Umweltbüro Lichtenberg

Im Bann der Blüten

Viele „alte“ Zierpflanzenarten wie die Dahlie, deren Ursprung im mexikanischen Hochland liegt, oder die Pfingstrose, die in China schon seit über 4.000 Jahren kultiviert wird, fanden in den vergangenen Jahrhunderten den Weg in die Gärten Europas. Die meisten sind aber wieder verschwunden, modernere Sorten haben Einzug gehalten.
Für die Gestaltung von Gärten nach historischem Vorbild sind die „alten Kostbarkeiten“ aber von besonderer Bedeutung. Durch Neuanpflanzung von Nelkensorten, die schon die Griechen und Römer erfreuten, können alle Sinnesorgane angesprochen werden, auch und vor allem die Nase, deren Eindrücke das Lustwandeln in ehemaligen Schlossgärten vervollkommnet. Von einigen Sorten existieren glücklicherweise noch Restbestände. Die Vermehrung ist dann ein langwieriger Prozess, der aber dazu führt, dass in historischen Gärten auch wieder historische Zierpflanzen präsentiert werden können. Den lokalen Witterungsbedingungen sind diese Sorten meist optimal angepasst.

Doch nicht nur den Menschen haben in die Jahre gekommene Blumensorten eine Menge zu bieten: Sie ziehen auch zahlreiche Insekten wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Käfer in ihren Bann. Das liegt vor allem an der Ausprägung der Blüten.
Bei den heutigen, modernen Zierpflanzen sind die Staubblätter zu Blütenblättern umgewandelt – sie vermitteln so ein prächtiges Blütenbild. Pollen und Nektar als Nahrung für Insekten bilden diese aber kaum. Alte Sorten und Wildpflanzen hingegen haben meist ungefüllte bzw. halbgefüllte Blüten und bieten so lebenswichtigen Pollen und Nektar für die heimische Insektenwelt. Wenn man bedenkt, dass es in Berlin über 600 Imker mit mehr als 3.000 Bienenvölkern gibt, gewinnt die Nutzung historischer Zierpflanzen weitere Bedeutung.

 

Die Förderung dieser Sorten gestaltet sich etwas schwierig, da sich das Angebot in den meisten Gartenmärkten auf blütenreiche Pflanzen beschränkt. Die weltweite Vernetzung von Pflanzenproduktion und Pflanzenhandel wirkt der Verbreitung alter Sorten durch eine Vereinheitlichung des Angebots zusätzlich entgegen.

 

Viele Vereine aus den Bereichen Kleingarten, Kultur und Pflanzenerhaltung haben sich aber der Verbreitung historischer Pflanzenarten verschrieben. Unter ihnen befindet sich auch der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e. V. Verschiedenste Zierpflanzensamen wie bspw. die der Gartenfedernelke, die schon zu Barockzeiten in Schlossgärten weit verbreitet war, und der Wunderblume, deren Blüten sich nachmittags öffnen und bis zum nächsten Morgen blühen, können hier bezogen werden. Für interessierte Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner bietet der Verein einmal jährlich einen Grundkurs zur Saatgutvermehrung an, der theoretische und praktische Grundlagen zu Saatgut, Blütenbiologie, Handbestäubung und Saatgutaufbereitung vermittelt.

 

Alles in allem sind die „alten“ Zierpflanzensorten ein weiteres kulturelles Erbe, dessen Erhaltung und erneute Verbreitung die Biodiversität im Gartenbau langfristig bewahrt. Nicht zuletzt profitiert davon die heimische Insektenwelt, wie zum Beispiel der Schmetterling im nachfolgenden Gedicht von Wilhelm Busch:

 

Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.

Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.

Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.

Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.
ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heiß geliebte Pflanze.

 

Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller
Quelle: Busch, Gedichte. Kritik des Herzens, 1874

 

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