Die Herstellung eines Smartphones verbraucht mehr als 60 verschiedene Rohstoffe, darunter 30 Metalle wie zum Beispiel Coltan, Zinn oder Gold. Die Rohstoffgewinnung hat nicht nur die Vergiftung und Ausbeutung von Ökosystemen zur Folge, auch die Arbeiter haben unter schlechten Arbeitsbedingungen zu leiden. Wer trotzdem nicht auf das neue Handy verzichten will oder kann, sollte sich besonders bei der Entsorgung seines alten Smartphones Gedanken machen. Zuerst sollte überprüft werden, ob die Reparatur des Telefons möglich ist. Heutzutage ist leider festzustellen, dass eine Reparatur der herkömmlichen Markenhandys oft mit hohen Kosten verbunden ist, sodass die Reparatur keinen Sinn mehr macht. Ist ein Austausch des Gerätes unumgänglich, sollte es allerdings nicht in der Schublade verschwinden, sondern dem Recycling zugeführt werden. Die Entsorgung über den Hausmüll ist übrigens gesetzlich verboten.
Seit 2011 arbeiten der Naturschutzbund (NABU) und die Telefonica Group in dem Projekt „Alte Handys für die Havel“ zusammen. Der NABU erhält für jedes gespendete Handy 1,60 €, die für die Renaturierung der mittleren Havel verwendet werden. Die Region zwischen Werder und Brandenburg, Ketzin und Lehnin ist eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Mitteleuropas. Im Jahr 2016 sind im Rahmen des Projektes 59.000 € zusammengekommen; 2017 waren es sogar 93.000 €. Die Smartphones können bei über 440 NABU Sammelstellen oder via DHL abgegeben werden. In Lichtenberg findet sich eine Sammelbox auf dem Naturhof Malchow, Dorfstraße 35 in 13051 Berlin. Aber auch die Geschäftsstellen von NABU, Grüne Liga, Stiftung Naturschutz oder das Ökowerk sind Partner. Finden kann man alle Sammelstellen unter:
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/aktionen-und-projekte/alte-handys-fuer-die-havel/index.html.
Auf der Internetseite ist auch der Retourschein der DHL verfügbar, mit dem man kostenlos das Handy und Zubehör an den NABU versenden kann. Abgeben muss man das Päckchen dann im DHL-Shop oder in einer Paketbox. Es besteht auch die Möglichkeit, im Büro oder bei Freunden eine eigene Sammelaktion zu starten. Auf der Seite des NABU kann man die Sammelbox aus Pappe kostenlos bestellen (es fallen Versandkosten an) und damit Handys und Smartphones sammeln. Wenn die Kiste voll ist, kann sie mit dem Retourschein zurückgesendet werden.
Doch was passiert eigentlich mit den eingesandten Handys? Als erstes wird geprüft, ob das Handy repariert werden kann, um die Nutzungsdauer zu erhöhen. Vorher wird eine professionelle Datenlöschung vorgenommen. Trotzdem sollte man selbst dafür sorgen, dass keine persönlichen Daten mehr auf dem Handy vorhanden sind und auch SIM und Speicherkarte entfernt wurden. Die wieder aufgearbeiteten Handys können dann online gekauft werden im Shop der AfB - Arbeit für Behinderte, die auch die Aufarbeitung der Handys übernehmen. Sind die Telefone nicht mehr funktionsfähig, werden sie durch einen Schredder mechanisch zerstört. In einer Metallhütte werden wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber, Palladium und Kupfer voneinander getrennt, um sie weiter zu verwenden. Schadstoffe werden fachgerecht und ökologisch entsorgt.
Nachhaltiger ist das System der Handyanbieter „Shiftphone“ und „Fairphone“. Das Fairphone, das Produkt eines 2013 in den Niederlanden gegründeten Unternehmens, hat als erstes das sogenannte modulare System auf den Markt gebracht. Die Idee ist, die Nutzungsdauer des Handys zu erhöhen, indem die Einzelteile austauschbar sind und von den Besitzern selbständig repariert werden können. Auch die Materialien sind zum Großteil fair gehandelt und unter möglichst guten Arbeitsbedingungen gewonnen worden. Das Shiftphone ist das erste nachhaltige Telefon, das in Deutschland entwickelt wurde. Auch hier wird darauf geachtet, dass Arbeitszeiten, -löhne und -bedingungen möglichst gut sind. Ein toller Aspekt beim Shiftphone: Es gibt ein Pfandsystem. Bei der Rückgabe des alten Shiftphones erhält man einen vorher feststehenden Betrag. Das alte Handy wird dann soweit wie möglich wieder verwendet.
Als Smartphonenutzer sollte uns immer bewusst sein, dass die Produktion des kleinen Computers viele soziale und ökologische Folgen hat. Auch die nachhaltigen Anbieter werden kritisiert, weil die Verbesserungen nicht umfassend genug sind. Trotzdem kann man mit dem Recycling des alten Telefons oder mit dem Kauf eines fairen Handys einen Schritt in die richtige Richtung machen. Es bleibt zu hoffen, dass die Nachhaltigkeit von Elektroartikeln in der Zukunft kein zusätzliches Plus mehr ist, sondern ein Kriterium, das alle Gegenstände zwangsläufig erfüllen müssen.