Umweltbüro Lichtenberg

Der Apfel - Frucht der ewigen Jugend

Wo der erste Apfelbaum wuchs, glaubt man zu wissen. Im Buch Genesis wird der wunderbare Garten Eden beschrieben, in dessen Mitte sich der Baum des Lebens und der Erkenntnis befindet, dessen Früchte zu essen aber verboten ist. Die beiden Menschenkinder Adam und Eva missachten das Verbot und essen von diesen Früchten. Mit den bekannten Folgen: Das sorgenfreie, ewige Leben in Müßiggang ist verwirkt. Sie müssen das Paradies verlassen und von nun an für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen. So weit die Schöpfungsgeschichte.
Wahrscheinlich handelte es sich bei den beschriebenen Früchten um Granatäpfel oder Feigen. Erst spätere Deutungen des alten Testaments machten aus der Paradiesfrucht den Apfel. In vielen Kulturen besitzt er Symbolcharakter. Im Christentum steht er für Versuchung, Verführung, Erkenntnis, aber auch für Sünde. In der nordischen Mythologie hütet die Göttin Idun die goldenen Äpfel, die ewige Jugend und Unsterblichkeit verleihen. Auch in der keltischen Mythologie gibt es einen Ort der ewigen Jugend, wo Apfelbäume wachsen: das sagenhafte Avalon. In der griechischen Sagenwelt kommt der Apfel häufig vor. Hier ist er Symbol für Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit. Dionysos, der Gott der Fruchtbarkeit, schuf den Apfelbaum und schenkte ihn Aphrodite, der Göttin der Liebe und Schönheit. Gaia, die Göttin der Erde, schenkte Hera, der Göttermutter zur Vermählung mit Zeus einen goldenen Apfel. Die Tatsache, dass der Apfel in den Mythen und Legenden vieler Kulturen eine Rolle spielt, lässt vermuten, dass die Griechen und Römer nicht die ersten waren, die Äpfel kultivieren konnten. 1902 in Mesopotamien ausgegrabene Tontafeln aus der Zeit von 2370 v.u.Z. enthalten einen Bericht über die Lieferung von Obst eines landwirtschaftlichen Betriebes einer Herrscherfamilie und bezeugen damit bereits den Handel mit Äpfeln. Die Perser übernahmen die Gartenkultur der Babylonier. Der persische König Dareios I. (521-486 v.u.Z.) besaß prächtige Obstgärten (pers. Pairidaeza, griech. Paradeisois!).

Pomona - römische Göttin der BaumfrüchteWo kommt der Apfel nun eigentlich her? Nach neueren Erkenntnissen stammt unser Kulturapfel aus Kasachstan. Ein Team der Universität Oxford unternahm, den Hinweisen russischer und kasachischer Wissenschaftler folgend, in den 1990er Jahren eine Expedition ausgehend von der Stadt Almaty (Alma -  kasach. „Apfel“) in das Gebiet der nördlichen Ausläufer des Tienschan-Gebirges und fand in noch ursprünglichen Wäldern verschiedene Wildapfelsorten. Die anschließenden DNA-Untersuchungen brachten den Beweis, dass der asiatische Wildapfel (Malus sieversii) mit dem Kulturapfel (Malus domestica) genetisch übereinstimmt. Daraus folgt, dass unsere heutigen Kultursorten vom asiatischen Wildapfel, nicht aber vom europäischen Wildapfel, auch Holzapfel genannt (Malus sylvestris), abstammen. Von Kasachstan aus gelangte der Wildapfel schon vor tausenden Jahren allmählich nach Europa. Auf seiner Wanderung durch Mesopotamien, das Perserreich, das antike Griechenland und das Römische Reich bildete er überall die Basis für heutige Kultursorten. Schließlich haben dann die Römer im Zuge der Ausdehnung ihres Imperiums die Kenntnisse und Fähigkeiten über den Obstbau und die von ihnen kultivierten Apfelsorten verbreitet. Die Römer betrieben den Obstbau schon ziemlich professionell. Sie kannten bereits 20 Apfelsorten. Der Universalgelehrte Marcus Terentius Varro (116-27 v.u.Z.) veröffentlichte Unterweisungen zum Pfropfen der Sämlinge, zur Lagerung und zum gesundheitlichen Wert des Obstes. Der hohe Stellenwert, den der Obstbau für die Römer hatte, kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass sie dafür eine eigene Gottheit schufen – Pomona, die Göttin der Baumfrüchte.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches sorgten vor allem die Klöster für die Verbreitung des Obstbaus. Die Apfelbäume wurden überwiegend in die von schützenden Mauern umgebenen Klostergärten gepflanzt und die Früchte zu Backobst und Wein verarbeitet. Kaiser Karl der Große (747-814) war ein großer Förderer des Obstbaus. Er ließ in seinen Domänen schon ganz bestimmte Apfelsorten pflanzen. Im 12. und 13. Jahrhundert waren es vor allem die Zisterzienser, die den Kulturapfel bis in das Gebiet zwischen Elbe und Oder brachten. Außerhalb der Klöster ließ sich der Adel in seinen Lustgärten neben Ziergehölzen auch Obstplantagen und -spaliere anlegen. Um nach dem 30-jährigen Krieg den Hungersnöten entgegenwirken zu können, verpflichteten einige deutsche Fürsten die Bewohner ihres Landes per Dekret, eine bestimmte Anzahl Obstbäume zu pflanzen. Dieses und weitere Dekrete wurden von den Menschen nur halbherzig befolgt. Es stand nicht genug Pflanzgut zur Verfügung und der zur Konservierung des Obstes benötigte Zucker war für das einfache Volk im 17. und 18. Jahrhundert noch unerschwinglich. Erst allmählich fanden auch Bauern und die bürgerliche Stadtbevölkerung Gefallen an Obstgärten. Mit der gewerbsmäßigen Betreibung im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert verbreitete sich der Obstbau rasch. Es wurden Obstbauvereine gegründet, Baumschulen eröffnet, Obstausstellungen organisiert und die Vermarktung professionalisiert. Die größte Auswahl an Apfelsorten gab es im 19. Jahrhundert. Die meisten davon sind in Vergessenheit geraten.

Heute gehört der Apfel zu den beliebtesten Obstarten, er ist das Synonym für Obst schlechthin. Äpfel haben für die Erhaltung unserer Gesundheit große Bedeutung. Es ist die Komplexität seiner Inhaltsstoffe, die den Apfel für uns so wertvoll macht. Er enthält wenig Fett und Eiweiß, dafür Traubenzucker, der dem Körper schnell Energie zuführt. Die Vitamine A, B-Komplex, C, E, K und H schützen unser Immunsystem, wirken Müdigkeit und Nervosität entgegen und fördern das Konzentrationsvermögen. Die Mineralstoffe Magnesium, Kalium, Phosphor und Kalzium und die Spurenelemente Eisen, Zink, Jod, um nur einige zu nennen, sorgen dafür, dass alle physiologischen Vorgänge in unserem Körper gut funktionieren.
Nicht genug loben kann man beim Apfel den hohen Anteil an Ballaststoffen. Das Pektin entgiftet wegen seines Quellvermögens einerseits den Darm, fördert andererseits die Verdauung und senkt den Cholesterinspiegel. Das englische Sprichwort bringt es auf den Punkt: „An apple a day keeps the doctor away“. Es können natürlich auch zwei sein!

 

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