Umweltbüro Lichtenberg

Amphibien in Lichtenberg

Weltweit sind derzeit über 7.000 Amphibienarten bekannt. Immer noch werden jährlich neue Arten entdeckt. Gleichzeitig brechen jedoch natürliche Amphibienpopulationen zusammen. So wurden in einer 2005 veröffentlichten Studie der IUCN (International Union for Conservation of Nature) und CI (Conservation International) 43% aller damals bekannten Amphibienarten als rückgängig und 32% als gefährdet eingestuft. Sie stellen die am meisten bedrohte Wirbeltierklasse dar.

Insgesamt 21 Amphibienarten leben derzeit in Deutschland. Seit 1980 sind alle gemäß der Bundesartenschutzverordnung unter besonderen Schutz gestellt. In Berlin existieren zurzeit noch 13 Arten. Der Laubfrosch (Hyla arborea) ist hier mittlerweile ausgestorben und auch Wiederansiedlungsversuche konnten ihn bisher nicht langfristig im Berliner Gebiet etablieren.

Im Bezirk Lichtenberg sind noch viele kleine und größere Gewässer zu finden, die zur Beherbergung von immerhin neun Arten gut geeignet sind (siehe Tabelle). 

 

BArtSchVO

Rote Liste

FFH-RL

Kammmolch

Triturus cristatus

streng geschützt

3

II, IV

Teichmolch

Lissotriton vulgaris

besonders geschützt

 

 

Erdkröte

Bufo bufo

besonders geschützt

3

 

Grasfrosch

Rana temporaria

besonders geschützt

 

 

Knoblauchkröte

Pelobates fuscus

streng geschützt

2

IV

Moorfrosch

Rana arvalis

streng geschützt

3

IV

Rotbauchunke

Bombina bombina

streng geschützt

1

II, IV

Teichfrosch

Pelophylaxesculentus

besonders geschützt

 

 

Wechselkröte

Bufotes viridi

streng geschützt

2

IV

 

Fünf dieser Arten sind streng geschützt und sogar sechs Arten sind aufgrund ihrer zunehmenden Seltenheit in der so genannten Roten Liste von Berlin aufgeführt. Hier werden Gefährdungskategorien vergeben, die sich von „vom Aussterben bedroht“ bis „gefährdet“ erstrecken. Die fünf streng geschützten Arten stehen auch unter dem Rechtsschutz der EU (s. FFH-RL), weil sie europaweit selten und besonders schützenswert sind. Kammmolch und die Rotbauchunke sind sogar Arten, deren Lebensräume durch die Errichtung von Schutzgebieten gesichert werden sollen. Somit ist z.B. das Naturschutzgebiet „Falkenberger Rieselfelder“ im Nordosten Lichtenbergs auch ein FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat), welches an die EU gemeldet ist.

KnoblauchkroeteIn diesem Schutzgebiet findet sich noch ein Vorkommen der in Berlin fast ausgestorbenen und auch in Brandenburg stark gefährdeten Rotbauchunke. Um den Bestand zu stärken und langfristig erhalten zu können, werden hier seit Jahren große Schutzbemühungen unternommen. Bisher sind diese Bemühungen auch Erfolg versprechend. Die größten Gefahren für diesen kleinen Lurch sind die zunehmende Verinselung durch Zerstörung und Zerschneidung seiner Lebensräume, die Austrocknung der Laichgewässer und auch der Straßenverkehr. Auch die stark gefährdete Knoblauchkröte hat dort ihr bisher größtes bekanntes Berliner Vorkommen. Da diese Art sich tagsüber in Böden eingräbt, ist sie abhängig von unverdichteten Böden wie naturnahes Garten- und Ackerland. Durch den anhaltenden Bauboom im Bezirk verschwinden diese Böden zunehmend und somit auch die Knoblauchkröte. Auch die Wechselkröte, einst zahlenmäßig stark im Bezirk vertreten, verzeichnet einen starken Rückgang. Als Pionierart besiedelt sie als erstes die auf Bau- und Stadtbrachen entstehenden Pfützen und Kleingewässer. Verschwinden diese infolge der Wohnumfeldgestaltung, bzw. wachsen kleinere Gewässer zu, ist die Wechselkröte nicht mehr zu finden.

Der Kammmolch kommt in kleinen, voneinander isolierten Teilarealen vor. Vor allem der Verlust an geeigneten Gewässern trägt zur Gefährdung dieser kleinen Wasserdrachen bei. Aufgrund der Isolation kann der Gewässerverlust zum Aussterben ganzer Populationen führen. Ähnlich ist es für den Moorfrosch, dessen Vorkommen sich zwar auf einem niedrigen Niveau stabilisiert hat, jedoch ebenfalls oft nur verinselt auftritt.

Gras- und Teichfrosch, Erdkröte und Teichmolch kommen im Bezirk noch recht häufig vor, sind sie doch weniger anspruchsvoll, was ihre Lebensräume betrifft. Insbesondere Teichfrosch und Teichmolch findet man oft auch an naturnahen Gartenteichen und kann sie somit aus nächster Nähe beobachten. Lässt man den Garten auch etwas „unordentlich“ mit Unterschlupfmöglichkeiten für die Lurche, kann man auch wunderbar die Erdkröte ansiedeln, die als großer Schneckenvertilger hilfreich dem Gartenbesitzer zur Seite steht.

Doch auch diese noch recht häufig anzutreffenden Arten bedürfen unserer Aufmerksamkeit. Insbesondere die Zerschneidung der Landlebensräume vor den Laichgewässern durch Straßen wird den Tieren oft genug zum Verhängnis. Im Frühling, wenn die Nachttemperaturen über 5 Grad steigen, beginnen die Amphibien ihre Wanderungen von den Überwinterungsgebieten zu den Laichgewässern. Vor allem bei warmem Regen beginnt dann das Naturschauspiel – die Amphibien- oder Krötenwanderung. Auch in Lichtenberg werden von Anwohnern, Naturschutzbehörden und Mitgliedern von Naturschutzverbänden Amphibien- oder Krötenschutzzäune errichtet. Diese verhindern ein Wandern der Tiere auf die Straße. Sie fallen während ihrer Wanderung in Fangeimer, die sich entlang des Zaunes befinden. Täglich werden die Lurche dann entnommen und über die Straße gebracht. So können sie dort ihre Wanderung fortsetzen.

 

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