Die Völker der Honigbienen wussten schon ziemlich lange vom bevorstehenden Frühlingsbeginn! Bereits im Januar begannen sie wieder mit dem Brüten. Neben den Ameisen ist die Honigbiene das einzige Insekt, das im Volk überwintert. Im Winter wird im Bienenstock nur geheizt, die Temperatur in der Bienentraube beträgt dauerhaft zwischen 25 und 28 °C! Bienenvölker können nicht erfrieren, sondern nur an Futtermangel im Winter sterben. Daher haben sie sich einen Honigvorrat angelegt. Der Honig wird von den Bienen aufgenommen und durch das Vibrieren der Flugmuskulatur in Wärme umgewandelt. Jetzt zu Beginn des Frühlings stehen sie gut vorbereitet in den Startlöchern. Mit genügend Honig und Pollen in den Vorratswaben überstehen sie auch noch Schlechtwettertage. An den ersten warmen Tagen geht es an den Frühjahrsputz: Es erfolgt der große Reinigungsflug. Alle Bienen fliegen aus, um ihre Kotblase zu entleeren, die sich im Winter stark gefüllt hat. Überall braune Flecken auf weißem Schnee, dem Auto oder was sonst noch in der Nähe ist.
Bei Temperaturen von 10 bis 12 °C beginnen Bienen mit dem Sammeln von Wasser, Pollen und Nektar. Nach wenigen Wochen stehen dann schon hunderte von Flugbienen zur Bestäubung der vielen Blüten zur Verfügung! Mit Hilfe des Imkers erstarken die Bienenvölker sehr schnell und sind zu etwa 80% an der Bestäubung der Kultur- und Wildpflanzen beteiligt!
In unseren Breiten sind die Völker der Honigbienen leider nicht mehr ohne die Hilfe des Menschen überlebensfähig. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft fehlen in vielen Monaten Blühflächen und damit auch das Nahrungsangebot für Bienen. Nur unter Obhut eines Imkers können Bienenvölker dauerhaft überleben.
Unsere Honigbiene, Apis mellifera, ist nicht allein. Sie hat in Deutschland noch ungefähr 560 wilde Schwestern, von denen aber über 300 gefährdet sind und auf der Roten Liste stehen! Während das „Bienensterben“ in aller Munde ist, sterben Hummeln und Wildbienen leise und fast unbemerkt von der Gesellschaft.
Bei den meisten Menschen suggeriert der Name „Wildbienen“, dass es sich um wilde Honigbienen handelt. Dem ist aber nicht so! Wildbienen oder auch Solitärbienen sind einzeln lebende Bienen die keinen Staat bilden und nur einen Sommer lang leben. Im Gegensatz zur Honigbiene haben die Wildbienen eine andere Strategie. Sie legen Brutstätten an, sammeln Pollen und Nektar, formen daraus eine kleine Kugel und legen dann ein Ei darauf. Die aus dem Ei schlüpfende Made verspeist die Kugel aus Nektar und Pollen und verpuppt sich dann. Je nach Bienenart wird noch eine zweite Generation aufgezogen, dann beginnt für den Nachwuchs das große Warten. Die Puppenruhe dauert mindestens bis zum nächsten Frühjahr an. Die Wildbienen-Kinder schlüpfen ohne je ihre Eltern kennengelernt zu haben! Der Kreislauf ist geschlossen.
Wildbienen sind zum Teil Nahrungsspezialisten. Das heißt, sie befliegen in vielen Fällen nur eine einzige Blütenart und sind damit sehr von dieser Pflanze abhängig. Fehlt die Pflanze, sind auch die entsprechenden Wildbienen nicht da, kommen die so genannten Wirtspflanzen vor, sind auch die Wildbienen wieder anwesend.
Der Schutz bzw. die Ansiedlung von Wildbienen ist relativ einfach: Wir können die von den Wildbienen bevorzugten Pflanzen ansäen, diese dienen den Wildbienen dann als Nahrungspflanzen. Auch die Bereitstellung von Nisthilfen ist recht einfach möglich, sogar auf einem Balkon werden angebrachte Nisthilfen rasch bezogen. Brauchbare Materialien sind bspw. markhaltige Stängel von Brombeeren, Holunder, Himbeeren und anderen Stauden. Gleich gut nehmen Wildbienen Stängel vom Bambus und vom Schilfrohr an.
Hat man größere Holzklötze zur Verfügung werden tiefe Löcher ins Holz gebohrt. Unterschiedliche Durchmesser sorgen dafür, dass verschiedene Wildbienen sich ansiedeln können. Nach Möglichkeit die Löcher nicht in das Stirnholz bohren, da diese dann schlechter angenommen werden. Bei allen bereitgestellten Nisthilfen kommt es auf saubere Ränder und Schnittflächen an. Sonst können sich die Wildbienen ihre Flügel verletzen!
Kurz zu den großen Brummern unter den Verwandten der Honigbienen, den Hummeln, Wespen und Hornissen. Bei diesen Arten überwintern nur die jungen, schon begatteten Königinnen. Sie suchen sich im Herbst ein trockenes und geschütztes Versteck und gehen in die Winterstarre. Erfrieren können sie nicht. Ihr Blut hat eine Art Frostschutzmittel das auch bei Temperaturen um -20 Grad sicher schützt! Im Frühjahr erwachen die jungen Königinnen aus ihrer Winterstarre und beginnen sofort mit der Nistplatzsuche. Die Hummeln sind die ersten, die wieder zu sehen sind, Wespen- und Hornissenköniginnen erscheinen erst im April. Das neue Volk wächst recht langsam und wird meist erst viel später bemerkt. Somit stehen bei den Hummeln in der ersten Zeit nur die Königinnen zur Bestäubung bereit.
Mit einfachen Mitteln können wir allen Insekten das Leben erleichtern. Nehmen Sie bevorzugt Blütenpflanzen mit einfachen Blüten, die nicht mit Blütenblättern gefüllt sind. Gefüllte Blüten nützen den Insekten nichts. Eine kleine Gartenecke reicht schon aus, um das Nahrungsangebot zu verbessern. Wie im Kleinen so auch im Großen! Immer wieder werden nebengeordnete Grasflächen gerade dann gemäht, wenn sie besonders schön blühen. Das ist nicht naturfreundlich und fördert nur den vermehrten Wuchs von nicht gewünschten Wurzelstauden. Warum kann man es an den Straßenrändern und auf den Grasflächen nicht einfach mal blühen lassen? Nach der Blüte kann dann immer noch gemäht werden. Einfach mal an die Natur denken und nicht an den schönen kurzen Rasen. Das schafft nicht nur Blühflächen sondern spart auch noch Geld!
Weiterführende Informationen:
http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Bienenlexikon.pdf?__blob=publicationFile,
http://www.bluehende-landschaft.de/fix/doc/NBL-12-Garten-2016.pdf