Umweltbüro Lichtenberg

Weißstorch mag Rind – Wie passt das zusammen?

Der Weißstorch ist ein Langstreckenzieher, der in unseren Breiten seine Jungen aufzieht. Zu finden sind Weißstörche in offenen Landschaften, die gern auch periodisch überschwemmt sein dürfen: Flussniederungen, Kulturlandschaften mit Kleingewässern und extensiv genutzte Wiesen und Weiden. Hier findet Adebar perfekte Jagdgründe, er ernährt sich von Reptilen, Fröschen, Mäusen, Regenwürmern, Fischen, Insekten und ihren Larven. Gerade Insekten sind für die Jungvögel von ausschlaggebender Bedeutung. 300 bis 360 g Nahrung pro Tag benötigt ein Altstorch im Jahresdurschnitt, in der anstrengenden Zeit der Jungenaufzucht ist es mehr. Ein Brutpaar mit zwei Jungen benötigt während der gesamten Aufzucht etwa 200 kg Nahrung. Zu dicht und hoch bewachsene Flächen verringern beim Storch den Jagderfolg, er muss mehr Energie aufwenden, um ausreichend Nahrung für sich und seine Jungen zu finden.

 

Extensiv genutzte Weiden und Wiesen mit feuchten Senken und Kleingewässern können hier von enormer Bedeutung sein. Die extensive Nutzung zeichnet sich nicht durch hohe Erträge aus, sondern zielt darauf ab, ein Gebiet schonend zu nutzen. Bei der Weidehaltung ist der Tierbestand auf einer großen Fläche eher gering. So entstehen vielfältige Strukturen, die wildlebenden Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. Auch Teilflächen, des in Lichtenberg liegenden Naturschutz- und Natura-2000-Gebietes Falkenberger Rieselfelder werden extensiv beweidet. Robustrinder, die ganzjährig draußen sind, bewahren durch das Abfressen der Vegetation die offene Landschaft. Der Verbuschung wird vorgebeugt und so vielfältige Lebensräume dauerhaft gesichert. Durch das flächig verteilte Kurzhalten der Vegetation findet auch der Weißstorch auf diesen Flächen ideale Bedingungen zum Jagen seiner Nahrung vor. Auch die Kuhfladen, eigentlich ein Abfallprodukt, tragen dazu bei, den Jagd- und damit auch den Bruterfolg der Lichtenberger Weißstorchpaare zu erhöhen: Man schätzt, dass sich bis zu 1.000 Insektenarten in den Hinterlassenschaften der großen Pflanzenfresser entwickeln können. Ein wahres Eldorado für hungrige Storchenschnäbel.

 

Hhhmmm, aber wieso kann die Fläche, die dem Storch als Jagdgebiet dienen soll, nicht einfach mittels Mahd kurz gehalten werden? Macht der Kuhfladen wirklich den großen Unterschied? Nicht allein!

Auch eine extensiv genutzte Wiese kann Störchen als Nahrungsgebiet dienen. Mit der maschinellen Pflege gehen aber auch immer Verluste in der Tierwelt einher. Insekten, Kleinsäuger und Amphibien werden nicht selten Opfer der großen und schweren Mähgeräte.

Scheiben- und Kreiselmähwerke zählen zu den effektivsten Mähmaschinen. Sie haben eine hohe Mähleistung und –geschwindigkeit und sind damit auch noch wartungsarm. In Schutzgebieten ist deren Nutzung aber nicht zu empfehlen, da sie mit ihrem hohen Gewicht den Boden besonders auf feuchten Flächen stark verdichten. Die rotierenden Mähwerkzeuge führen außerdem dazu, dass - sich auf der Wiese befindendes Kleinstgetier - kaum Überlebenschancen hat. Die Verwendung von Balkenmähern erhöht die Überlebenschance der potentiellen Storchennahrung erheblich, ist aber in feuchten Gebieten nicht einsetzbar.

 

Im Grunde sind die Robustrinder in den Falkenberger Rieselfeldern nichts anderes als Mähwerkzeuge. Sie sind aber auch schon aus der Ferne wesentlich schöner anzusehen, sie fressen auch auf feuchten Flächen, ihre Hinterlassenschaften bieten Lebensraum und riechen weniger unangenehm, wie die Diesel-Ausdünstungen der großen Landmaschinen. Robustrinder sind wesentlich leichter, ihr Fraßverhalten fördert vielfältige Strukturen, die andere Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum nutzen können. Nicht nur für den Storch sind diese Flächen geeignete Jagdreviere, auch Kiebitz, Feldlerche und Stieglitz profitieren von der extensiven Beweidung. Mit dem Nahrungsangebot steigt auch der Bruterfolg. Auf diesem Wege lassen sich nicht nur die Berliner Weißstorch-Vorkommen stützen.

 

 

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