Umweltbüro Lichtenberg

Grüne Wände in der Stadt - Fassadenbegrünung und ihre Vorteile

Insbesondere in stark verdichteten Städten können somit positive Effekte auf das Stadtklima bewirkt werden: Begrünte Oberflächen erwärmen sich weitaus weniger als unbegrünte. Würde sich eine gängige Außenfassade bei 28 °C Außentemperatur und direkter Sonneneinstrahlung auf bis zu 60 °C erwärmen, verbleibt die Temperatur bei einer begrünten Fassade deutlich unter 30 °C. Starke Temperaturschwankungen werden dementsprechend weitgehend ausgeglichen.

Grüne Fassaden sind auch eine Wohltat für die städtische Luftqualität: Während der Photosynthese nehmen die Pflanzen Kohlenstoffdioxid auf und produzieren Sauerstoff. Zudem filtern sie Schadstoffe aus der Luft, an ihrer Blattoberfläche binden sie Feinstaub und Stickstoffdioxid. Eine Begrünung fungiert zusätzlich als Lärmschutz, da Schallwellen vom dichten Blattwerk geschluckt werden.

Außerdem wirken Fassadenbegrünungen in Städten nicht nur als Hitzeschutz und sorgen für bessere Luft, sondern sind auch eine Möglichkeit, Lebensraum für Tiere zu schaffen. Viele Arten nutzen die vertikalen Grünflächen als Ersatzlebensraum und finden so, in einem überwiegend naturfremden Umfeld, wertvolle Trittstein-Habitate. Das bedeutet, dass begrünte Häuserfassaden isolierte Biotope innerhalb von Städten miteinander verbinden und so die Artenvielfalt erhöhen können. Bienenfreundliche Blühpflanzen bieten Nahrung für Wildbienen und weitere bestäubende Insekten. Zitronenfalter und andere Schmetterlingsarten überwintern im dichten Gestrüpp. Dies kommt wiederum anderen Tieren zugute: Besonders busch- und baumbrütende Vogelarten nutzen begrünte Fassaden als Brut- und Lebensstätten. Durch die Insekten, die in den Kletterpflanzen leben, steigern sich ihre Nahrungsquellen deutlich. Aber auch Fledermäuse profitieren von der Bepflanzung und dem Nahrungsangebot. Daher ist bei einer Fassadenbegrünung auf den Einsatz heimischer Pflanzenarten zu achten, da diese optimal an hiesige Wetterbedingungen angepasst und Lebensgrundlage der heimischen Tierarten sind.

 

Arten von Fassadenbegrünung

 

Pflanzen streben zum Licht. Das Hochwachsen an senkrechten Wänden und Stützen ist für sie eine Möglichkeit, mehr Licht zu bekommen. Mit einer Fassadenbegrünung lässt sich dies zunutze machen und durch unterschiedliche Pflanzsysteme gezielt fördern. Grundsätzlich kann eine Wandbegrünung boden- oder wandgebunden oder als Mischform angepflanzt werden. Bodengebunden ist eine Begrünung dann, wenn die Pflanzen im Erdboden vor die zu begrünende Wand gepflanzt werden und Wasser und Nährstoffe direkt aus dem Erdreich ziehen. Hierfür eignen sich vor allem selbstklimmende Pflanzen, wie Efeu oder Wilder Wein. Diese bilden Haftorgane aus und klettern so an der Wand in die Höhe. Vorab ist auf eine riss- und schadensfreie Fassadenoberfläche zu achten, damit die Pflanzen sich nicht unter Putz oder zwischen Ziegeln ausbreiten.

Ist die zu begrünende Wand für einen Direktbewuchs ungeeignet, kann ein Ranksystem mit Gerüstkletterpflanzen zum Einsatz kommen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die je nach Wandbeschaffenheit, Größe des Hauses und eingesetzten Pflanzen variiert. Auch hierfür gibt es vielfältige Kletterpflanzen, die an Rankhilfen emporwachsen, wie Hopfen, Kletterrose, Brombeere oder Waldrebe. Ist ein direkter Anschluss an das Erdreich nicht umsetzbar, kann eine wandgebundene Begrünung zum Einsatz kommen. Die Pflanzen werden hierbei in Pflanzgefäßen untergebracht, die an der Wand befestigt sind. Die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen muss hier sichergestellt werden und erfolgt meist über eine automatische Anlage. Der Aufwand für Pflege und Wartung ist von der Art der Gestaltung und dem verwendeten System abhängig; insgesamt aber oft höher als bei bodengebundenen Begrünungen. Generell sind bei allen Begrünungssystemen Pflegemaßnahmen notwendig, wie ein regelmäßiger Rückschnitt um Türen, Fenster und Leitungen, Entfernen abgestorbener Pflanzenreste sowie Sicherstellung einer ausreichenden Nährstoff- und Wasserversorgung. Ein sorgsamer Rückschnitt rund um Fenster und Türen verhindert auch, dass Tiere in die Wohnung gelangen.

 

Fassadenbegrünung in Berlin

 

Personen, die zur Miete leben, können nicht einfach eine Fassadenbegrünung an einem Mietshaus verwirklichen. Es kann allerdings einen Versuch wert sein, bei dem/der Vermieter:in anzufragen, ob eine Fassadenbegrünung umsetzbar wäre, da dafür Fördergelder zur Verfügung stehen. Das Land Berlin fördert seit 2019 die Begrünung von Dächern auf Bestandsgebäuden, um einen Beitrag zur Klimaanpassung zu leisten. Mit der Neuauflage von GründachPLUS zum 1. Januar 2023 ist auch Fassadenbegrünung Teil des Förderprogramms. Hier können Grundeigentümer:innen Fördergelder zur Umsetzung einer Fassadenbegrünung beantragen. Gefördert werden 50 % der förderfähigen Herstellungskosten einer Begrünungsmaßnahme pro Gebäude inklusive der Fertigstellungspflege für 12 Monate. Zusätzlich werden 75 %, mit maximal 15.000 € der nachgewiesenen Beratungs- und Planungskosten übernommen.

 

 

 

 

 

 

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