Umweltbüro Lichtenberg

Gas geben mit Biomasse - Die Maisalternativen

Die Erträge in der konventionellen Landwirtschaft sind in den letzten Jahren aufgrund  verschiedener Faktoren und technischer Fortschritte immer weiter angestiegen. Ob die landwirtschaftlichen Produkte als Nahrungsmittel für die Menschen, als Futter für die Tierhaltung oder zur Produktion von Biogas angebaut werden, macht dabei kaum einen Unterschied. Mais als Kulturpflanze findet für alle drei Nutzungsarten Verwendung. Seine Anbaufläche steigt seit Jahren an. 2017 lag die in Deutschland genutzte Fläche für den Maisanbau bei 2,5 Millionen Hektar, davon knapp eine Million Hektar für die Produktion von Biogas. Damit ist Mais nicht nur die am häufigsten angebaut Art in der Landwirtschaft, sondern auch mit Abstand die häufigste Energiepflanze. 66 Prozent der Anbaufläche für Biomasse bestand 2017 aus Mais, 33 Prozent aus Getreide, Zuckerrüben und Ganzpflanzensilage. Das hat dramatische Folgen für die biologische Vielfalt in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen. Lediglich 0,14 Prozent der landesweit angebauten Energieträger waren alternative Pflanzen, wie bspw. Gräser wie die durchwachsende Silphie oder Wildblütenmischungen.

 

Gerade letztere bieten eine große Chance, die Vielfalt der Strukturen und Kulturen um und auf den intensiv genutzten Äckern wieder zu erhöhen. Denn anders als bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion eröffnet sich hier die Möglichkeit unterschiedlichste Arten und Sorten anzubauen. Der gesamte Aufwuchs kann zur Vergärung in Biogasanlagen genutzt werden. Saatgutmischungen aus ein- und mehrjährigen heimischen Wild- und Kulturarten bieten zudem innovative Ansätze, mit denen die Energieerzeugung aus Biomasse gleichzeitig Ziele des Landschafts-, Natur- und Artenschutzes verfolgen kann. Das vielfältige Blütenangebot und die für landwirtschaftliche Kulturen lange Blühzeit bis Ende Juli/Mitte August verbessert den Lebensraum und die Nahrungssituation für Insekten, auch Wildbienen und Schmetterlinge. Außerdem bieten mehrjährige Mischungen im Sommer wie im Winter Nahrung und Deckung für Fuchs, Reh, Hase, Fasan und Rebhuhn, Singvögel und Wintergäste. Es kann weitestgehend auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden und ab dem zweiten Standjahr findet keine mechanische Bodenbearbeitung mehr statt, wovon bodenbrütende Vögel und Jungtiere besonders profitieren. Und ganz nebenbei werten Blühmischungen das Landschaftsbild auf, erhöhen den Erholungswert einer Region und ermöglichen einen Imagegewinn für die Landwirtschaft.

Zusätzlich lohnen sich mehrjährige Energiepflanzen etwa für den Bodenschutz und stoppen Erosion. Der Boden nimmt bei Starkniederschlägen in kürzerer Zeit mehr Wasser auf.

 

Die Firma Saaten Zeller hat verschiedene Saatmischungen zusammengestellt. Der Veitshöchheimer Hanfmix beginnt Ende Mai zu blühen und erreicht die höchste Blütendichte Anfang bis Mitte Juli. Durch seine lockere Struktur lässt er auch Ackerwildkräutern und Ruderalarten Platz. Als Frühblüher ab Mitte April wurden je nach Bodenqualität z. B. Löwenzahn, Ackerhellerkraut und Rote Taubnessel dokumentiert. Viele Wildbienen benötigen eine solche frühe Tracht als Nahrungsquelle. Für einen guten Ertrag im ersten Jahr sind Faserhanf und Schmuckkörbchen enthalten, als zweijährige Arten u. a. Große Klette und Gelber Steinklee und als mehrjährige Arten u. a. Stockrose, Herzgespann, Wiesen-Bärenklau, Wegwarte und Muskatellersalbei. Insgesamt beinhaltet die Mischung 30 Arten. Der Erntezeitraum wurde durch den Einsatz von langsam reifenden Arten verlängert.

 

Mehrjährige Wildpflanzenmischungen könnten außerdem eine Option sein, um die negativen Effekte von Klimaschwankungen und Wetterextremen auf den Maisanbau abzupuffern. So stellte sich bei einem Ringversuch der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim (LWG) in Bayern (2011 bis 2015, acht Standorte) heraus, dass in schlechten Maisjahren (2013 und 2015) ältere, gut verwurzelte Wildpflanzenbestände ertragsmäßig dem Mais sehr nahe kamen oder ihn in Einzelfällen sogar übertreffen konnten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Dauerkulturen mit Wetterextremen und dem Klimawandel besser zurechtkommen als einjährige Kulturen.

 

Um die Artenvielfalt auf heimischen Äckern weiter zu erhöhen und der Monokultur entgegen zu wirken, lohnt es sich also durchaus, den Anbau von alternativen, energiebringenden Pflanzenarten zu versuchen. Die auf den ersten Blick als vermeintliche Nachteile wirkenden Aspekte, stellen bei genauerer Betrachtung doch eher Vorteile für Tiere, Pflanzen und Menschen dar.

 

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