Umweltbüro Lichtenberg

Klimaschutz durch Erhalt und Wiedervernässung der Moore

Somit ist das Moor die bedeutendste natürliche Senke für Kohlenstoff auf der Erde. Dieses Speicherpotenzial wird durch die Torfbildung der Moore hervorgerufen. Hierbei werden unvollkommen zersetzte abgestorbene Pflanzenreste an Ort und Stelle abgelagert und bilden eine Torfschicht. Diese Ablagerung ist möglich, da das Moor bzw. der Boden mit Wasser gesättigt ist. Dieser sauerstofffreie (anaerobe) Zustand ermöglicht, dass die Zersetzungs- und Abbauprozesse der Pflanzenreste, welche normalerweise von aeroben Mikroorganismen gesteuert werden, gar nicht oder nur sehr verlangsamt ablaufen. In Folge dieser gehemmten mikrobiellen Zersetzung wird kein oder nur sehr wenig des in den Pflanzen gebundenen CO2 freigegeben. Das Moor ist durch dieses Potenzial als ein Ökosystem mit einer positiven Stoffbilanz zu bezeichnen. Das Moor ist durch seine Ökosystemdienstleitung im Bereich der Kohlenstoffspeicherung ein geeignetes Mittel, um der Klimakrise entgegenwirken zu können. Durch die menschliche Nutzung der Landschaft ist jedoch der Flächenanteil der Moore stark zurückgegangen. Von dem ursprünglichen Anteil von vier Prozent der Moore an der Gesamtfläche von Deutschland (1,5 Mio. Hektar) ist nur noch ein Prozent naturnah. Darunter sind all diejenigen Moore erfasst, welche aufgrund des Flächenfraßes durch die Landwirtschaft künstlich durch Entwässerungsgräben oder Pumpen dräniert sind und keinen vollkommen durchnässten Moorkörper mehr besitzen.

 

Dies hat zur Folge, dass die vorher anaeroben Prozesse nun aerob also unter Lufteinwirkung stattfinden und daher verstärkt Treibhausgase freigesetzt werden. In Deutschland lässt sich drei Prozent des gesamtwirtschaftlichen Ausstoßes von Treibhausgasen auf die Entwässerung und spätere landwirtschaftliche Nutzung der vorherigen Moorfläche zurückführen. Weltweit werden dadurch zwei bis drei Milliarden Tonnen CO2 (2008) ausgestoßen. Betrachtet man diese Zahl im Vergleich mit den 0,85 Milliarden Tonnen CO2 (2008) von Deutschland gesamtwirtschaftlich ausgestoßenen Kohlenstoff, dann zeigt es, dass die Entwässerung von Mooren einen maßgeblichen Beitrag zu der anthropogenen Klimakrise leistet. Ohne den Eingriff in diesen Kohlenstoffkreislauf wäre das Moor ein Ökosystem mit Kohlenstoffbindung. Durch den menschlichen Eingriff hat sich das Moor zu einem Ökosystem mit Kohlenstoffabgabe entwickelt. Nicht nur die Ökosystemdienstleistung der Kohlenstofffestsetzung geht verloren, sondern auch Funktionen wie die Regulierung des Wasserhaushaltes, des Arten- und Biotopschutzes und die Senkenfunktion von weiteren Schadstoffen.

 

Moore, welche all diese Ökosystemleistungen verloren haben, können durch eine Renaturierung wieder funktionstüchtig werden. Nichtsdestotrotz muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass eine Wiederherstellung weitaus höhere Kosten verursacht, als der Erhalt dieser Funktionen gekostet hätte. Der Erhalt ist daher ökologisch als auch ökonomisch der Renaturierung vorzuziehen. Eine Renaturierung bedeutet in diesem Fall, dass die Moore durch den Abbau der Entwässerungssysteme wieder vernässt werden. Neben dieser Wiedervernässung bedarf es auch der Pflanzung von torfbildenden Pflanzenarten wie z. B. Torfmoose, Schilf oder Rohrglanzgras [von Oheimb et al. 2014, S. 463]. Das Ökosystem kann dann im besten Falle alle Ökosystemdienstleistungen wieder erbringen.

Eine Ergänzung kann die Renaturierung durch die Paludikultur erfahren. Hierbei werden unterschiedliche Pflanzenarten auf dem Moor oder in dessen Umfeld angepflanzt, später geerntet und verwertet. Durch die Bewirtschaftung von Pflanzenarten wie Schilf, Rohrglanzgras, Breitblättrigem Rohrkolben, Gemeinem Wasserschwaden, verschiedenen Seggen-Arten und von Schwarz-Erlen [von Oheimb et al. 2014, S. 464] unter den nassen Bedingungen des Moores, können zusätzliche Wertschöpfungen und Anreize für die Landwirtschaft im Moor geschaffen werden. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Wertschöpfung durch die Produktion von z. B. Roh- und Brennstoffen für die Landwirtschaft und die Torfbildung und -erhaltung für den Moorschutz miteinander zu verbinden. Die Wertschöpfung ist ein maßgeblicher Anreiz für die Landwirtschaft, die entwässerten Moorflächen wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zuzuführen.

 

Kritisch anzumerken ist es, dass die aktuellen nationalen und europäischen Förderrichtlinien für die Landwirtschaft eine solche Nutzung nicht berücksichtigen und daher der Moorschutz für privatwirtschaftliche Akteure unrentabel ist. Im Blick auf den Klimaschutz ist jedoch festzustellen, dass jedes renaturierte oder ursprüngliche Moor einen wesentlichen Beitrag gegen die Klimakrise leisten kann und die Zukunft sichert.

 

Quelle:
Von Oheimb, G., Köbbing, J., & Groth, M. (2014). Klimaschutz: Beispiel Moorrenaturierung. Nachhaltigkeitswissenschaften, 455-473.

 

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