Die am häufigsten in Städten vorkommende Art ist die Wanderratte (Rattus norvegicus). Wanderratten sind sehr anpassungsfähig und können in einer Vielzahl von Umgebungen überleben. Die Tiere sind überwiegend nachtaktiv und leben in Kolonien. Sie haben komplexe soziale Strukturen und kommunizieren über Geräusche, Gerüche und Körperhaltung. Wanderratten sind sehr fruchtbar. Eine einzige Ratte kann bis zu 12 Nachkommen in einem Wurf, und ein Weibchen kann mehrere Würfe pro Jahr haben. Die Fortpflanzungsrate trägt wesentlich zur schnellen Vermehrung und zum Wachstum der Population bei. Das Vorkommen von Ratten im menschlichen Siedlungsbereich birgt meist ein hohes Konfliktpotential. Viele Menschen fürchten sich vor den Nagetieren und einer möglichen Übertragung von Krankheiten. Aber auch drohende Sachschäden durch Ratten führen dazu, dass Methoden zur Bekämpfung der Tiere eingesetzt werden.
Die Bekämpfung von Ratten kann auf verschiedene Weise erfolgen. Dabei spielen sowohl präventive Maßnahmen als auch der gezielte Einsatz von Giftstoffen (Rodentizide) eine Rolle. Eine ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen sowie die Vermeidung von zugänglichen Nahrungsquellen und Versteckmöglichkeiten sind hier erste wichtige Schritte. Ebenso das Abdichten von Gebäuden und die regelmäßige Kontrolle der Kanalisation können helfen, Rattenbefall zu verhindern.
Der Einsatz von Rattengift ist streng reguliert und birgt ökologische Risiken.
Nicht jede:r darf Rattengift ausbringen, da es sich um ein Biozidprodukt handelt. Laut der Biozid-Verordnung der Europäischen Union dürfen nur speziell geschulte Fachkräfte bestimmte Arten von Giften verwenden. Diese Vorschriften sind notwendig, da eine falsche Anwendung von Rattengift nicht nur das Leben der Ratten, sondern auch das von anderen Tieren gefährden kann. Allerdings birgt auch eine korrekte Anwendung von Rodentiziden (Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren) Gefahren für Ökosysteme. Da die Wirkung der meisten Rattengifte erst nach 3-7 Tagen zum Tod führt, können Ratten, die die Stoffe bereits aufgenommen haben, noch Nahrung für andere Tiere darstellen. So sind vor allem Raubvögel, wie Mäusebussarde oder Eulen, aber auch räuberische Säuger, wie Füchse, Marder oder Hauskatzen, stark gefährdet Sekundärvergiftungen zum Opfer zu fallen. Zudem können Wasserquellen beeinträchtigt werden, da bei unsachgemäßer Lagerung oder Anwendung Gifte ins Grundwasser gelangen können. Einige hoch potente Gifte, die zur Rattenbekämpfung zum Einsatz kommen, wurden zudem als persistent (P), bioakkumulierend (B) und toxisch (T) eingestuft. Das bedeutet, dass solche sogenannten PBT-Stoffe nur sehr schlecht in der Umwelt abgebaut werden, sich in Lebewesen anreichern können und giftig sind.
Laien dürfen einige der weniger potenten Rattengifte in bestimmten Situationen nutzen, aber auch hier gelten strenge Vorschriften. Wichtig ist grundsätzlich, dass die Gifte nur in speziell gesicherten Köderstationen verwendet werden dürfen, um sicherzustellen, dass keine anderen Tiere oder Kinder mit dem Gift in Kontakt kommen. Die korrekte Platzierung und Sicherung ist entscheidend. Das offene Streuen von Rattengift ist aufgrund der Gefahren für andere Lebewesen und die Umwelt nicht zulässig.
Der Einsatz von stark wirksamen Rodentiziden ist Profis vorbehalten, in der Regel handelt es sich dabei um Schädlingsbekämpfer:innen oder speziell ausgebildete Fachkräfte. Diese Personen müssen Schulungen und Weiterbildungen absolvieren, um sicherzustellen, dass sie die Gifte verantwortungsbewusst und im Einklang mit den geltenden Umweltvorschriften verwenden.
Schädlingsbekämpfer:innen sind gesetzlich verpflichtet, den Einsatz von Rodentiziden zu dokumentieren. Dazu gehört die genaue Aufzeichnung des verwendeten Wirkstoffs, der eingesetzten Menge und des Ortes der Ausbringung. Zudem ist eine regelmäßige Kontrolle der ausgelegten Köder erforderlich, um den Erfolg der Bekämpfung zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine nicht beabsichtigten Schäden entstehen.