Umweltbüro Lichtenberg

Berliner Moore – der heimische Klimaschützer

Doch ebendieses Ökosystem ist infolge der anthropogenen Einflüsse im Berliner Stadtgebiet bedroht. Die Entwässerung von Mooren, der Abbau von Torf (in Berlin nicht mehr) und die Versiegelung von Moorböden durch Bebauung führt dazu, dass die moortypische Flora und Fauna sowie die Wasserspeicherungs- und Kühlungsfunktion verloren gehen. Die Ökosystemleistungen verschwinden. Die zahlreichen Berliner Moorflächen mit ihrer unterschiedlichen Ausprägung bleiben zudem auch nicht von den bereits erwähnten Folgen und Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels verschont. In dem Forschungsprojekt Berliner Moorböden im Klimawandel der Humboldt-Universität zu Berlin wurden in den Jahren 2011 bis 2015 die Berliner Moore hinsichtlich ihrer Ökosystemleistung und deren Zustand untersucht. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde auch die größte Gefahr für die Moore in Berlin in Zeiten der Klimakrise untersucht. Innerhalb des Projektes konnten potenzielle Moorbodenflächen von circa 1.400 ha Fläche in Berlin ausgemacht werden. Etwa 600 ha sind hiervon wirkliche Moore, besitzen also mindestens eine 30 cm mächtige Torfschicht und verteilen sich auf 76 Standorten in ganz Berlin. Die meisten innerstädtischen Moorflächen sind in den weniger stark besiedelten und bebauten Randbezirken beziehungsweise an Standorten in den Niederungsbereichen des Berliner Urstromtals zu finden. Die Gosener Wiese ist mit ihrer Moorfläche von mehr als 200 ha das größte zusammenhängende Moor in Berlin. Die kleinsten Moore sind das Kleinen Fenn und Kleine Luch in Schmöckwitz.

 

Die Hälfte der Moorflächen in Berlin ist funktionsfähig und gilt als intakt. Die andere Hälfte ist von einer dauerhaften Entwässerung betroffen, große Teile sind degradiert und ihr Bodenprofil negativ verändert. Am stärksten ist das Moor im westlichen Grunewald betroffen.

 

In dem Forschungsprojekt wurde die Leistung der Berliner Moore detailliert aufgenommen und bewertet. So entspricht die gespeicherte Kohlenstoffmenge (Klimafunktion), welche sich in den Mooren befindet, über 1.000.000 t. Das sind 4.000.000 t CO2, welches nicht in die Atmosphäre gelangt, sondern im Moorkörper gespeichert bleibt. Zum Vergleich, der durchschnittliche CO2 Ausstoß einer Person in Deutschland beträgt 10,78 t CO2 pro Jahr (Stand: 01.08.2022). Die Aufnahmekapazität von Kohlenstoff schwankt stark zwischen den Berliner Mooren und ist abhängig von der Mächtigkeit, der Größe und dem Zustand des Moorkörpers. Die Untersuchungen zeigten, dass zehn Prozent der Kohlenstoff-Speicher durch Degradierung und Entwässerung gefährdet sind und hier potenziell 360.000 t CO2 freigesetzt werden könnten. Die Entwässerung führt außerdem dazu, dass fünf Prozent der Berliner Moore einen schlechten Zustand hinsichtlich der Lebensraumfunktion aufweisen. Zum Schutz vor Hochwasser dienen mehr als 50 % der sich in Berlin befindlichen Moorflächen und trägt mit ihrer Wasserretentionsleistung maßgeblich zum Hochwasserschutz und zum Ausgleich des Landschaftswasserhaushaltes bei. Bei hohen Temperaturen können 95 % der Berliner Moore dazu beitragen, die Umgebung zu kühlen. Lediglich 330 ha der Moorflächen haben jedoch eine stadtklimatische Relevanz, denn nur diese befinden sich in den Kaltluft-Austauschgebieten oder in der Entfernung von maximal 200 m zur nächsten Siedlung.

 

Um die genannten Leistungen auch in Zukunft und speziell in der Klimakrise nutzen zu können, wurde im Forschungsprojekt die größten Herausforderungen der Berliner Moore analysiert. Von Prognosen zur Klimaveränderung in der Region Berlin-Brandenburg ist deutlich von einer Erhöhung der Temperaturen und der Reduktion von Niederschlägen auszugehen. Das hieraus entstehende Niederschlagsdefizit und folglich die Grundwassersenkung ist für das Moor als größte Herausforderung zu bezeichnen. Als grundwasserabhängiger Lebensraum in Berlin ist das Moor somit besonders von der Austrocknung der Landschaft betroffen. Sofern gegen diese Austrocknung nicht vorgegangen wird, könnten die Ökosystemleistungen des heimischen und oft unterschätzten Klimaschützers verloren gehen.

 

Es ist darauf hinzuweisen, dass das Forschungsprojekt bereits im Zeitraum von 2011 bis 2015 erstellt wurde und somit die Niederschlagsdefizite der Dürrejahre ab 2018 nicht in die Untersuchung eingeflossen sind. Die hier vorgestellten Zahlen dürften sich nach Ende des Projektzeitraumes stark verschlechtert haben.

 

Weitere Informationen und ausführliche Beschreibungen zu den Berliner Mooren sind zu finden unter: http://www.berliner-moorboeden.hu-berlin.de/index.php

 

Detaillierte Erklärungen zu den Ökosystemleistungen eines Moores können Sie im UmweltBewusst Beitrag mit dem Titel Klimaschutz durch Erhalt und Wiedervernässung der Moore nachlesen.

 

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