Die Gefahr der Rodung insbesondere von kleineren Altobstbeständen zur Gewinnung von Bauland und Betriebsflächen ist seit jeher groß. Bei der Neuanlage und Umgestaltung von Parks und Grünflächen wird häufig auf pflegeleichtere Gehölze zurückgegriffen. Wie groß der Bestand von Streuobstflächen in Berlin ist, hat Dedo Blumenbach in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgruppe Streuobst des NABU Deutschland e. V. in Berlin 1992 erstmals für die wiedervereinigte Stadt ermittelt. Der vollständige Mangel an Zahlen über Streuobstvorkommen in beiden Teilen der Stadt zu diesem Zeitpunkt war auch der Tatsache geschuldet, dass die zentrale Naturschutzverwaltung angesichts der zahlreichen anderen neuen Aufgaben die Streuobsterfassung als weniger wichtig eingestuft hatten.
Das Ergebnis dieser ersten Erfassung waren 54 Streuobstbestände unterschiedlichster Größe verteilt auf fast alle Bezirke. In vier Bezirken (Mitte, Charlottenburg, Tiergarten und Wedding) konnten Streuobstvorkommen ermittelt werden. Zur Größe der Flächen konnte in den meisten Bezirken keine Angabe gemacht werden. Am besten war die Erfassungslage in Lichtenberg, Pankow und Spandau, wo noch Reste der Altobstanlagen und Alleen erhalten waren.
In den folgenden Jahren gab es wiederholt Erfassungsbemühungen. So hat der Senat für Stadtentwicklung und Umwelt 1992 eine Übersicht über die Standorte alter und junger Birnen- und Apfelbäume in 7 Gebieten (Altes Pflanzenschutzamt Blankenfelde, Köppchensee, AOA Falkenberg, ehem. Rieselfeld Blankenfelde, div. Standorte des Sortiment AK Gatow, ehem. Rieselfeld Carolinenhöhe, Repp-Pfuhl Blankenfelde) erstellt.
Häufig beinhalten die Erfassungen unterschiedliche Informationsmengen. So fehlen teilweise Angaben zur Flächengröße, Baumanzahl, den Sorten, dem Alter der Bäume, dem Pflegezustand oder der Lage der Flächen.
Angelehnt an eine Kartierung mittels eines EDV- Programms u. a. von Obstarealen in Nordrhein-Westfalen, startete Naturschutz Berlin-Malchow 2000 den Versuch, alle Streuobstbestände Berlins zu kartieren. Zwar war die große Bedeutung von Streuobst bekannt und auch ein öffentliches Grundinteresse war vorhanden, jedoch scheiterte das Vorhaben, eine Initiative zur Datenerfassung der Berliner Streuobstbestände zu gründen. Grund dafür waren unter anderem der geringe Informationsrücklauf und der sehr hohe zeitliche Aufwand.
Letztes Jahr startete der Berliner Herr Klaffke einen neuen Anlauf. Er suchte in allen Bezirken akribisch nach Streuobstflächen. Gefunden hat er 63 Flächen, die eine Größe von 0,055 bis 5,13 ha aufweisen. Damit hat die Zahl der ermittelten Flächen im Vergleich zur Erhebung von 1992 zugenommen. Auch wenn es schön wäre, ist es nicht möglich daraus den Rückschluss zu ziehen, dass die Zahl der Streuobstflächen zugenommen hätte. Wahrscheinlicher ist, dass die Datenlage heute eine bessere ist.
Über die Qualität der Flächen (Pflegezustand, Sortenzusammensetzung) und die Anzahl der Bäume oder gar den Entwicklungstrend der Streuobstbestände lassen die Kartierungen keine Rückschlüsse zu. Fest steht allerdings, dass die Streuobstbestände auch heute akut von Rodung und Vandalismus betroffen sind. Zwar besitzen einige Flächen einen Schutzstatus, eine landesweite unter Schutz Stellung ist derzeit jedoch nicht geplant.