Zwischen 100 und 200 Millionen Euro geben die Deutschen pro Jahr für Feuerwerkskörper aus. Dabei steigt mit jedem gezündeten Böller und jeder Rakete die Feinstaubbelastung in den Städten extrem an. Nach Angaben des Umweltbundesamtes werden am Silvestertag 4.000 Tonnen Feinstaub PM10 in die Luft freigesetzt (PM – Particulate Matter, PM10 – Staubteilchen mit einem Durchmesser <10µm). Das entspricht etwa 15 % der jährlichen Menge, die im Straßenverkehr abgegeben wird. Auswertungen zeigen, dass zu Silvester in vielen Städten Deutschlands die Feinstaubbelastung so hoch ist, wie sonst im ganzen Jahr nicht. PM10-Stundenwerte über 1000 µg/m³ sind in der ersten Stunde des neuen Jahres in Großstädten keine Ausnahme. Viele der 317 Messstationen der Umweltbehörde melden am 1. Januar eine Überschreitung des EU-weiten Grenzwertes von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dass Feinstaub sich negativ auf unsere Gesundheit auswirkt, ist bewiesen, die Beeinträchtigungen reichen von vorübergehenden Atembeschwerden bis zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem landen jährlich bis zu 8.000 Menschen mit Brandverletzungen und Hörschäden in den Notaufnahmen der Krankenhäuser.
Neben der Lärm- ist auch die Umweltbelastung durch den zurückbleibenden Müll nicht zu unterschätzen. Tagelang räumt und kehrt die Berliner Stadtreinigung (BSR) jährlich mit hunderten Mitarbeitenden Straßen und Gehwege. Böller- und Raketenbatterien finden in den letzten Jahren zunehmenden Absatz. Doch diese müssen von den Mitarbeitenden der BSR per Hand aufgesammelt werden, da sie zu groß für die Kehrmaschinen sind. Zunehmend stellen auch liegen gelassene Glasflaschen, die als Raketenabschussbasis dienen, ein Problem dar.
Zur Verminderung der Feinstaub- und Umweltbelastung in der Silvesternacht, könnte das persönliche Feuerwerk eingeschränkt oder ganz darauf verzichtet werden. Wieso ist es für die Berliner:innen eigentlich so selbstverständlich, dass der Silvestermüll durch die BSR beseitigt wird? Wäre es nicht wenigstens möglich, die gröbsten Reste wegzuräumen? Ein Umdenken wäre hier schön, kann man doch den Böllermüll zu Silvester mit den Essen- und Grillresten im Sommer vergleichen.
Das allseits beliebte Bleigießen ist seit 2018 nicht mehr erhältlich, da beim Erhitzen des Bleis giftige Dämpfe entstehen, die über die Atemwege aufgenommen werden. Gute Alternativen zum Bleigießen bieten Kerzenwachs, welcher in kaltes Wasser gegossen wird oder auch Teig, der nach demselben Prinzip in heißes Öl gekippt wird. Die beim Ausgießen entstehenden Figuren sind zwar nicht ganz so formenreich wie beim Blei, hier ist dann die Phantasie aber umso mehr gefragt. Wer es etwas bunter mag, kann das sogenannte Gummibärchenorakel befragen. Dazu braucht man eine Packung Gummibärchen, dann werden fünf Bärchen gezogen und jede Farbkombination gibt Auskunft über das nächste Jahr. Dazu einfach das Internet befragen. Wer gar nicht verzichten mag, kann im App Store oder Google Play Store die Bleigießen App laden und so digital ins nächste Jahr blicken.
Trotz der massiven Umweltbelastungen tun sich Behörden und Politik schwer mit einem Verbot, beziehungsweise mit Einschränkungen beim Feuerwerk. Einfache Lösungen für das Problem gibt es aber: In vielen Ländern Europas und der Welt ist das private Zünden von Feuerwerkskörpern verboten. Stattdessen gibt es häufig ein großes, professionelles Feuerwerk der Stadt.