Im Zusammenhang mit der Tollwut haben Veterinäre in einem groß angelegten Programm in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, im Rahmen einer Schluckimpfung mit Fressködern, die Tollwut bei Füchsen in Deutschland praktisch ausgerottet. Viele Füchse starben früher an dieser Krankheit, sie wurde im Falle eines Bisses auf den Menschen übertragen, wo sie ohne schnelle ärztliche Hilfe zum Tode führte. Jetzt bleibt dem Fuchs nur noch ein Feind – und das ist der Mensch. Der Fuchs gehört zu den jagdbaren Tieren und unterliegt dem Jagdrecht. Das kann in der Stadt aber nicht ausgeübt werden, und so hat sich der Fuchs vor allem in den besiedelten Bereichen so gut etabliert, dass die vorhandenen Lebensräume nicht nur belegt sind – die Füchse stehen schon fast Schlange, um im Fuchsparadies Großstadt leben zu können. Füchse graben sich einen Bau mit Wohnkessel und Röhrensystem. Hier bringt das Weibchen, die Fähe, im Mai auch ihre Jungen zur Welt, je Wurf 3 – 5, bei gutem Nahrungsangebot auch mehr. Diese sind nach rund vier Monaten selbstständig und nach 10 – 12 Monaten geschlechtsreif. Die jungen Männchen verlassen den Familienverband früher als die Weibchen. Sie treffen diese dann im Januar / Februar zur Paarungszeit, der sogenannten Ranzzeit, wieder. In dieser Zeit ziehen die männlichen Füchse, die Rüden, mit heiserem Bellen meist nachts durch die Stadt. Die meisten Menschen können dieses Geräusch nicht zuordnen.
Aber wovon ernähren sich die Füchse in der Stadt? Das Lied „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ trifft hier nur noch bedingt zu, da selbst in den Siedlungsgebieten kaum noch jemand Geflügel hält. Geflügelhalter sind auf Füchse nicht gut zu sprechen, da sie trotz guter Sicherung der Gehege immer einen Weg finden, um an die Beute zu kommen. Das trifft natürlich auch für die im Tierpark und Zoo gehaltenen Vögel zu, Füchse fressen auch gern exotische Tiere. Das ist aber auch schon das einzige Negative, was man aus menschlicher Sicht dem Fuchs nachsagen kann. Mäuse, Schnecken, Würmer, Vögel, Wildkaninchen und Junghasen gehören zu seiner Nahrung ebenso wie Früchte, Beeren oder Abfälle von Lebensmitteln. Auch Tierkadaver sind ihm willkommen. Selbst wenn der Fuchs auch mal einen Igel frisst, er stellt für keine heimische Tierart eine Bedrohung dar. Trotz der hohen Siedlungsdichte des Fuchses haben sich auch die Feldhasen innerstädtisch gut etabliert.
Fuchs und Mensch leben heute eng miteinander in einem Lebensraum. Fast alle Berlinerinnen und Berliner empfinden das als positiv und freuen sich über die Begegnung, die ja meist unverhofft stattfindet. Füchse laufen auch schon einmal tagsüber auf dem Bürgersteig und wissen auch, dass man eine Ampel nicht bei Rot überqueren sollte. Kurioserweise nimmt dieses Wissen bei den Menschen ja eher immer mehr ab… Trotz allem haben sie sich eine natürliche Scheu bewahrt, aber ihre Fluchtdistanz ist in der Stadt sehr gering geworden. Füchse streicheln zu wollen, ist keine gute Idee – fühlen sie sich angegriffen, beißen sie auch. Probleme treten dann auf, wenn es Menschen mit den Füchsen zu gut meinen und sie füttern. Einem Hühnerhalter, der den Fuchs in der Nachbarschaft lieber gleich selbst fütterte, damit der seine Hühner verschonen sollte, gelang es so, die Füchse des gesamten Quartiers anzulocken. Der Ruf nach dem Jäger war dann aber vergeblich, die Stadtjäger treten nur dann auf den Plan, wenn eine konkrete Gefahr für die Öffentlichkeit besteht oder ein Tier schwer verletzt ist. Das Füttern der Wildtiere ist generell verboten – leider halten sich die Tierfreunde meist nicht daran.
Auch wenn die Füchse nicht dem Artenschutzrecht unterliegen – so sind sie doch vom Naturschutzgesetz her geschützt. Ihre Lebensstätten dürfen vor allem während der Aufzucht der Jungen nicht gestört oder gar zerstört werden. Nur in den Jagdbezirken ist den Jägern eine Jagd außerhalb der Schonzeiten gestattet. In den Behörden gehen regelmäßig Anfragen zu Füchsen ein. Meist dann, wenn Grundstückseigentümer verunsichert sind, ob von den Tieren eine Gefahr ausgeht. Obwohl die Tollwut keine Rolle mehr spielt, sind hier aber trotzdem einige Grundregeln der Hygiene zu beachten. Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) kann auch auf den Menschen übertragen werden. In Berlin ist er aber fast nicht vorhanden. Um einer möglichen Infektion vorzubeugen, sollten Gemüse, Kräuter und Obst vom Boden gründlich gewaschen werden. Für Haustiere wie Hunde und Katzen ist eine regelmäßige Entwurmung ratsam. Sollte es bei einer Begegnung mit einem Fuchs zu einem Biss kommen, ist sofort ein Arzt zu konsultieren. Zutraulich wirkende Tiere sollten nie angefasst werden!
Die manchmal von Grundstückseigentümern erhobene Forderung, die Behörden sollen den Fuchs auf dem Grundstück fangen und in den Wald verfrachten, ist gegenstandslos. Wildtiere sind herrenlos und der Umgang mit ihnen wird durch das Naturschutzgesetz und das Jagdrecht geregelt. Und das sieht hier keinen Fang vor, es sei denn, ein Tier hätte sich z.B. in einem Gebäude verirrt oder ist in eine Notlage gekommen.
In einer immer naturferneren Welt ist es ein schönes Erlebnis, einen Fuchs in seiner vollen Pracht in der Stadt beobachten zu können. Wer sich am Fuchs nicht nur erfreuen will, kann auch etwas für ihn tun. Auf der Internetseite des Bezirksamtes Lichtenberg, Umwelt- und Naturschutzamt, gibt es die Möglichkeit, Beobachtungen von Wildtieren zu melden. Dadurch wird es möglich, die Bestandsentwicklung zu verfolgen. In Lichtenberg kommt der Fuchs z.Z. flächendeckend im gesamten Bezirk vor. Die Daten werden wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Wer darüber hinaus wichtige Informationen hat, wird gebeten, sich an das Umwelt- und Naturschutzamt Lichtenberg zu wenden (Tel. 90296 4280 oder 4295).