gibt es noch sogenannte pathogene Pilze, bspw. Schimmelpilze und Hefen.

Großpilze sind Thalluspflanzen ohne grünen Blattfarbstoff (Chlorophyll). Da dieser fehlt, sind Pilze nicht in der Lage, Photosynthese zu betreiben, die Sonnenlicht in Zucker und Energie umwandelt. Pilze sind damit zum Großteil von einem oder mehreren Begleitbäumen abhängig, die ihnen die erforderlichen Nährstoffe zuführen. Der Pilz bildet im Gegenzug Elemente im Wurzelbereich, die der Baum aufnimmt, bspw. Kalium. So einen Austausch von Nährstoffen zum gegenseitigen Vorteil nennt man Mykorrhiza.

 

Daneben gibt es auch parasitär lebende Pilze und Zersetzerpilze, die lebende oder tote Organismen befallen und diese durch die Verdauung der im Holz befindlichen Zellulose in ihre Ausgangsstoffe zerlegen. Sie sind sehr wichtig für den Kreislauf der Natur. Ohne diese Pilzgruppe, zu denen bspw. auch die Baumpilze gehören, würde kein Holz verfaulen oder verrotten.

 

Pilze leben in den oberen Bodenschichten und sind somit zuerst von Trockenheitsperioden betroffen. Hinzu kommt, dass die Begleitbäume in heißen Sommern selbst nicht genügend Wasser aus dem Boden filtern können. Eine ausgewachsene Eiche benötigt ungefähr 100 Liter pro Tag, nur dass man mal eine Vorstellung über die Dimensionen hat.

 

Pilze bestehen, genau wie wir Menschen, aus Zellen, eine Zellteilung ist durch das fehlende Wasser nicht mehr möglich. Bei Trockenheit wächst der Pilz nicht, er stirbt gar von den Enden her ab und bildet keine Fruchtkörper. Die Fruchtkörper sind ja der eigentliche Teil des Pilzes, den wir sehen können und essen.

Damit einher geht auch eine Unterversorgung der Bäume mit Nährstoffen. Das schädigt die Wälder, so dass sich zum Beispiel der Borkenkäfer in langen, trockenen Witterungsperioden stark vermehrt. Dieser bzw. seine Larven können ganze Wälder zum Absterben bringen.

 

So einen trockenen Sommer wie in diesem Jahr habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Außer einem Starkregen Ende Juli ist um Bernau seit April kein nennenswerter Niederschlag gefallen. Die Sommer- und Herbstpilze schaffen aber genau in dieser Zeit die Voraussetzungen für die Ausbildung der Fruchtkörper im Herbst.

Es gibt Pilze, die erscheinen bei günstigen Witterungsbedingungen mehrmals im Jahr. Aspekte sagt der Fachmann dazu, aber ebenso gibt es Arten, die wachsen nur einmalig zu bestimmten Zeitpunkten. Ein Kuriosum stellen die Winterpilze dar. Sie stellen ihr Wachstum in Frostperioden einfach ein und wachsen an frostfreien Tagen weiter. Ein Beispiel ist der essbare und schmackhafte Winterrübling. Wenn es zu trocken ist, fällt die gesamte Pilzernte aus! Der saure Boden um Berlin verschlechtert die Situation weiter, er ist wenig geeignet, Feuchtigkeit zu speichern. Löß- und Lehmböden bieten bessere Voraussetzungen. Da bleibt die bange Frage: Wird das zukünftig oft so sein?

 

Fakt ist, dass die Erderwärmung, also die globale, menschengemachte Erwärmung durch eine hohe Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre, eine große Rolle bei den Klimaveränderungen spielt. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich die Durchschnittstemperatur in 100 Jahren um vier bis fünf Grad Celsius erhöhen wird. Bei vergangenen natürlichen Klimaveränderungen haben sich diese Prozesse in einem Zeitraum von 10.000 Jahren abgespielt! Eine Anpassung ist da kaum mehr möglich.

 

Ich kann bei verschiedenen Pilzarten, bedingt durch das milde Klima, Veränderungen feststellen. Das beste Beispiel sind Dickröhrlinge. Dazu gehören solche ansehnlichen Arten, wie der giftige Satanspilz. Eine wärmeliebende Art, die kalkhaltigen Boden zum Wachsen benötigt. Früher kam er nur in den wärmsten Regionen Deutschlands, wie im Saaletal um Jena oder auch im Egertal in der benachbarten Tschechischen Republik vor. Mittlerweile wandert er nordwärts und man findet ihn schon in Sachsen bei Chemnitz und Crimmitschau. Wer weiß, vielleicht findet man ihn in einigen Jahren im Kalkgebiet um Rüdersdorf?

 

Ursachen für die Erderwärmung sind neben der Freisetzung von CO2durch fossile Brennstoffe wie Braunkohle auch die industrielle Großproduktion, die weltweite Entwaldung von Flächen aber auch die intensive Viehwirtschaft. Folgen sind der Anstieg des Meeresspiegels, das Auftauen des Dauerfrostbodens, Hochwasser, Stürme und Dürreperioden, wie wir sie gerade erleben. Auch wir in Deutschland sind direkt davon betroffen. Man denke nur an die Stürme Kyrill oder Lothar oder auch an das Elbehochwasser von 2002. Es entstanden Schäden in Milliardenhöhe, es waren auch immer Todesopfer zu beklagen.

 

Es ist an der Zeit endlich zu handeln, um diesen Prozess aufzuhalten. Dabei sind natürlich die Regierungen und die Industrie gefragt, wobei ich den Eindruck habe, dass oft nur geredet und nicht genügend getan wird. Einen kleinen Beitrag kann aber jeder Einzelne leisten. Warum nehmen wir nicht wieder mal einen Stoffbeutel zur Hand, wenn wir einkaufen gehen? Warum kaufen wir Milch, Saft und andere Getränke nicht in wiederverwendbaren Glasflaschen und muss man sich unbedingt für abgepacktes Brot entscheiden? Oftmals siegt da die Bequemlichkeit.

 

Zugegeben, das sind nur kleine Beiträge. Aber wer soll anfangen, wenn nicht wir in unserem nächsten Umfeld. Wir haben nur diese eine Erde, sie wird es uns danken!

 

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