Umweltbüro Lichtenberg

Streuobst in Berlin

Bei der oben genannten Studie stand die Frage im Mittelpunkt, welche Bedeutung Streuobstwiesen für den Naturschutz in Berlin haben. Dafür wurden 87 flächenhafte Streuobstbestände (keine Alleen) in Berlin untersucht, die zum Zeitpunkt der Untersuchung eine Mindestgröße von 1.000 m² aufwiesen.

Streuobstwiesen finden sich traditionell eher an Ortsrandlagen, seit 1990 wurden sie vermehrt in ganz Berlin angelegt. Daher sind sie heute sowohl in den Innenstadtbereichen und Einfamilienhaussiedlungen als auch in großen Parks, in Stadtrandlagen und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu finden.

 

Die Studie zeigt, dass Streuobstwiesen auf innerstädtischen Grünflächen einem hohen Nutzungsdruck unterliegen. Nur mit einem enormen Pflegeaufwand können die Obstbäume aufwachsen, das Erreichen der für den Naturschutz interessanten Altersstufen ist ungewiss. Neben den zahlreichen Beeinträchtigungen bspw. durch Vandalismus oder Hundeurin kann auch die Zweifachnutzung in diesen Bereichen nicht stattfinden, da sich eine artenreiche Krautschicht bei hohem Nutzungsgrad nicht entwickeln kann.

Bei einer verringerten Erholungsnutzung, bspw. in weniger dicht besiedelten Wohngegenden besteht eher die Möglichkeit, die Streuobstwiesen extensiv zu pflegen. So können sich Streuobstwiesen mit naturnahem Charakter ausbilden.

Streuobstbestände, die sich in Berliner Stadtrandbereichen befinden, entsprechen am ehesten den ursprünglich in Mitteleuropa vorkommenden Streuobstwiesen an Ortsrändern.

 

Im Rahmen der Studie wurden zwischen Frühjahr 2017 und Sommer 2018 flächenhafte Streuobstwiesen in Berlin mit einer Gesamtfläche von 58 Hektar untersucht. Fast 4.800 Obstbäume wurden gezählt, der Anteil an Streuobstwiesen an der Berliner Gesamtfläche ist sehr gering und liegt bei 0,064 Prozent. Damit gibt es Potential für die in den Naturschutzzielen 2020 geforderte zehnprozentige Ausweitung der Streuobstflächen in Deutschland.

 

Die Berliner Streuobstflächen sind sehr ungleichmäßig in den Bezirken verteilt. Von den insgesamt 58 Hektar liegen knapp die Hälfte in Lichtenberg (13,5 Hektar) und Pankow (13 Hektar). In Spandau und Treptow-Köpenick befinden sich die meisten aber eben kleineren Streuobstwiesenstandorte. Den höchsten Streuobstwiesenanteil an der gesamten Grünfläche hat der Bezirk Lichtenberg.

Knapp die Hälfte der in Berlin vorkommenden Streuobstwiesen sind nicht öffentlich zugänglich. Hauptgrund hierfür ist die Bewirtschaftung der Fläche durch einen Betrieb oder Verein. Das Obst wird dann entweder direkt oder als Most vermarktet bzw. Weidetiere auf der Fläche gehalten. In Lichtenberg sind fast 12,5 Hektar der hier vorkommenden 13,5 Hektar nicht öffentlich zugänglich.

 

Mehr als 2/3 der in Berlin vorkommenden Streuobstwiesen wurden erst nach 1990 angelegt. Die meisten Obstbäume sind damit noch recht jung. Besonders für die naturschutzfachliche Bewertung von Streuostwiesen als Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten ist dieser Aspekt von hoher Bedeutung. Da Obstbäume erst mit zunehmendem Alter Totholz, Höhlen und besondere Strukturen aufweisen, sind diese auch erst dann als Nistmöglichkeiten und Nahrungsraum für verschiedene Insekten und Vogelarten interessant. Die meisten Berliner Streuobstbestände kommen also erst in den nächsten Jahren in ein Alter, das für den Artenschutz relevant ist.

Obstbäume müssen allerdings gepflegt werden, um ein ansehnliches Alter zu erreichen. Bspw. wird ein jährlicher Erziehungsschnitt bei Jungbäumen bis zum zehnten Standjahr empfohlen! Und hier kommen wir zum aktuellen Pflegenotstand der Berliner Streuobstbestände: Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass 60 Prozent der Obstbäume fachliche Mängel bei der Baumpflege aufweisen! Hier besteht also dringender Handlungsbedarf.

 

Möchte man Streuobstwiesen zu artenreichen und naturnahen Lebensräumen auch in der Stadt entwickeln, müssen folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Nicht angewachsene Bäume müssen ersetzt werden.
  • Die Obstbäume nicht zu dicht pflanzen, um einen kompletten Schattenwurf im Wiesenbereich zu vermeiden.
  • Hochstamm-Bäume pflanzen. Nur hier bilden sich mit zunehmendem Alter Höhlen und Totholz, die verschiedenen Insekten- und Vogelarten als Lebens- und Nahrungsraum dienen. Dies dient der Erhöhung der Artenvielfalt.
  • Regelmäßige Kontrolle von Schäden an Stamm und Baumscheiben.
  • Schutz vor Wild- und Weidetieren.
  • Fachgerechte Baumpflege.

Die vollständige Studie finden Sie auf der Internetseite des BUND Berlin:
https://www.bund-berlin.de/service/publikationen/detail/publication/streuobstwiesen-in-berlin-eine-chance-fuer-den-naturschutz/

 

Quelle:
Klaffke, E.: Streuobstwiesen in Berlin – eine Chance für den Naturschutz?, Berlin, 2018

 

 

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